Retter: Mario Selas half dem Bruch-Piloten aus dem Haus
Nach dem Knall, der wie die „Explosion einer Gasflasche“ klang, rennt Selas, der etwa 100 Meter vom Unfallort entfernt wohnt, direkt los. Zuerst kann er nicht sehen, wo das Flugzeug notgelandet ist, doch auf einmal entdeckt er Steine auf dem Boden, schaut nach oben und sieht die Flugzeugtrümmer aus dem Dachgiebel ragen. „Das war mir direkt klar, da muss ich rauf und helfen, was ist, wenn da jemand eingeklemmt ist?“
Ein anderer Augenzeuge klingelt am betroffenen Haus, Selas rennt an den Bewohnern vorbei, sucht verzweifelt die Treppe, die zum Dachstuhl über der Scheune führt. Schon bevor er das Trümmerfeld erreicht, schlägt ihm atemberaubender Benzingeruch entgegen. Oben angekommen entdeckt er endlich den Piloten. „Er hatte sich zum Glück selbst befreien können, da stand er zwischen all den Trümmern, blutüberströmt und sichtlich verwirrt und in Schock.“
Selas hat nur eine Frage: „Ist sonst noch jemand im Flieger?“ Der Bruchpilot verneint. „Dann müssen wir hier jetzt so schnell wie möglich weg“, sagt's, nimmt den Verletzten am Arm und bringt ihn runter ins Haus. Dort wird er sofort von einer Nachbarin mit Mullbinden versorgt. Inzwischen sind auch Polizei und Feuerwehr eingetroffen.
Hat er als Mann der ersten Stunden denn keine Angst gehabt, der benzingetränkte Dachstuhl könnte während seiner Rettungsaktion explodieren? „Das war schon gefährlich“, gibt er zu, „aber ich musste da hoch, man kann ja nicht einfach dabeistehen und nicht helfen“.
Auch wenn in diesem Fall noch mal alle glimpflich davongekommen sind, so hätte der Hinterkirchener nichts gegen ein generelles Flugverbot über dem Ort, der sich nur unweit des Ailertcher Flughafens befindet. „Die Flugzeuge sind manchmal schon recht tief unterwegs, das ist nicht ungefährlich, wie man ja jetzt gesehen hat. Es muss immer erst mal etwas passieren, bevor Maßnahmen ergriffen werden.“
Die Flieger könnten einfach abdrehen, statt über die bewohnte Fläche zu kreisen, schlägt er vor. Von der ständigen Lärmbelastung einmal abgesehen: „Da ist jeder Rasenmäher Musik in den Ohren.“
Dass solch ein außergewöhnliches Ereignis öffentliches Interesse mit sich zieht, ist klar, doch laut Mario Selas nimmt das im Falle dieses Unglücks recht bizarre Ausmaße aus. Nicht nur, dass seitdem ständig Flieger um den Absturzort kreisen, um einen guten Blick auf den Unfallort zu erhaschen, auch mit dem Auto reisen die Schaulustigen in Trauben an.
"Hier im Ort gibt es eine Tempomessanlage, die ist normalerweise immer rot, weil die Leute rasen. Seit Samstagabend ist die nur noch grün, weil die Autos ganz langsam an dem Unglückshaus vorbeischleichen …“