Neue Vorwürfe: Ryanair auch unter Druck der Koblenzer Ankläger
Auch dieses Verfahren könnte neben dem massiven Mangel an Fachkräften inzwischen Ryanair-Boss Michael O'Leary zur Kehrtwende mit dem völlig neuen Angebot bewogen haben, seinen in Deutschland stationierten Piloten eine Festanstellung sowie die Übernahme von Ausbildungskosten anzubieten.
Gegen fünf Mitarbeiter der britischen Firmen, die Piloten auf Leihbasis für Ryanair beschafften, liegt bereits eine Anklage der Koblenzer Staatsanwaltschaft vor. Allerdings ist derzeit noch nicht absehbar, wann es zu einem Hauptverhandlungstermin am Landgericht Koblenz kommt. „Durch die notwendigen Übersetzungen gestaltete sich die Anklagezustellung zeitintensiver als im Normalfall“, berichtet Gerichtssprecherin Claudia Göbel auf Anfrage. Die Ermittlungen gegen Rynair-Manager dauern unterdessen an, wie Oberstaatsanwältin Martina Müller-Ehlen sagt.
Die Ankläger werfen den fünf Männern im Alter zwischen 35 und 62 Jahren vor, Arbeitsentgelt vorenthalten und veruntreut zu haben. Allein auf das Konto eines Mannes sollen 920 Fälle gehen, bei denen zwischen Januar 2007 bis Juni 2016 fällige Sozialversicherungsbeiträge nicht abgeführt wurden. Die Anklage geht davon aus, dass Ryanair in dieser Zeit 277 Piloten eingesetzt hat, die ihr von den britischen Personaldienstleistern vermittelt wurden. Die in Deutschland stationierten Flugkapitäne seien weitgehend in den Geschäftsbetrieb von Ryanair integriert gewesen. Aber sie wurden nicht zur deutschen Sozialversicherung gemeldet, der etwa 6 Millionen Euro entgangen seien.
Nach dem angeklagten Modell mussten die Piloten eine Art Ich-AG gründen und Verträge mit den Personalvermittlungsfirmen abschließen, ehe sie ins Ryanair-Cockpit stiegen. Damit waren sie formal nicht bei dem irischen Unternehmen angestellt. Daher mussten sie beziehungsweise die Firma, die sie verleiht, Sozialversicherungsbeträge zahlen. us