Koblenz

Gastbeitrag von IHK-Präsidentin Szczesny-Oßing zur maroder Infrastruktur: Langsame Trendwende beim Brückenbau

Von Susanne Szczesny-Oßing
IHK-Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing beschreibt, wie stark die maroden Straßen und Brücken die Unternehmen behindern.
IHK-Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing beschreibt, wie stark die maroden Straßen und Brücken die Unternehmen behindern. Foto: IHK

In den vergangenen Jahrzehnten wurde beim Erhalt und Ausbau der Infrastruktur massiv gespart. Doch seit einigen Jahren ist, wenn auch langsam, eine Trendwende erkennbar. Und sie ist mehr als notwendig, denn die Schäden, die nun peu à peu offenbar werden, sind gravierend. In ihrem Gastbeitrag beschreibt IHK-Präsidentin Susanne Szczesny-Oßing wie stark die maroden Straßen und Brücken die Unternehmen behindern.

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Die Spaten stehen bereit: Erst kürzlich fiel der Startschuss für den Neubau der Pfaffendorfer Brücke in Koblenz.  Foto: Sascha Ditscher
Die Spaten stehen bereit: Erst kürzlich fiel der Startschuss für den Neubau der Pfaffendorfer Brücke in Koblenz.
Foto: Sascha Ditscher

Mangelhafte Infrastruktur ist ein wesentlicher Standortnachteil für Betriebe und schadet der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Initiative „Anschluss Zukunft“, die den Ausbau der B 8/ B 414 zwischen den Autobahnen A 3 und A 4 bezeichnet, der Lückenschluss der A 1 oder die Mittelrheinbrücke beschäftigen uns schon jahrzehntelang. Doch neben diesen – leider – „Langzeitprojekten“ geht es aktuell akut um die Sanierung von Brücken in und um Koblenz.

Viele Brücken müssen saniert werden

Mit 80 Millionen Euro – nach aktuellen Kostenschätzungen – ist die Beteiligung des Landes am Neubau der Pfaffendorfer Brücke die bislang höchste Einzelförderung in Rheinland-Pfalz. Die Brücke ist seit Februar 2021 für den Schwerlastverkehr gesperrt und zeigt, wie dringend notwendig die Trendwende zum Aus- und Neubau ist.

Auch andere Brücken müssen saniert werden: So wird es auf der Südbrücke in der zweiten Jahreshälfte zu Einschränkungen für den Lkw-Verkehr kommen, für 2024 und 2025 ist die Sanierung weiterer Teilabschnitte geplant. Gleichzeitig wirft die Vollsperrung der B 42-Brücke in Lahnstein für das Jahr 2024 ebenfalls ihre Schatten voraus. Zusätzlich besteht auf der A 61-Moseltalbrücke seit Dezember ein Durchfahrverbot für Großraum- und Schwertransporte. Hier gilt für alle Verkehrsteilnehmenden „60 km/h“. Wie schwer die Brückenschäden genau sind und welche Schlussfolgerungen sich daraus ergeben, wird aktuell noch untersucht.

Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz sollte nachhaltig gestärkt werden

Der Schaden für die zu beliefernden und liefernden Unternehmen der Region ist jedoch immens. Verzögerungen verursachen Mehr­kosten und gefährden die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Staus oder gar Unfälle führen zu Zeitverzögerungen; Alternativstrecken sind nur eingeschränkt oder überhaupt nicht verfügbar.

Wasserstraße und Schiene sind in unserer ländlich geprägten Region leider keine Alternative. Auf der Schiene gibt es zudem keine freien Kapazitäten. Hangrutsche, Baustellen oder das 9-Euro-Ticket führten 2022 zu erheblichen Verspätungen im Personen- und Güterverkehr. Hinzu kommt, dass durch das immer wieder problematische Niedrigwasser des Rheins mehr Schiffe mit geringerer Ladung unterwegs sind oder die Transporte komplett auf Straße oder Schiene verlagert werden müssen. Auf die Abladeoptimierung bis 2033 zu warten, ist also keine Perspektive.

Die Krisen der letzten Jahre haben uns allen noch klarer vor Augen geführt, wie wichtig es ist, den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz nachhaltig zu stärken. Deshalb appellieren wir an die Politik auf allen Ebenen, dafür zu sorgen, dass die marode Infrastruktur zügig modernisiert und die lange geforderte Mittelrheinbrücke rasch zu Ende geplant und gebaut wird.

Susanne Szczesny-Oßing ist Vorsitzende des Vorstands der EWM AG. Das Unternehmen mit Sitz in Mündersbach/Westerwald ist für Lichtbogen-Schweißtechnik Deutschlands größter Hersteller und international einer der wichtigsten Anbieter. Szczesny-Oßing greift zurück auf ein vielfältiges Netzwerk in Industrie und Wirtschaft. So ist sie Vertreterin der Wirtschaft im Rat der Technologie des Landes Rheinland-Pfalz und Präsidentin des Deutschen Verbandes für Schweiß- und Fügetechnik (DVS). Seit 2017 ist sie Präsidentin der IHK Koblenz.

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