Der plötzliche Niedergang einer ganzen Region führt unmittelbar vor Augen, was passieren würde, wenn Unternehmergeist fehlt. Keiner würde zupacken, und keiner würde unternehmerisch tätig. Eindrucksvoll entstanden hier, getrieben vom Geist der Leistungsbereitschaft und des Unternehmertums, neue großartige Betriebe zur Versorgung der Bewohner.
Hört man den meist familiengeführten Handwerksunternehmen aufmerksam zu, so wird klar, dass Mut und Eigeninitiative gepaart mit der Unterstützung einer starken Solidargemeinschaft diese Leistung ermöglicht haben. Der Dank der Unternehmer für diese gesellschaftliche und politische Leistung in Land und Bund wird sehr klar betont. Zuversicht und Anerkennung sind die vorherrschenden Eindrücke, die ein Besuch im Ahrtal auslöst.
Verlässt man das Tal und richtet den Blick auf bundesweite Entwicklungen, so entsteht ein ganz anderer Eindruck. Denn was Unternehmer derzeit in der gesellschaftlichen und politischen Debatte ertragen müssen, gleicht eher einem Patronat der Wellnessbewegung als der ernsthaften Bemühung, die Soziale Marktwirtschaft als den Kern unseres Wohlstandes zu festigen.
Es herrscht ein Überbietungswettbewerb sozialer Wohltaten mit Grundrente, Grundeinkommen und Grundsicherung und nicht zuletzt bei der Weiterbildung mit bis zu zwölf Monaten staatlicher Subvention. Dieses Sabbatical auf Staatskosten ist nicht unbedingt geeignet, den Bedarf an Fachkräften zu verringern.
Wenn dann noch zusätzlich zur Elternzeit eine zweiwöchige Väterzeit durchgedrückt wird, die der Arbeitgeber finanziert, trägt das auch nicht zur Befähigung von Arbeitnehmern oder der Linderung des Fachkräftemangels bei. Soziale Marktwirtschaft funktioniert nicht, wenn die Bevölkerung von der Arbeit ferngehalten wird. Und soziale Leistungen müssen durch Unternehmen und produktive Arbeit erwirtschaftet werden. Und wenn die Produktivität, also das in Zahlen und Daten erfasste Leistungselement unserer Volkswirtschaft, sinkt, wird es Zeit, die Agenda neu zu justieren. Eine Fokussierung auf sozial-ökologische und transformative Wirtschaft, ohne dabei das Leistungsprinzip zu betonen, ist unvollständig und schlichtweg falsch.
Die Betriebe im Handwerk sind leistungsbereit und mit unermüdlichem Engagement für Wachstum und Wohlstand unterwegs. Was sie dazu brauchen, ist Entlastung und Freiraum, moderne Arbeitszeitmodelle ohne Fesseln und Entlastung bei Dokumentationspflichten und Steuern. Das Handwerk wird vor dem Hintergrund sozialer und ökologischer Herausforderungen Geschäftsmodelle und Lösungen entwickeln. Was es dazu braucht, sind weniger staatliche Eingriffe und mehr Freiraum.
Ralf Hellrich ist als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz Interessenvertreter für fast 21.000 Handwerksbetriebe im nördlichen Rheinland-Pfalz.