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Köln/Rheinland-Pfalz

Interview mit Professor Goecke der TH Köln: Taugen Aktien als Altersvorsorge?

Von Dirk Eberz
Tipps für Anleger: «Die Börse bevorzugt die Karte Zukunft»
Die meisten Deutschen scheuen Anlagen in Aktien. Sie fürchten, dass ihre Ersparnisse bei einem Börsencrash verloren gehen könnten. Doch nach Ansicht des Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Oskar Goercke bieten solche Anlagen durchaus auch großen Chancen. Foto: Arne Dedert/picture alliance/dpa

Die Rente ist bekanntlich sicher. Aber auf welchem Niveau? Fakt ist, dass die erste Säule der Altersversorgung nicht reichen wird, um den Lebensstandard der Deutschen auch in Zukunft zu halten. Im RZ-Interview erklärt Prof. Oskar Goecke vom Institut für Versicherungswesen an der Technischen Hochschule Köln, wie sich die Rente auch an der Börse mit staatlichen Pensionsfonds deutlich erhöhen lässt.

Lesezeit: 3 Minuten
Prof. Oskar Goecke vom Institut für Versicherungswesen an der Technischen Hochschule Köln sieht in Betriebsrenten eine wichtige Option, um die Lücke zu schließen. Dabei sollten seiner Ansicht nach auch Aktienanlagen kein Tabu sein, weil sie auf lange Sicht weitaus höhere Renditen abwerfen als beispielsweise Bundesanleihen. Goecke erklärt auch, wie die ...
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Der Vergleich: So funktioniert das Rentensystem in Schweden und den Niederlanden

Warum Schweden und Niederländer eine höhere Rente bekommen als die Deutschen.

Schweden: Schweden hat 2000 ein neues Rentenmodell entwickelt. Dabei gehen 16 Prozent des Bruttogehalts der Arbeitnehmer in die klassische umlagefinanzierte Rente, wie man sie auch aus Deutschland kennt. Weitere 2,5 Prozent fließen jedoch verpflichtend in kapitalmarktbasierte Produkte. Wo die Schweden diese „Prämienrente“ anlegen, kann jeder Arbeitnehmer selbst entscheiden.

Zur Auswahl stehen mehrere Hundert Fonds von privaten Anbietern und ein staatlicher Aktienfonds. Letzterer hat sich dabei als besonders beliebt herausgestellt. Zum einen, weil die Beiträge dabei automatisch dort landen, wenn man sich nicht aktiv für einen privaten Fonds entscheidet. Zum anderen hat der staatliche Fonds aber auch eine durchschnittliche Rendite von 11 Prozent erzielt. Schweden arbeitet zudem mit einem Rentenkorridor. Die Bürger können selbst entscheiden, wann sie in Rente gehen möchten. Ab 61 Jahren können sie in Ruhestand gehen. Sie können aber auch maximal bis 68 Jahre arbeiten. Wer den Job früh aufgibt, erhält aber auch weniger Rente. Das könnte dafür gesorgt haben, dass viele Schweden länger arbeiten.

Dem deutschen Institut für Altersvorsorge zufolge ist das durchschnittliche Eintrittsalter auf 66 Jahre angestiegen. Insgesamt hat sich das schwedische Modell in den vergangenen Jahren durchaus bewährt. Dort muss der Staat nicht aushelfen, um die Rentner zu bezahlen. In Deutschland wird die Rente derzeit mit insgesamt 109 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt bezuschusst.

Niederlande: In den Niederlanden ruht die Altersversorgung auf drei Säulen, dem „Cappuccino-Modell“. Die Grundrente symbolisiert dabei den Kaffee, die Betriebsrente die Sahne und die private Vorsorge die Schokostreusel. Die beitragsfinanzierte Grundrente beträgt dabei für Alleinstehende 1218 Euro im Monat (2021), verheiratete Paare erhalten 1665,72 Euro pro Monat. Die Höhe der Grundrente ist dabei an die Dauer des Wohnsitzes in den Niederlanden gekoppelt. Nur wer dort 50 Jahre lebt, bekommt die volle Rente. Wie viel man eingezahlt hat, ist hingegen nicht wichtig. Es gibt auch keine Bedürftigkeitsprüfung. An der Finanzierung beteiligen sich alle, die steuerpflichtige Einkommen beziehen. Sie zahlen für Einkommen bis maximal 35.130 Euro jährlich Abgaben von 17,9 Prozent.

Das bedeutet: Alle monatlichen Einkommen bis zu 2927,50 Euro werden mit der Abgabe belegt. Arbeitgeber beteiligen sich übrigens nicht an der Finanzierung. Zur Grundrente hinzu kommen die betriebliche Altersversorgung und die private Vorsorge. Diese beiden Säulen dienen der Sicherung des gewohnten Lebensstandards im Alter. Beide Leistungen sind kapitalgedeckt. Die betriebliche Altersvorsorge ist verpflichtend. Rund 90 Prozent aller Niederländer zahlen mit ihrer Firma in die zweite Säule ein. Das führt dazu, dass Rentner meist einen ähnlich hohen Betrag als Rente ausgezahlt bekommen wie das zuletzt gezahlte Gehalt. Das gilt auch für Geringverdiener. Die private Altersvorsorge ist deshalb kaum ein Thema. Dirk Eberz

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