Koblenz

100 Mahnmale: Stolpersteine in Koblenz erinnern an Opfer der Nazis

Die kleinen Mahnmale zeigen: Die Opfer der Nazis sind nicht vergessen.
Die kleinen Mahnmale zeigen: Die Opfer der Nazis sind nicht vergessen. Foto: Sascha Ditscher

Seit Januar 2007 sind bei bisher acht Aktionen 96 Stolpersteine in Koblenzer Straßen verlegt worden, die an das Schicksal von Juden erinnern, die dort gewohnt oder gearbeitet haben, bevor sie von den Nazis ermordet wurden. Am Donnerstag, 13. November, werden weitere Steine verlegt. Dann gibt es 100 Mahnmale.

Lesezeit: 9 Minuten
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Die Stolpersteine, die vor dem Haus in der Mainzer Straße 10 a an die beiden in Auschwitz ermordeten Koblenzer Juden Dr. Isidor Josef und Erna Treidel, geb. Hecht erinnern, waren im Januar 2007 mit die ersten, die der Künstler Gunther Demnig in Koblenz verlegt hat. Seitdem sind etliche hinzugekommen, wie die Biografien zeigen (chronologisch aufgelistet nach dem Zeitpunkt der Steinverlegung). Recherche und Organisation liegen bei der Christlich-Jüdischen Gesellschaft (Hans-Peter Kreutz, Helene Thill), der Förderverein Mahnmal (Joachim Hennig) und die Stadtverwaltung (Stadtarchiv, Tiefbauamt) unterstützen die Aktionen. In einer Karte sind nach einer Facharbeit am Eichendorff-Gymnasium Stolpersteine und weitere Gedenkorte auch im Netz zu finden:

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Am kommenden Donnerstag werden weitere Steine verlegt: Einer in Metternich wird an den Kinderarzt Dr. Reiner erinnern, der in Theresienstadt starb. Die Steine Nummer 97, 98, 99 und 100 stehen für die Schicksale der Familie Kaufmann und werden gemeinsam mit Schülern der Diesterwegschule um 12.30 Uhr vor dem Kulturbau an der Kreuzung Clemens-/Viktoriastraße verlegt. dos

Mainzer Straße 10 a: Isidor Josef und Erna Treidel geb. Hecht

Dr. Treidel war Rechtsanwalt in Mayen und Koblenz. Er verteidigte vornehmlich politisch Verfolgte. Ab 1938 durfte er – außer für Juden – keine Mandate mehr annehmen. Da Dr. Treidel für die Auflösung der jüdischen Gemeinde in Koblenz zuständig ist, werden seine Frau und er erst spät deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.

Bahnhofstraße 27: Berta Schönewald geb. Goldstein

Berta Schönewald zieht nach dem frühen Tod ihres Mannes ihre Kinder, Enkelkinder und Kinder ihrer Schwester alleine groß. Am 10. November 1938 wird die gesamte Wohnung verwüstet. Berta Schönewald wird am 22. März 1942 nach Izbica (Polen) deportiert und in Sobibor ermordet.

Johannes-Müller-Straße 6: Leopold, Johanna und Hannelore Hermann

Die Familie Hermann verliert mit der systematischen Ausgrenzung der Juden zunehmend ihre Lebensgrundlage. Eine Ausreise gelingt nicht. Am 22. März 1942 werden sie zusammen mit 335 anderen jüdischen Mitbürgern aus Koblenz und Umgebung nach Izbica deportiert und in Sobibor ermordet.

Rizzastraße 22: Wilhelm und Jenny Kahn geb. Salomon

Nach dem Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 muss die Mehlgroßhandlung von Wilhelm Kahn schließen. Nach der Pogromnacht wird er am 10. November 1938 verhaftet. Er und seine Frau werden am 22. März 1942 nach Izbica deportiert.

Pfuhlgasse 6: Karl Heinrich Spiegel

Wegen Kleinwüchsigkeit und epileptischer Anfälle wird Karl Heinrich Spiegel 1934 zwangssterilisiert und verliert seine Arbeitsstelle. Er wird nach Hadamar eingewiesen und stirbt dort im Dezember 1942.

