Ein bisschen unscheinbar wirkt es schon, dieses niedrige Gebäude am Platz der Vereinten Nationen in Bonn, überschattet vom Marriott Hotel gegenüber und schnell aus dem Blickfeld geratend, angesichts des langgestreckten World Conference Centers Bonn (WCCB) und dem ehemaligen Plenarsaal mit seiner gläsernen Front. Und doch ist das Bundeshaus mit seinen von der Neuen Sachlichkeit geprägten kantigen Formen der historisch bedeutsamste Ort des einstigen Regierungsviertels, wenn nicht gar ganz Bonns. Denn hier, in der ehemaligen Pädagogischen Akademie, entstand vor nunmehr 70 Jahren das Grundgesetz, auf dem seither der gesamte deutsche Staat fußt. Hier wurde es gezeugt und geboren, gegen alle Widerstände in die Welt geschrieben und seitdem konsequent genährt, hier in der umgebauten Aula, die bis zum Umzug der Regierung nach Berlin als Sitz des Bundesrats fungierte und die bis heute den Geist der Gründerväter und Gründermütter beschwört.
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Von September 1948 bis zur Verabschiedung des Grundgesetzes im Mai 1949 tagte der Parlamentarische Rat in dem Gebäude. „Es gibt andere Orte in Bonn, die sich dies auf die Fahnen schreiben oder schreiben lassen, so wie etwa der Schaumburger Hof oder das Hotel Adler, aber dort residierten lediglich die Ministerpräsidenten der Länder“, erklärt Dietmar Preißler, Sammlungsdirektor beim Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.