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Kommentar: Nach der Notbremse jetzt auch das Gas wieder finden

Die Coronapandemie flaut ab, das wird mit dem Blick auf die landes- und bundesweiten Neuinfektionszahlen Tag für Tag immer deutlicher. Für die Politik gilt nun aber auch, Wort zu halten: Monate lange Grundrechtseinschränkungen müssen ein Ende finden und die Notbremse, so wichtig sie zwischenzeitlich auch war, muss zügig gelockert werden. Es ist schlicht und ergreifend mit gesundem Menschenverstand nicht mehr nachzuvollziehbar, warum zum Beispiel Flohmärkte trotz erprobter Hygienekonzepte nicht durchgeführt werden oder Fitnessstudios trotz Testpflicht ihre Umkleiden nicht öffnen dürfen. Warum dürfen Menschen etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln ohne Testpflicht in die Eifel reisen, während man ihnen ihr Bierchen unter freiem Himmel vor Ort aber ohne negativen Schnelltest weiter verwehren muss? Warum bekommen Kinder, die sich mehrfach die Woche testen müssen von den Schulen keine verwertbare Bescheinigung, um dann am Nachmittag eine Eisdiele besuchen zu können? Viele der aktuellen Lockerungen sind eigentlich nur Scheinlockerungen, ihre Umsetzung unwirtschaftlich und bürokratisch. Modellprojekte in verschiedenen Regionen haben längst wissenschaftliche Erkenntnisse geliefert, was wann und wie wieder funktionieren kann. Sie werden ignoriert. Alle bestehenden Einschränkungen müssen auf den Prüfstand – und zwar sofort. Denn statt auf die Eigenverantwortung mündiger Bürger zu setzen, so beschleicht einen das Gefühl, liegt der Fokus bei den Verantwortlichen eher auf das Erreichen bestimmter Impfquoten, bevor der Griff gelockert wird.

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E-Mail: martin.boldt@rhein-zeitung.net