Kastorhof 4: Adolf Appel

Adolf Appel war Hotelbesitzer und Weinhändler. Er wird von einem Angestellten denunziert und während eines Gestapo-Verhörs so stark misshandelt, dass er im Juli 1936 an den Folgen dieser Folter stirbt.

Hüberlingsweg 43: Lydia Gritzenko

Die junge Frau wurde 1942 aus der Ukraine als Zwangsarbeiterin verschleppt. In Koblenz wird sie wegen „Arbeitsbummelei“ und „Herumtreiberei“ angezeigt und 1943 nach Auschwitz deportiert.

Trierer Straße 97: Andreas und Anneliese Hoevel geb. Fiedler

Das Ehepaar übernahm 1939 einen Gemüsehandel in Metternich. Beide waren in der kommunistischen Partei aktiv, weswegen sie mehrfach in Konzentrationslagern einsaßen. Sie wurden zum Tode verurteilt und am 28. August 1942 in Frankfurt am Main hingerichtet.

Gulisastraße 48: Leo und Rosa Wolff

Leo Wolff betrieb eine Metzgerei und einen Viehhandel im Koblenzer Stadtteil Güls. 1938 musste er das Geschäft unter Wert verkaufen. Nachdem sich das Ehepaar dagegen wehrte, verhaftete man beide. Am 22. März 1942 wurden sie nach Izbica deportiert.

Immendorf, Dorfplatz: Familie Michel

Stellvertretend für einen weitverzweigten und vielköpfigen Familienverband werden die Schicksale von Eva, Isaak, Salina und Sybilla Michel aufgezeigt, die in Sobibor, Theresienstadt und Lublin ermordet wurden.

Rizzastraße 40: Eheleute Dr. jur. Walter Brasch, Irma Brasch geb. Silber mit ihren Kindern Jean-Pierre und Ilse Erika Brasch, Emma Brasch geb. May und Ernst Brasch

Die Brüder Walter und Ernst Brasch entstammten einer emanzipierten jüdischen Familie. Beide studierten Jura und waren in der Verwaltung und als Richter tätig. Nach der Pogromnacht wurde Ernst Brasch ins KZ Buchenwald verschleppt, später wieder entlassen. Walter war mit seiner Familie schon vorher nach Holland geflohen, wurde dort aber interniert und später nach Auschwitz deportiert, wo die ganze Familie vergast wurde. Die Familie von Ernst Brasch flüchtete ebenfalls ins Ausland; Ernst Brasch nahm sich jedoch in Frankfurt am Main das Leben. Im September 1942 wurde auch die Mutter der beiden in Treblinka umgebracht.

Hohenzollernstraße 89: Ella Löwenthal geb. Koppel und Ellen-Ruth Löwenthal

Mutter und Tochter wohnten zunächst in der Hohenstaufenstraße 3, später in der Hohenzollernstraße 89, wo sie von Nachbarn unterstützt worden sind. Sie verschwanden buchstäblich über Nacht, als sie über den Sammelbahnhof Koblenz-Lützel nach Izbica deportiert wurden.

Hohenzollernstraße 131: Sally Hermann und Flora Hermann geb. Rothschildt

Sally Hermann war im Hause Liebfrauenkirche 11 als Sekretär der jüdischen Kultusgemeinde mit der Abwicklung jüdischer Angelegenheiten beauftragt. Daher wurde das Ehepaar erst im Frühjahr 1943 in den Tod geschickt. Ihre Kinder Ruth und Lieselotte konnten in die USA auswandern.

Salierstraße 115: Alois Gaß

Alois Gaß wurde im Alter von 16 Jahren aufgrund seiner geistigen Behinderung in die Erziehungs- und Pflegeanstalt Scheuern bei Nassau eingewiesen. Von dort wird er am 1. Juli 1941 in die Heil- und Pflegeanstalt Hadamar verlegt und noch am gleichen Tag umgebracht.

Kastorstraße 23: Max Appel und Julia Appel

Die Geschwister Appel bewohnten gemeinsam ein Haus. Max Appel wurde von seiner katholischen Ehefrau denunziert. Sein weiteres Schicksal bleibt unbekannt. Julia Appel wurde im Oktober 1941 nach Lodz deportiert und am 20. April 1942 ermordet.

