Nürburgring

Rock am Ring 2023: Zu männlich, zu teuer, zu rechts – oder wird doch alles gut?

Von Finn Holitzka
Open-Air-Festival "Rock am Ring"
Rock am Ring hat zahlreiche Hardcore-Fans. Doch die Community ist streitbar, und einige Kritikpunkte tauchen immer wieder auf. Was steckt dahinter? Foto: Thomas Frey/picture alliance/dpa

Wir analysieren drei der meistgenannten Kritikpunkte an Rock am Ring 2023 in unserem Podcast RZInside – Wie berechtigt ist der Unmut mancher Fans über die geringe Frauenquote, die hohen Ticketpreise und die holprige Krisenkommunikation rund um Pantera?

Lesezeit: 3 Minuten
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Rock am Ring ist Kult. Seit Jahrzehnten pilgern Zehntausende mit Bierdosen und Grillgut proviantierte Fans jeden Sommer in die Eifel. Doch mit wachsender Popularität sind im Laufe der Zeit auch die Ansprüche der Fangemeinde gestiegen.

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In unserem Podcast RZInside analysieren wir deshalb drei wichtige Kritikpunkte, die auf dem Festivalgelände und in den sozialen Netzwerken kursieren: Ist Rock am Ring zu männlich besetzt? Zu teuer? Und zu lasch im Umgang mit rechts? Die ganze Recherche hören Sie im Podcast RZInside. Hier ein Auszug.

Ein Festival von Männern für Männer?

Seit Jahren hält sich der Vorwurf, bei Rock am Ring spielten fast nur männliche Musiker – zumindest zu den besonders prominenten Zeiten. Etliche Musikerinnen machten darauf zuletzt mit Coverversionen berühmter Songs aufmerksam, auch die Moderatorin Carolin Kebekus thematisierte das Ungleichgewicht.

Dass man daran arbeiten wolle, das Line-Up künftig diverser zu gestalten, versprach Rock-am-Ring-Chef Matt Schwarz vor einem Jahr hier. Was ist seitdem passiert?

Im Programm von Rock am Ring 2023 finden sich mindestens 21 Acts, in denen eine oder mehrere Frauen spielen. Eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (damals waren es acht). „Wenn man sich dann aber anschaut, wie die Musikerinnen verteilt sind, sind das meistens die Supportslots”, sagt Caro Schwoll vom Kompetenzzentrum Pop RLP im Podcast RZInside.

Podcastaufnahme bei der Rhein-Zeitung in Koblenz: Zu Gast im Studio sind Caro Schwoll (rechts) und Lea Jung von Pop RLP.
Podcastaufnahme bei der Rhein-Zeitung in Koblenz: Zu Gast im Studio sind Caro Schwoll (rechts) und Lea Jung von Pop RLP.
Foto: Kevin Rühle/Kevin Ruehle

Das heißt: Im Großen und Ganzen spielen die Frauen bei Rock am Ring eher am Mittag oder frühen Abend. Die Höhepunkte sind männlichen Künstlern vorbehalten. Es gibt allerdings eine gewichtige Ausnahme: Die Band Evanescence krönt den Festival-Samstag mit dem letzten Auftritt.

Immer das Gleiche, immer teurer?

Die Eintrittspreise für Rock am Ring sind vollmundig. Zuletzt bot das Festival zwar stark rabattierte Tickets an, offenbar, um Kurzentschlossene anzulocken. Viele Routiniers dürften aber bereits die Wochenend-Tickets für knapp 300 Euro gekauft haben. Kosten für den Zeltplatz kommen noch hinzu.

Ein Blick zurück: Vor 20 Jahren kostete das Ticket für Rock am Ring noch 99 Euro, Camping inklusive. Doch die Inflation macht auch vor der Musik- und Eventbranche keinen Halt, erklärt Festivalsprecherin Steffi Kim. Viele Fans werden die Preise wohl auch weiterhin in Kauf nehmen – Festivals wie Rock am Ring bieten ihnen schlicht Erlebnisse, die sie nirgendwo anders bekommen.

Allerdings fällt auf: Bei steigenden Kosten wird allzu oft das gleiche Angebot gemacht: Nur gut die Hälfte der Bands im aktuellen Programm ist neu, 36 Acts waren schon in der Vergangenheit (teils mehrfach) dabei.

Zu lasch im Umgang mit rechts?

Dass Rock am Ring für 2023 die Band Pantera eingeladen hat, brachte den Verantwortlichen scharfe Kritik ein: Sänger Phil Anselmo war als Einzelperson mehrfach mit rechtsextremer Symbolik aufgefallen, zeigte unter anderem den Hitlergruß. Nachdem Rock am Ring die Einladung an Pantera zunächst verteidigte, kam dann die Kehrtwende mit der Streichung.

Musikwissenschaftler und Rechtsrock-Experte Thorsten Hindrichs von der Uni Mainz hat eine eindeutige Haltung zum Umgang des Festivals mit Pantera: „Eine klare Positionierung sieht anders aus.”
Musikwissenschaftler und Rechtsrock-Experte Thorsten Hindrichs von der Uni Mainz hat eine eindeutige Haltung zum Umgang des Festivals mit Pantera: „Eine klare Positionierung sieht anders aus.”
Foto: Thorsten Hindrichs/Uni Mainz

Den Rechtsrock-Experten Thorsten Hindrichs von der Uni Mainz überzeugt das nicht, wie er in RZInside schildert: „Das ist ja eigentlich nur passiert, als der öffentliche Druck zu groß wurde und dann einfach eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgestellt wurde. Aber eine klare Positionierung gegenüber Rassismus und Menschenfeindlichkeit sieht meiner Meinung nach ganz anders aus.”

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