Potenzielle Hahn-Käufer lassen Hessen hängen
Nach einem überraschenden Gesellschafterwechsel hatte Hessen den Kaufvertrag vor Wochen vorläufig auf Eis gelegt. Seitdem gibt es keine „ausreichende Verfahrenssicherheit“, bedauert das CDU-geführte Finanzministerium.
In den vergangenen Wochen hat man in Wiesbaden wenig gewonnen, aber reichlich Nerven verloren. Inzwischen wurden sogar Verhandlungen mit dem Zweitplatzierten des Bieterverfahrens aufgenommen: der amerikanisch-chinesischen Henan American Machinery. Doch auch hier tröpfeln die Informationen dürftig. „Wir können nicht sagen, ob dahinter in beiden Fällen eine uns bisher unbekannte Strategie steckt oder schlicht ein Mangel an Vertrautheit mit den mitteleuropäischen Transaktionsregeln“, heißt es. Mit jedem verstreichenden Tag entfernten sich die Bieter weiter von den Rahmenbedingungen des Verfahrens. Oder haben die Investoren das Interesse am Hahn verloren?
Die Hessen dürften sich den Verkauf ihres Anteils an der Flughafengesellschaft FFHG einfacher vorgestellt haben. Schließlich haben ihre rheinland-pfälzischen Nachbarn das Auswahlverfahren für die Flughafenbieter gesteuert. In Wiesbaden muss man also die Suppe auslöffeln, die Mainz ihnen eingebrockt hat.
Hessen hat kein strategisches Interesse mehr am Hahn. Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) sagt aber dennoch: „Wir müssen unsere Anteile aber auch nicht verkaufen.“ Doch ein Millionenbetrag in der Kasse dürfte ihm lieber sein, als eine Beteiligung, die keine Vorteile mehr birgt. Kenner der Szene in Wiesbaden glauben daher, dass Hessen mit seinem demonstrativen Desinteresse Druck auf die Bieter aufbauen will. Denn man geht davon aus, dass mit dem Flughafen Kassel-Calden der Bedarf an defizitären Luftfahrt-Unternehmen für die Regierung längst gedeckt ist.
Spannend ist die Frage, ob der Bieterprozess für den Hahn rechtssicher ist, wenn ADC als eigentlicher Gewinner komplett ausscheidet. Erst später hatte die chinesische HNA-Gruppe die Führung in dem einstigen Konsortium aus ADC und HNA übernommen. Im Mainzer Innenministerium sieht man keine Probleme. Man habe diesen heiklen Punkt geprüft, heißt es.