Kastorpfaffenstraße 3: Dr. med. Eugen Stern und Käthe Stern geb. Blumenthal

Dr. Eugen Stern war ein beliebter Arzt in Koblenz und bekannter Büttenredner der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft. Um seine Freunde nicht in Verlegenheit zu bringen, scheidet er 1933 freiwillig aus der Karnevalsgesellschaft aus. 1937 muss er aus Koblenz fliehen. Seine Spur verliert sich 1944 im Außenlager Blechhammer des KZ Auschwitz. Seine Ehefrau Käthe wird in Auschwitz ermordet.

Marktstraße 5: Simon Daniel und Olga Daniel geb. Laubheim

Das Ehepaar Daniel führte eine Metzgerei in der Altstadt. Im Juni 1938 wurde das Geschäft zwangsweise geschlossen. Im Sommer 1942 wurden Simon und Olga Daniel nach Theresienstadt deportiert und in Treblinka umgebracht.

An der Liebfrauenkirche 11: Otto Daniel, Flora Daniel geb. Strauß mit Tochter Juliane

Otto und Flora Daniel werden aus dem Haus der Eltern gemeinsam mit ihrer 12-jährigen Tochter Juliane am 22. März 1942 nach Izbica deportiert.

Friedrichstraße 10: Julius Ferdinand Wollf, Rosalie Pfeifer geb. Wollf, Klara Müller geb. Wollf, Frieda Emma Wollf und Max Wolff

Die Geschwister Wollf begingen alle Selbstmord, um der bevorstehenden Deportation zu entgehen.

Moselweißer Straße 32: Anna Speckhahn geb. Blank

Anna Speckhahn war Gastwirtin im Rauental. Im Oktober 1943 beklagt sie einen von der Partei geförderten Sittenverfall und betont christliche Werte. Sie wird denunziert und verhaftet. Am 22. Dezember 1943 wird sie ins KZ Ravensbrück eingeliefert, wo sie angeblich an „Altersschwäche“ stirbt.

Deinhardplatz 4: Dr. jur. Edwin und Julie Landau geb. Wollheim

Dr. Landau war als Amtsgerichtsrat in Koblenz tätig. Er und seine Frau waren große Musikliebhaber. Im Jahre 1926 tritt Dr. Landau in den Ruhestand. Sie ziehen nach Berlin. Nach Internierung in Paris kann Dr. Landau nach Berlin zurückkehren, wo er am 23. Dezember 1941 stirbt. Seine Frau Julie begeht angesichts der bevorstehenden Deportation Selbstmord.

Neustadt 23: Richard Christ

Der Buchhändler Richard Christ gehörte der kommunistischen Partei an. Im Sommer 1933 wurde er in das KZ Esterwegen verlegt. Hier entstand das KZ-Lied, das in leicht veränderter Form als „Die Moorsoldaten“ bekannt geworden ist. Richard Christ wurde 1934 entlassen und emigrierte nach Frankreich. Dort starb er bald darauf an Folgen seiner Misshandlungen.

Schlossstraße 1: Karl Lichtenstein

In diesem Gebäude befand sich die Klinik Dr. Reich, des Schwiegersohnes von Karl Lichtenstein. Viele jüdische Kinder sind hier zur Welt gekommen. Karl Lichtenstein wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und im Vernichtungslager Maly Trostinec umgebracht.

Roonstraße 5: Pater Dr. Albert Maring SJ

Da Pater Maring an Publikationen gegen die NS-Weltanschauung mitarbeitete, wurde er 1941 wegen „staatsfeindlicher und landesverräterischer Betätigung“ verhaftet und 1942 in das KZ Dachau eingewiesen. Dort starb er 1943.

Frankenstraße 13: Edmund Zimmer

Seit seinen Jugendjahren litt Edmund Zimmer an Epilepsie. Im Alter von 21 Jahren wurde er in die Pflegeanstalt nach Andernach eingewiesen und von dort im Juli 1941 nach Hadamar verlegt, wo er sofort vergast wurde.

