Die FDP-Fraktion hat Helga Lerch ausgeschlossen. Damit endet ein Politikdebakel mit tiefen Schrammen bei allen Beteiligten. Parteichef Volker Wissing und die Fraktionsvorsitzende Cornelia Willius-Senzer wirkten im Umgang mit Lerch führungsschwach, betrieben nun Schadensbegrenzung. Lerch offenbarte, dass sie nie in die Rolle der Politikerin fand, sondern stets eine absolute Idealistin geblieben ist. Der Ausschluss ist – trotz hoher politischer Kosten – konsequent. Das Tischtuch zwischen Lerch und der Fraktion war nicht zerschnitten, es war entsprechend der Jahreszeit zu Konfetti zerschreddert.
Carsten
Zillmann zum Ausschluss von Helga Lerch
Lerch hatte sich nur ihrem eigenen Gewissen verpflichtet gefühlt. Das ist ausdrücklich mit der Verfassung vereinbar – mit der Mitgliedschaft in einer Fraktion nur bedingt. Die verschafft Abgeordneten viele Rechte, beispielsweise erweiterte Redezeit im Plenum und Ausschusssitze. Im Gegenzug verpflichten sich Abgeordnete, nicht nur die eigene, sondern die Fraktionslinie zu vertreten. Ein Geben und Nehmen.
Lerch wollte alles und steht allein da. Dazu passt, dass sie in den vergangenen Wochen sämtliche, ohnehin fragile, zwischenmenschliche Behelfsbrücken gesprengt hat, als sie Marco Weber vor Gericht zog. Dort erklärte sie, ihn auf eine vermeintlich illegale Beschäftigung seiner Lebensgefährtin angesprochen zu haben. Eine Anmerkung sei das. So sprechen aber keine Fraktionskollegen und Parteifreunde, so bedrohen sich Feinde.
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