Um 15.10 Uhr trifft am Freitag eine E-Mail der Pressestelle des rheinland-pfälzischen Innenministeriums in den Postfächern der Landespresse ein. Betreff: „Aktueller Stand.“
Mit der Antwort aus dem Haus von Innenminister Roger Lewentz (SPD) steht fest: Die sieben Videos der Hubschrauberstaffel des Landes Rheinland-Pfalz, die dem Vernehmen nach dramatische Szenen aus der Flutnacht zeigen, liegen seit dem 9. September im Innenministerium vor. Das räumt die Pressestelle in ihrer Auskunft ein.
Damit ist klar: Die Aufnahmen trafen exakt zwei Wochen vor der erneuten Befragung des Innenministers in seinem Haus ein. Nach Angaben der Pressestelle habe Lewentz die Bewegtbilder allerdings erst am 23. September, nämlich bei seiner Vernehmung im Untersuchungsausschuss, gesehen. Mündlich sei die Hausspitze über die Zusendung des Videomaterials informiert worden, gesehen habe der Minister sie allerdings nicht. Wenngleich zur Frage des Sichtens eine Abwägung stattgefunden hätte. In der Mitteilung heißt es zum Ergebnis: „Der Minister wollte ausschließen, sich einen unzulässigen Vorteil im Vorfeld seiner Zeugenaussage zu verschaffen.“
Doch warum berichtete Lewentz bei seiner Vernehmung am 23. September nicht, dass die Videos am 9. September in seinem Ministerium eingegangen sind? Warum erzählte er nicht vom offenbar abgehaltenen Abwägungsprozess? Zu all diesen Vorgängen in seinem Haus seit dem 9. September hatte der Innenminister im Ausschuss nichts, gar nichts angegeben.
Lewentz hatte ausgesagt, dass ihm die Videos nicht übersandt worden seien, er habe in der Flutnacht kein Videomaterial der Hubschrauberstaffel erhalten. Brisant: Die Frage des Ausschussvorsitzenden Martin Haller (SPD), ob er denn wisse, was mit dem Video vom 14. Juli 2021 passiert sei, verneinte Lewentz genauso wie die Frage, ob er die Videos aus dem Ahrgebiet bis zum 6. August 2021 (dann endet der Untersuchungszeitraum des Untersuchungsausschusses) gesehen habe.
Spannend: Das Ministerium schreibt, dass Lewentz in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 „Lichtbilder und die Lagebeobachtung der Hubschrauberbesatzung“ gekannt habe. Übersetzt heißt das, dass ihm in der Nacht ein Lagebild vorlag. Der Minister hatte bislang betont, dass ihm „kein umfassendes Lagebild“ vorgelegen habe. Ihm sei lediglich von „einzelnen, sehr bedrückenden Ereignissen“ berichtet worden.