Trierer Straße 234: Eheleute Julius Marx und Rosa Marx geb. Salomon

Julius Marx war Eigentümer eines Wohnhauses mit Scheune, die er der jüdischen Gemeinde als Versammlungsraum überließ. In der Pogromnacht 1938 wurde er verhaftet. Am 22. März 1942 wurden die Eheleute deportiert, wobei der gehbehinderte Julius Marx in entwürdigender Weise auf einer Schubkarre abtransportiert wurde.

Schlossstraße 1: Klinik des Dr. Richard Reich

Steine wurden verlegt für sechs jüdische Kinder stellvertretend für die vielen deportierten Jungen und Mädchen: Nathan Ackermann (1938 bis 1942), Rolf Eschenheimer (1927 bis 1941), Egon Berlin (1928 bis 1944), Egon Stotzky (1931 bis 1942), Herbert Stotzky (1932 bis 1942) und Doris Thalheimer (1929 bis 1943). In der Schlossstraße befand sich die Geburtsklinik von Dr. Richard Reich, der in Belgien überlebte.

Friedrich-Ebert-Ring 8: Eheleute Dr. Arthur Salomon und Alma Salomon geb. Cohen mit Tochter Ruth

Dr. jur. Salomon arbeitete als Rechtsanwalt. 1941 musste die Familie ihre Wohnung verlassen. Am Tag vor der Deportation fleht Alma Salomon verzweifelt eine Nachbarin an, die achtjährige Tochter Ruth aufzunehmen – vergebens. Am 22. März 1942 wird die Familie deportiert und ermordet.

Bismarckstraße 6 b: Dr. Georg Krämer

Krämer konvertierte während des Jura-Studiums zum evangelischen Glauben. 1931 wird er als Staatsanwalt in Koblenz eingesetzt. Wegen seiner jüdischen Herkunft wird er 1935 entlassen. 1942 wird er nach Theresienstadt deportiert, wo er im Alter von 70 Jahren stirbt.

Immendorf, Dorfplatz: Familie Michel

Stellvertretend für einen vielköpfigen Familienverband werden Steine für Ferdinand Michel und Rosalina Michel verlegt.

Schlossstraße 1: Bela Forst und Rita Alexander

Vor dem Haus, in dem sich die Geburtsklinik von Dr. Richard Reich befand, werden die bisher verlegten Steine um zwei weitere ergänzt: Bela Forst (1938 bis 1942) wurde geboren, während der Vater im KZ Dachau inhaftiert war. Nachdem dieser zurückgekehrt war, wurde die gesamte Familie nach Izbica deportiert. Rita Alexander (1932 bis 1942) wurde 1939 mit einem Kindertransport nach Belgien gebracht. Von dort aus wurde sie 1942 nach Auschwitz deportiert.

Schenkendorfstraße 14: Alfred Schlochauer

Der gebürtige Hamburger war bis 1935 in Koblenz als Oberregierungs- und Baurat tätig. Am 27. Juli 1942 wurde er ins KZ Theresienstadt deportiert.

Görgenstraße 6: Alfred Stern und Ida Bertha Stern geb. Salomon

Die Familie Stern kam aus Nickenich. Ihr Sohn Günter Stern konnte mit einem Kindertransport nach England ausreisen und lebt heute in der Koblenzer Partnerstadt Norwich. Seine Eltern wurden am 22. März 1942 von Koblenz nach Izbica deportiert und ermordet.

Görgenstraße 31: Kurt Rosenblatt

Die Familie Rosenblatt betrieb ein Textilgeschäft. Kurt Rosenblatt floh 1938 nach Holland. Er wurde im Lager Westerbork interniert, wo er seine spätere Frau kennenlernte. Beide wurden nach Auschwitz deportiert. Kurt Rosenblatt wurde ermordet, seine Frau Dora überlebte.

Weißergasse 28: Ernst Albert Wolff

In dem Haus in der Weißergasse lebten mehrere jüdische Bewohner. Die Eltern brachten ihre fünf Kinder bei Verwandten und den Großeltern unter, um sie vor der Verfolgung zu schützen. Zwei der Geschwister leben heute in den USA. Ernst Albert Wolff wurde im Konzentrationslager Majdanek ermordet.

