Rheinland-Pfalz. Polizeibeamte können im Dienstwagen kaum Abstand halten. Zudem werden sie bisweilen von Bürgern laut beschimpft oder gar angespuckt, wenn sie Corona-Auflagen kontrollieren und Ansammlungen auflösen. Körperlich sehr nah kommen sie auch Menschen, die sich gegen eine Festnahme wehren. Wer denkt, die Beamten hätten sich seit Monaten wenigstens ständig testen lassen können, irrt.
Auf die Frage, wie oft sich die besonderen Gefahren ausgesetzten Männer und Frauen testen lassen können, sagt die Vizelandesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stefanie Loth, eher lakonisch: „Wenn sie Symptome zeigen.“ Trotzdem kann das Innenministerium inzwischen einen Erfolg vermelden: Das Gros des operativen Personals hat den Schutz einer ersten Impfung mit Astrazeneca. Jeder aus der priorisierten Gruppe, der ihn wollte, erhielt den Impfstoff. Damit seien sie auch ohne zweite Spritze schon „gut geschützt“, meint die Sprecherin des Innenministeriums, Sonja Bräuer.
Sie bestätigt aber auch, dass in den vergangenen Wochen und Monaten nicht alle Bediensteten regelmäßig getestet wurden. Noch bis nächste Woche gilt: „Der Polizeiärztliche Dienst (PÄD) testet symptomatische sowie asymptomatische Angehörige der Polizei, die als Kontaktpersonen der Kategorie 1 gelten, unverzüglich mittels PCR-Test, und die als Kontaktpersonen der Kategorie 2 gelten, mittels Antigen-Schnelltests.“ Der Schnelltest werde auch bei symptomatischen Personen angewendet, „die nicht als Kontaktpersonen gelten, wenn eine schnelle Lageeinschätzung erforderlich ist“, um einer Masseninfektion vorzubeugen.
Für das Ministerium steht fest: „Das niedrige Infektionsgeschehen innerhalb der rheinland-pfälzischen Polizei belegt die bisher erfolgreiche Teststrategie.“ Die GdP hält sie für weniger optimal. In der Gewerkschaft wächst die Ungeduld, spätestens seit dem am 3. März von Kanzlerin und Ministerpräsident(innen) aufgebauten Druck auf die Wirtschaft, doch mehr Mitarbeiter zu testen. Wie die GdP schildert, hat der bisherige Ablauf zur Eigeninitiative schreiten lassen, um sich und andere zu schützen. Denn nach GdP-Informationen soll nach Bekanntwerden eines positiven Falls in der Polizei eine ganze Dienstgruppe in eine private Teststation (natürlich in privater Kleidung) gegangen sein, „um herauszufinden, ob die Dienstaufnahme sinnvoll ist“.
Es hat gedauert – teils auch länger als in Betrieben. Aber von nächster Woche an soll allen Landesbediensteten einmal pro Woche ein kostenloser PoC-Antigen-Test zur Eigenanwendung (Selbsttest) angeboten werden. Ansonsten wird auf die privaten Testzentren verwiesen.
Aus Sicht des Innenministeriums hat sich der Aufbau der vier eigenen Impfzentren der Polizei bewährt: Bis zum Stopp von Astrazeneca konnten 7579 Bedienstete ihre Erstimpfung erhalten. Angemeldet hatten sich laut GdP mehr als 12.000 Bedienstete. Aber Priorität hatten die operativen Kräfte – also mehr als 7000 Personen.
Nach Auskunft des Ministeriums lag das Infektionsgeschehen bei der Polizei „gleichbleibend deutlich unter dem Bevölkerungsdurchschnitt“. Von März 2020 bis Anfang April 2021 wurden 514 Corona-positive Fälle erfasst. Aktuell sind 113 Personen der Polizei in Quarantäne beziehungsweise häuslicher Isolation.
Von Ursula Samary