Kommentar: Am Ende verliert auch die Stadt
Igor Bandur, der sich im Recht wähnte, fühlte sich vorgeführt, auf die Anklagebank gesetzt und vorverurteilt – für ihn eine Frage der Ehre, die nur eine Antwort kennt: Rücktritt. Ob so viel Wirbel nötig und hilfreich ist, sei dahingestellt. Aber wohl keiner hätte sich in der Situation nicht angegriffen gefühlt.
Der Stadtrat hat offensichtlich ein Problem. Ein Aspekt dieses Problems sind die permanenten Indiskretionen. Vertrauliche Informationen werden von einer oder mehreren Personen nach außen getragen, landen auch schon mal in sozialen Medien und werden von vermeintlichen Fake-Accounts kommentiert. Unerkannt zu bleiben schien auch bei den in der Corona-Krise etablierten Online-Sitzungen des Rates Mode zu sein – immer wieder schalteten sich Menschen unter falschem Namen dazu. Dabei scheinen große Teile des Rates bemerkenswert harmonisch zusammenzuarbeiten. Mitglieder der FDP machten nie einen Hehl daraus, die Stadtpolitik unter Krügel sehr kritisch zu betrachten. Gut für die Stadt, wenn sich nicht immer alle einig sind!
Wenn allerdings wiederholt noch nicht öffentliche Informationen nach außen sickern, dort unreflektiert gestreut werden und der Stadtbürgermeister gleichzeitig dafür kritisiert wird, dass er Informationen nicht frühzeitig mit seinen Beigeordneten teilt, dann ist das Vertrauensverhältnis im Rat massiv gestört. Dazu kommen die systematischen Attacken ehemaliger Akteure der Stadtpolitik gegen die Stadtspitze auf Facebook und Co. Der so offensiv ins Licht gerückte Rücktritt Bandurs ist ein weiterer Ausläufer davon. Am Ende verlieren alle. Nicht zuletzt die Stadt.
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