Löhrstraße 28: Markus, Paula, Manfred und Helmut Ramler

In der Vorgeschichte zum Zweiten Weltkrieg wurden die polnisch stämmigen Einwohner des damaligen Deutschen Reiches nach Polen abgeschoben. Auch die vierköpfige Koblenzer Familie Ramler wurde 1938 nach Bentschen ausgewiesen. Diese Flüchtlinge waren aber auch in Polen nicht erwünscht; hier verlieren sich ihre Spuren.

Görgenstraße 41: Alfred und Else Bernd geb. Dachauer und ihre Kinder Johanna und Bernhard

Alfred Bernd betrieb ein Schuhgeschäft in Koblenz. 1942 wurde die Familie nach Izbica deportiert. Die Eltern Alfred und Else Bernd mussten die Erschießung ihrer Zwillinge in Majdanek miterleben, bevor sie selbst in Sobibor ermordet wurden.

Kurfürstenstraße 61: Jakob und Clara Gottschalk geb. Baum und ihre Kinder Renate und Siegfried

Jakob Gottschalk war Schuhmacher. In der Pogromnacht 1938 wurden Geschäft und Wohnung von der Gestapo verwüstet. Er selbst wurde verhaftet und in das KZ Dachau deportiert. Clara Gottschalk flüchtete mit den Kindern zu ihrer Schwester nach Bendorf. Als Jakob Gottschalk 1939 zurückkehrte, zog die Familie nach Köln. Von dort wurden alle vier nach Riga verschleppt.

Südallee 2: Dr. med. Paul Kolf

Der Arzt und Medizinalrat wurde im Sommer 1943 von einem Nachbarn darauf angesprochen, dass er bei Luftangriffen nicht richtig verdunkle. Darauf erklärte Kolf, das sei doch alles Unsinn, in vier Wochen sei der Krieg sowieso vorbei. Der Nachbar denunzierte Dr. Kolf bei der Gestapo. Er starb an den Folgen seiner Haft.

Roonstraße 6: Adolf Duckwitz

Der langjährige Verlagsdirektor des Koblenzer „General-Anzeigers“ und Vorsitzende des Verbands rheinischer Zeitungsverleger geriet ins Fadenkreuz der Machthaber. Duckwitz wurde verhaftet und angeklagt. Während der Untersuchungshaft wurde er in ein Krankenhaus verlegt. Als die Rückführung ins Gefängnis anstand, wählte Adolf Duckwitz den Freitod.

Weißergasse 27: Walter Hübinger

Hübinger war Arbeiter in der Grube Mühlenbach in Arenberg. Angeblich blieb er mehrmals von der Arbeit fern und wurde von der Gestapo verhaftet. Im Oktober 1940 wurde er ins KZ Sachsenhausen verschleppt, wo er im Januar 1941 starb.

Neugasse 22: Johann Dötsch

Der Parteisekretär und Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Koblenz kam mehrfach in „Schutzhaft“. Mit Beginn des Weltkriegs wird er ins KZ Sachsenhausen überstellt. Im Oktober 1945 kehrt Johann Dötsch nach Koblenz zurück und wird Mitbegründer der SPD in Koblenz. Doch schon im Oktober 1946 stirbt er an den Folgen der KZ-Haft.

Friedrich-Ebert-Ring 39: Dr. Hugo Bernd und Senta Bernd geb. Fuchs

Rolf, Beate und Hans Bernd

Hugo Bernd praktizierte als Arzt in Koblenz. Er und seine Frau lassen sich evangelisch taufen. Sohn Rolf wird Musiker und emigriert zunächst nach Italien, dann in die USA. In der Pogromnacht werden Hugo Bernd und seine Frau vorübergehend festgenommen. Sie bleiben in Deutschland, sorgen aber dafür, dass ihre Kinder Hans(-Reiner) und Beate mit einem Kindertransport 1939 nach England ausreisen können, wo beide überlebt haben. Rolf Bernd begeht in den USA Selbstmord. Seine Eltern werden nach Auschwitz deportiert und dort in den Gaskammern ermordet.