Bad Kreuznach

Großer Respekt für die Müllsammler

Pressesprecher Benjamin Hilger nimmt an einem heißen Tag an der Papiermüllsammlung teil.

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Der Auftrag von Abfallwirtschaftsdezernent Hans-Dirk Nies schien einfach: „Wir sollten einmal darstellen, was unsere Müllsammler gerade bei den hochsommerlichen Temperaturen leisten“. Die Umsetzung: Mitfahren und hautnah erleben. Es ist Mittwoch, die Wetterprognose verspricht Hochsommer, die 30-Grad-Marke wird wieder locker übersprungen. Um 5.30 Uhr herrscht bereits Leben auf dem Betriebshof des Abfallwirtschaftsbetriebs. An heißen Tagen fahren die Teams bereits eine halbe Stunde früher vom Hof, um pünktlich um 6 Uhr mit der Sammlung beginnen zu können. Die Müllsammelfahrzeuge werden besetzt und machen sich auf den Weg, Papier, Pappe und Kartonagen sowie Sperrmüll im Landkreis zu sammeln.

Foto: Kreisverwaltung Bad Kreuznach

In einem der Papiersammelfahrzeuge sitzt Pressesprecher Benjamin Hilger, ausgerüstet mit Arbeitskleidung und Sicherheitsschuhen. Frei nach dem Motto, nur wer selbst testet, weiß wovon er berichtet, wechselt er für einen Tag den Arbeitsplatz – vom Büro auf den Müllwagen. Die Tour der Papiersammlung führt zunächst nach Bretzenheim. Mit zwei Fahrzeugen wird die Gemeinde durchforstet, blaue Tonnen geleert, Beistellungen ebenfalls ins Fahrzeug geladen. Noch ist die Temperatur angenehm warm. Im Laufe des Tages ändert sich dies aber, von Stunden zu Stunde steigt das Quecksilber weiter bis jenseits der 30 Grad. Die Tonnen werden dennoch nicht leichter, dafür aber die mitgeführten Wasserflaschen. Mehrere Liter – ohne die sonst notwendigen „Rückführungen“ – werden an Tagen wie diesen durch die Mitarbeiter getrunken, um den Flüssigkeitshaushalt im Griff zu halten und leistungsfähig zu bleiben. Alleine rund fünf Liter sind es bei Hilger. Dies ist auch nötig, denn die Arbeit muss – Hitze am einen Tag hin, Nässe am anderen Tag her – geschafft werden. Es ist die große Erfahrung, die den teils Jahrzehnte in der Müllsammlung tätigen Kollegen hilft, die eigenen Ressourcen im Blick und die Sammlung energieschonend, aber dennoch schnell durchzuführen.

Als Neuling fehlt diese Erfahrung völlig. Aber: Man hilft sich gegenseitig und erhält wertvolle Tipps. Begonnen mit dem scheinbar banalen Thema, wie die Tonne richtig in die Schüttung eingehängt wird, bis hin zum richtigen Abstellen dieser. Kaum gehört, schon probiert und gar nicht so einfach. Ein paar Zentimeter zu weit nach links oder rechts und die Tonne kann nicht geleert werden. Also: Verschieben! Angesichts schwerer Papiertonnen alles andere als eben mal so getan ist – von der steigenden Temperatur gar nicht zu reden. Konzentration ist also gefragt und nach den ersten hundert Tonnen klappt es auch – meistens. Daneben sind es die Beistellungen, die „Freude“ bereiten. Händig wird das teils vom Winde verwehte Papier aufgelesen und in den Wagen geworfen. „Aus den Knien heraus heben und Wege sparen, in dem man Beistellungen auf die Tonne stellt“, lautet der gute Tipp des Kollegen. „Stimmt“, denkt man und ertappt sich zugleich dabei, Papier in den Händen haltend, die Tonne aber stehen lassend beim zum Wagen gehen.

Kein Rezept hingegen haben die Kollegen gegen Falschparker. Hier hilft nur immenses Fingerspitzengefühl und Auge des Fahrers – unterstützt von seinem winkenden Lader. In einer Straße in Bretzenheim meinte es ein Audifahrer an diesem Tag besonders „gut“ mit den Kollegen. Für den Laien scheint kein Durchkommen mit einem Lkw. Aber auch hier siegt die Erfahrung. Spiegel beigeklappt auf der rechten Fahrzeugseite und zwischen Hauswand und Falschparker – mit nur wenigen Zentimetern Abstand zu beiden Hindernissen – hindurch. Das kostet Zeit. Inzwischen ist es Mittag, viele Tonnen und weitere Falschparker später brennt die Sonne gnadenlos, Schatten gibt es bei der Müllsammlung keinen. Zumindest geht ein laues Lüftchen und die Fahrten auf dem Trittbrett kühlen dank Fahrtwind zusätzlich. Die Kleidung ist dennoch nass und mit Salzstreifen verziert.

Nachdem auch Hackenheim und Biebelsheim vom Papiermüll befreit waren, ging es zurück zum Betriebshof. Ein zweites Mal abladen – insgesamt 16 Tonnen wurden alleine an diesem Mittwoch in diesem Fahrzeug gesammelt – und die Schicht beenden. Neben vielen interessanten Eindrücken und dem Respekt vor dem, was die Kollegen Tag für Tag leisten blieb noch etwas: der Muskelkater im Schulterbereich am Folgetag und ein paar Blasen an den Füßen. Für mich ging es zurück an meinen Schreibtisch, für die Kollegen wieder in die Gemeinden des Landkreises, Papier sammeln und sich von der Hitze durchgaren lassen.