Koblenz

Warum regt Gendern die Leute so auf? Expertin der Uni Koblenz: „Das ist eine Stellvertreterdiskussion”

Tanja Gnosa, Kulturwissenschaftlerin und Gleichstellungsbeauftragte der Uni Koblenz, im Medienhaus der Rhein-Zeitung.
Tanja Gnosa, Kulturwissenschaftlerin und Gleichstellungsbeauftragte der Uni Koblenz, im Medienhaus der Rhein-Zeitung. Foto: Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Sagen wir bald Schängel*innen? Im Podcast „Wie klingt Koblenz?” geht es diesmal um ein ganz heißes sprachliches Eisen: das Gendern. Tanja Gnosa von der Uni Koblenz zeigt Verständnis für Skeptiker: „Ich gebe zu, es ist manchmal ungewohnt” – Aber sie wirbt auch mit viel Herzblut und überraschenden Argumenten für sensibles Sprechen.

Lesezeit: 2 Minuten
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Tanja Gnosa ist Lobbyistin. Allerdings nicht für die Interessen von Großkonzernen, sondern für die Gerechtigkeit, könnte man sagen. Gnosa ist Wissenschaftlerin, hat summa cum laude promoviert. Seit einigen Jahren ist sie aber nicht nur als Forscherin gefragt, sondern auch als forsche Stimme für Frauen und non-binäre Menschen an der Uni Koblenz. Nicht nur, aber auch im Bereich Sprache.

Im Podcast-Interview diskutieren Tanja Gnosa, Gleichstellungsbeauftragte der Uni Koblenz, und RZ-Redakteur Finn Holitzka über die Feinheiten und Kontroversen rund um das Gendern: Die Ansprache aller Menschen durch besondere Satzzeichen oder eine Kurzpause in der gesprochenen Sprache.

Ist Gendern zu akademisch? Wie erklärt man das der Verwandtschaft? Was macht das Sternchen* besser als der Doppelpunkt? Und warum bringt das gut gemeinte Gendern manche Leute scheinbar so auf die Palme?

Zu diesen Fragen bezieht die Expertin in einer neuen Folge der Reihe „Wie klingt Koblenz?” unseres Podcasts RZInside Stellung. Dabei zeigt Gnosa durchaus Verständnis dafür, dass die Umsetzung des Genderns nicht jedem leichtfällt. Aber zu der teilweise scharf vorgetragenen Kritik am Genderstern sagt sie auch:

Für mich ist das oft eine Stellvertreterdiskussion. Wir leben in krisengeschüttelten Zeiten. Und in Zeiten der Verunsicherung neigen Menschen dazu, sich auf das Altbewährte zurückzuziehen. Das sieht man an der Sprachdebatte sehr deutlich.

Tanja Gnosa, Gleichstellungsbeauftragte der Uni Koblenz

In den Medien, in den Kommentarspalten, unterm Weihnachtsbaum: Hitzige Diskussionen um das Gendern gibt es überall. Wie kommen wir da zu einer gemäßigteren Gesprächskultur? Gnosa sagt im Podcast: „Es gibt oft diese Haltung: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Ich denke, wenn wir uns stärker darauf besinnen, nicht unsere Privilegien zu verteidigen, sondern wieder ein bisschen mehr Gemeinschaftssinn einziehen zu lassen, dann werden wir vielleicht auch eine Erkaltung dieser Debatte sehen.”

Tanja Gnosa, Jahrgang 1978, kommt aus dem Nahetal, hat in Aachen Kommunikationswissenschaft studiert und ist seit 2010 an der Uni Koblenz tätig. Seit 2021 ist sie deren Gleichstellungsbeauftragte.

Zum Podcast
RZInside ist der Podcast der Rhein-Zeitung, abrufbar auf Spotify und allen gängigen Plattformen sowie kostenfrei auf rhein-zeitung.de (zur Übersichtsseite).

In der Serie „Wie klingt Koblenz?” kamen schon der Comedian Rainer Zufall, die Studentin Clara Libovsky oder der Kickboxer Marlon Reinhardt zu Wort. Feedback und Themenvorschläge nehmen wir per E-Mail entgegen.