Alken

Café Becker schließt nach 35 Jahren: Betreiber hören altersbedingt auf

Von Stefanie Braun
Beliebt bei Kunden und Stammgästen: Am Sonntag hat das Café Becker mit angeschlossenem Hotel garni zum letzten Mal geöffnet, danach schließen die beiden Betreiber altersbedingt. Für den Betrieb gibt es dennoch eine Zukunft durch einen neuen Investor und Pächter.  Foto: Erwin Siebenborn
Beliebt bei Kunden und Stammgästen: Am Sonntag hat das Café Becker mit angeschlossenem Hotel garni zum letzten Mal geöffnet, danach schließen die beiden Betreiber altersbedingt. Für den Betrieb gibt es dennoch eine Zukunft durch einen neuen Investor und Pächter. Foto: Erwin Siebenborn

Nach fast 35 Jahren schließt das Café Becker mit angeschlossenem Hotel garni in Alken seine Pforten. Die Betreiber hören altersbedingt auf, für den Betrieb allerdings gibt es eine Zukunft: Denn die Beckers haben einen Investor gefunden, der den Betrieb gekauft hat und künftig verpachten will. Schlüsselübergabe soll am Neujahrstag 2022 sein.

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Seine Frau sei etwas wehmütiger, bei ihm überwiege die Freude über den neuen Lebensabschnitt, sagt Arnolf Becker. Vor allem die Aussicht, künftig nicht mehr jeden Tag um 3.30 Uhr aufstehen zu müssen, ist verlockend für den 62-jährigen Bäckermeister. Seit er 1974 seine Ausbildung begonnen hat, arbeitet er in dem Beruf. 1982 machte er seinen Meister, seit 1987 sind er und seine Frau Ulrike (62) selbstständig mit dem Betrieb. Er sei zu den Wurzeln seines Vaters zurückgekehrt, sagt Becker. An dem Ort, wo heute das Café mit eigener Produktion und Hotel garni stehen, befand sich früher das Elternhaus seines Vaters. In dem hatte der Großvater eine kleine Bäckerei. Als er 1942 im Krieg starb, war Beckers Vater erst zwölf und konnte den Laden natürlich nicht weiterführen. Der Vater zog 1959 nach Cochem und übernahm den Betrieb seiner Tante. Arnolf Becker kam 1986 aus Cochem nach Alken, riss das Elternhaus seines Vaters ab und baute darauf seinen eigenen Betrieb. Nun bedient seine Frau am Sonntag, 28. November, das letzte Mal die Stammgäste in Café und Verkauf, er steht zum letzten Mal in der Bäckerei. Der Grund sei vor allem einer: „Wir hatten uns vor etwa zehn Jahren das Ziel gesetzt, mit 63 Jahren aufzuhören“, sagt Becker. Eine Voraussetzung sei gewesen, dass sie in Alken bleiben wollten. Vor drei Jahren hatten sie ein Haus gekauft, es zurechtgemacht, sodass sie nächste Woche einziehen können. Die Situation für kleine Familienbetriebe wie seinen sei schwieriger geworden: Handel und Zulieferer orientierten sich zusehends an Großfilialisten, sodass auch sie immer größere Mengen abnehmen sollten – sofern sie angesichts von Lieferengpässen etwas bekommen haben. Bei der Kundschaft hätten kleine Betriebe und deren Waren zwar einen hohen Stellenwert, doch am Markt hätten sie es schwer. Durch Café und Hotel sowie die gute Lage in Alken hätten sie dennoch ein sicheres Standbein.

Zudem hätten die vergangenen zwei Corona-Jahre die Situation nicht einfacher gemacht. 2020 sei noch sehr erfolgreich gewesen, da viele Gäste innerhalb Deutschlands Urlaub gemacht hatten. 2021 sei das wieder ganz anders verlaufen und viele wohl wieder ins Ausland gefahren. Das zerre an den Nerven. Derzeit ist die Personalnot groß in gastronomischen Betrieben, auch beim Café Becker, doch in ihrem Fall sei die Situation eine spezielle, keine allgemeine. Im Frühsommer hatten sie das Personal über den Verkauf informiert, die meist Teilzeitkräfte suchten sich sukzessive neue Arbeitsstellen. Nach der Verabschiedung einer Mitarbeiterin war Becker in der Produktion schon während des Lockdowns alleine. Nun war auch seine Frau mehr und mehr auf sich gestellt im Verkauf und Hotel. Das sei schon ziemlich stressig gewesen, sagt Becker.

Dennoch: Das alles seien keine Gründe für den Verkauf gewesen, sondern ihr Ziel, mit 63 einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen: „Da haben wir mit 62 Jahren fast eine Punktlandung geschafft.“ Die neuen Besitzer, die den Betrieb nun verpachten wollen, kommen aus Alken, kennen sich also mit Ort und Örtlichkeit aus, so viel kann Becker sagen.

Doch auch wenn die vergangenen Wochen stressig waren, überwiegen die positiven Erinnerungen: Den Erfolg, den sie mit ihrem Unternehmen hatten, der Kontakt zu den Kunden, Stammgäste, mit denen man sich angefreundet hatte, die Verbundenheit zum Ort, in dem Becker über Jahre politisch aktiv war, in dem die Tochter groß geworden ist. Im Grunde genommen war alles positiv in den Jahren, fasst Becker zusammen – bis auf zwei Ereignisse: die Jahrhunderthochwasser 1992 und 1993. 92 kam das Wasser schnell und ging wieder schnell, doch stellte Café und Verkaufsraum bis zum Fenstersims unter Wasser. 80 Zentimeter hoch war es dort, 60 Zentimeter noch in der Backstube. Seither sitze ihm bei jeder Hochwassersaison die Angst im Nacken, gibt Becker zu. Wenn sie nun aus der zweiten Etage über Bäckerei und Hotel ausziehen, dann wohnen sie ab sofort in der Ortsmitte, mit Blick auf die Burg und weit weg von der Mosel, sagt er. Aufstehen wollen Becker und seine Frau ab dann, wenn sie wach werden und den Tag entspannt beginnen lassen. Gerne auch mit einem Besuch in ihrem alten Café. Denn bevor sie zu einem ehemaligen Mitbewerber gehen, gehen sie lieber zum alten Betrieb, sagt Becker scherzhaft. Und falls der neue Pächter ein paar beliebte Rezepte möchte, gebe er sie gerne weiter: „Ich habe da keine Geheimnisse“, sagt Becker. Stefanie Braun