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Rheinland-Pfalz

Landwirt klagt wegen Nitratmessungen: Jetzt ziehen Bauern vor Gericht

Von Carsten Zillmann
Landwirte demonstrieren am 11. Dezember mit einigen hundert Traktoren in der Landeshauptstadt.
Landwirte demonstrieren am 11. Dezember mit einigen hundert Traktoren in der Landeshauptstadt. Foto: dpa

Seit Wochen protestieren Bauern in Deutschland gegen eine Verschärfung der Düngeverordnung. Während sie bisher auf Protestfahrten mit Traktoren in die Bundeshauptstadt und die Landeshauptstädte setzten, zieht nun der erste Landwirt vor Gericht. Der Inhaber eines Milchviehbetriebs klagt nun gegen den Landkreis Vulkaneifel. Er zweifelt in der Klageschrift an, dass die Nitratbelastung des Grundwassers in seiner Region korrekt gemessen wird. Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau unterstützt den Mann in seinem Rechtsstreit.

Lesezeit: 2 Minuten
Der Kläger ist Inhaber einen Milchviehbetriebs, der rund 90 Hektar in der Vulkaneifel bewirtschaftet. Seine Flächen liegen zu einem großen Anteil im Grundwasserkörper „DERP_64 Elzbach“. Der ist 215,6 Quadratkilometer groß und hat die Form von Österreich. Er erstreckt sich ungefähr von der Mosel bei Moselkern im Südwesten über Baar (Landkreis ...
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Kommentar: Nitratwerte lassen sich nicht wegmessen

Wo das Grundwasser zu hohe Nitratwerte aufweist, dürfen Bauern 20 Prozent weniger Dünger ausbringen. Der erste rheinland-pfälzische Landwirt klagt nun gegen die Messungen. Das Grundproblem bleibt: Die erhöhten Nitratwerte werden sich nicht wegmessen lassen.

Carsten Zillmann zur Debatte um Messstellen im Land

Die Problematik lässt sich mit einem vorweihnachtlichen Alltagsbeispiel veranschaulichen. Wer in den kommenden Tagen Gänsebraten, Glühwein und Plätzchen frönt und am 27. Dezember nicht mehr in die Hose passt, kann sich eine präzisere Waage kaufen. Wenn die dann weniger Gewichtszunahme anzeigt als das alte Modell, wird der Hosenbund davon nicht weiter. So ist auch die Lage beim Nitrat. Laut einer Studie des Umweltbundesamts stammen 88 Prozent des Nitrats im Grundwasser aus Landwirtschaftsflächen.

Landwirte fordern nun – auch gerichtlich – präzisere Messungen. Gerade sogenannte Binnendifferenzierungen sind ein großes Thema. Was bedeutet das? Aktuell sind die Grundwasserkörper teils riesig. Die Einstufung als rotes Gebiet bedeutet aber nicht, dass dort an jedem Ort der Nitratwert im Grundwasser über dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter liegt. Heißt: Es könnten auch grüne Zonen in roten Gebieten gemessen werden. Wahr ist aber auch der Umkehrschluss: Selbst in den unbedenklichen Regionen könnten Bauern in rote Gebiete geraten.

Wie man nun die Sachlage dreht, wendet und vermisst: Nitrat fällt nicht vom Himmel, sondern fließt aus Güllebehältern und fliegt aus Scheiben-, Pendel- und Schneckenstreuern auf Felder und sickert von dort ins Grundwasser. Die Bauern haben recht, wenn sie wegen der unverhältnismäßigen 20-Prozent-Reduzierung um ihre Geschäftsgrundlage bangen. Eine Messdebatte löst aber weder dieses – noch das Grundproblem: zu hohe Belastung des Grundwassers.

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Was ist ein Grundwasserkörper?

Bei einem Grundwasserkörper (GWK) handelt es sich um ein abgegrenztes Gebiet, in dem der Zustand des Grundwassers gemessen wird. 117 davon gibt es in Rheinland-Pfalz. Die Beschaffenheit des Wassers wird darin laut Umweltministerium an 1600 Messstellen gemessen.

Die Größe der GWK schwankt deutlich. Der GWK „Ehrbach“ im Rhein-Mosel-Dreieck hat beispielsweise eine Fläche von 55,9 Quadratkilometern. Sein Zustand ist gut. Zum Vergleich: Der GKW „Nahe 3“ deckt eine Fläche von 307 Quadratkilometern zwischen Bad Sobernheim und Idar-Oberstein ab. Beim GWK „Mosel, RLP, 3“, der sich von Zell im Nordosten über Bernkastel-Kues bis nach Pieport im Südwesten zieht, sind es sogar 491,5 Quadratkilometer. zca
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