Mainz. Wie kann man Kinder aus bildungsfernen Familien auch im Fernunterricht nicht aus den Augen verlieren? Diese Frage treibt seit Beginn der Corona-Pandemie mitsamt Schulschließungen die Lehrer, Eltern und Schulleiter um. Das pädagogische Landesinstitut sieht aber just in den digitalen Lernplattformen große Chancen: „Der Unterricht über die Lernplattformen Moodle und das Videokonferenztool BigBlueButton kann auch für Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen Familien gut funktionieren“, glaubt die Leiterin des Instituts, Birgit Pikowsky.
Gerade Lernplattformen eigneten sich „sehr gut für zeit- und ortsunabhängiges Lernen“, findet Pikowsky. Die digitalen Programme böten gute technische Werkzeuge etwa für die Differenzierung der Aufgaben durch die Lehrkräfte. So könnten Kinder und Jugendliche im Prinzip sogar sehr gut individuell gefördert werden.
Lernplattformen eröffneten die Möglichkeit, jedem Schüler individuell ein Feedback zu geben, erklärt Pikowsky. In Moodle könne das nahezu bei jeder Lernaktivität geschehen. So könnten etwa Arbeitsblätter, die als Fotos von den Schülern abgegeben werden, direkt in der Plattform korrigiert und bewertet werden. Auch einen individuellen Arbeitsplaner gebe es in Moodle, dort können jedem Schüler eigene Aufgaben und Materialien zugewiesen und Rückmeldungen gegeben werden.
Noch viel zu unbekannt sind offenbar die vielfältigen Hilfsprogramme, die das Land in Sachen digitales Lernen zur Verfügung stellt: Da gibt es die Lernsoftware Bettermarks für Mathematik, die allen Schulen kostenlos zur Verfügung stehe, erklärt Pikowsky. Bettermarks bietet Übungsaufgaben und Materialien für den Matheunterricht der Klassen vier bis elf sowie Möglichkeiten zum Aufarbeiten von Entwicklungsrückständen. Für Grundschulen gebe es in den Landesbibliotheken kostenfrei eKidz, eine App zur Lese- und Sprachförderung, die die individuelle Lerngeschwindigkeit und das Ausgangsniveau des Kindes berücksichtigt. Speziell für schwächere Schüler sei das Diagnosetool 2 P gut geeignet.
Voraussetzung für den Lernerfolg ist: Die Lehrkräfte müssen die digitalen Plattformen beherrschen. „Wir können die Kinder individuell ansprechen über die Technik, das ist aber wahnsinnig arbeitsintensiv“, sagt eine Grundschulrektorin. Manche Kollegen bekämen am Tag bis zu 200 Rückmeldungen, „das ist nicht zu leisten“. Am meisten gebracht habe im Pandemieunterricht deshalb vor allem eines, berichtet die Rektorin: kleine Lerngruppen in geteilten Klassen. „Da haben wir die Lerninhalte in der Hälfte der Zeit durchbekommen.“ gik