Kommentar: Der „Idiotentest“ ist kein faires Verfahren
Wer Mist baut, muss dafür geradestehen. Ein Prinzip, wohl so alt wie die Menschheit, das auch heute noch gilt. Und im Optimalfall setzen Strafen da an, wo es wehtut. Bei vielen ist das der Führerschein, der notwendig ist, um zur Arbeit zu kommen, einkaufen zu fahren, Freunde und Verwandte zu besuchen. Hinzu kommt der Schamfaktor. In unserer Gesellschaft kein Auto fahren zu können oder zu dürfen, wirft Fragen im Umfeld auf. Fragen, die vor allem dann unbequem zu beantworten sind, wenn man die Fahrerlaubnis aufgrund von Straffälligkeit verloren hat.
Es spricht also nichts dagegen, den Führerschein nach mehrfacher vorheriger Verwarnung zu entziehen. Auch nicht, wenn die Delikte nicht im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr stehen. Allerdings sollte dann das Verfahren, um den Führerschein wiederzuerlangen, fair sein. In vielen Fällen heißt das MPU. Medizinisch-psychologische Untersuchung. Im Volksmund spöttisch „Idiotentest“ genannt. Ein Verfahren, dessen Kernelement ein Gespräch mit einem Psychologen ist. Ist der einem nicht wohlgesonnen, oder hat einfach einen schlechten Tag, scheitert man. Egal, wie gut die Absichten des Antragstellers sind. Und man verliert dabei eine Menge Geld, meist mehrere Hundert Euro. Dann ist nicht nur der Lappen, sondern auch das Geld weg. Das tut doppelt weh.
Hier gilt es daher, nachzujustieren. Ein transparenteres Verfahren muss her. Und das sollte mindestens das Gutachten eines zweiten Psychologen während der MPU beinhalten. Sonst verbaut man Menschen langfristig die Zukunft.
Kommentar von Christoph Bröder.
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