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Berlin

Debatte um Infektions-Schutz-Gesetz: So unterschiedlich fallen die Reaktionen aus

Von Gregor Mayntz
„Querdenken“ - Demo – Leipzig
Am Samstag hatten sich in Leipzig mindestens 20 000 «Querdenker» versammelt. 90 Prozent der Teilnehmer trugen laut Polizei keine Masken. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Sie sind früh auf den Beinen an diesem Mittwoch, der einmal Teil der deutschen Geschichte sein dürfte. Abgeordnete gehen schon vor acht ins Reichstagsgebäude, um sich nicht blockieren zu lassen, Demonstranten haben sich noch früher auf den Weg gemacht, um ihren Protest gegen die Novelle des Infektionsschutzgesetzes auf die Straßen rund um das Reichstagsgebäude zu bringen. Die Stationen für das Gesetz im Eiltempo sind mittags der Bundestag, nachmittags der Bundesrat, abends der Bundespräsident. Und dazwischen immer wieder Proteste und Polizeieinsätze.

Lesezeit: 5 Minuten
Sie kommen aus dem Rheinland, dem Emsland und Westfalen, aus der Oberpfalz, dem Schwarzwald und der Lausitz. Und sie parken ihre Autos Kilometer vor dem Reichstagsgebäude auf der Straße des 17. Juni. Mittelstandsgesichter, gut gekleidet, aber auch Freaks mit Juteumhängen voller Sticker und bunter Fahnen, als kämen sie gerade von ...
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Ermächtigungsgesetz war etwas ganz anderes

Kritiker bezeichnen das Infektionsschutz- als „Ermächtigungsgesetz“ – ein absolut unzulässiger Vergleich. Mit dieser Bezeichnung verbindet man das Gesetz, mit dem sich das deutsche Parlament als demokratische Institution im März 1933 selbst abgeschafft hat. Die NS-Regierung erhielt durch das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ das Recht, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat sowie ohne Gegenzeichnung durch den Reichspräsidenten Gesetze zu erlassen. Die Gewaltenteilung, Grundlage jedes Rechtsstaats, war komplett aufgehoben. Von einem dauerhaften Außerkraftsetzen grundlegender demokratischer Prinzipien kann heute keine Rede sein.

Schon im Frühjahr gab es ein Eilverfahren

Normalerweise braucht ein Gesetz auf dem Weg durch die Instanzen viel länger als jetzt. Allerdings wurde in diesem Jahr schon einmal ein ähnlich hohes Tempo angeschlagen: Im März gingen die milliardenschweren Corona-Hilfspakete an einem Tag durch den Bundestag – mit erster, zweiter, dritter Lesung und Ausschussberatungen. Zwei Tage später passierte es den Bundesrat und stand am Abend im Bundesgesetzblatt. Jetzt gab es Anfang November eine erste Lesung im Parlament und auch noch eine Expertenanhörung.