Irmtraut

Fresken, Fernblick und köstlicher Flipkaffee: Unterwegs auf der Wäller Tour Hohe Hahnscheid

Von Heidrun Braun
Die Pfarrkirche in Irmtraut birgt in ihrem Innern wertvolle Fresken.
Die Pfarrkirche in Irmtraut birgt in ihrem Innern wertvolle Fresken. Foto: Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Die Pfarrkirche Maria Geburt in Irmtraut wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar und schlicht. Drinnen aber wartet ein wirklicher Schatz. Im frühgotischen Chorturm, der um das Jahr 1100 erbaut wurde, gibt es mittelalterliche Fresken zu bestaunen.

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An der Gewölbedecke wird Jesus Christus in den vier Ecken von Löwe, Stier, Mensch und Adler flankiert. Sie symbolisieren die vier Evangelisten. Die Fresken wurden erst 1974 bei Umbauten an der Kirche entdeckt und restauriert. Heute wird der Turm als Taufkapelle genutzt. Das rund 400 Jahre alte Taufbecken steht direkt unter der Fensternische mit dem einzigen bunten Glasfenster, auf dem Maria dargestellt ist. Das Fenster stiftete 1881 Pfarrer Ferdinand Werner.

An dieser weiß getünchten Dorfkirche beginnt und endet die rund zehn Kilometer lange Wäller Tour Hohe Hahnscheid zwischen Irmtraut, Langendernbach, Seck und Gemünden im oberen Westerwald. Die Rundwanderung trägt den Beinamen Andachtsweg, denn am Wegesrand gibt es Bildstöcke, Grabsteine und Kirchen zu sehen, die darauf schließen lassen, dass es in alter Zeit viele fromme Bauern gab. Von der Kirche, wo die Betrachtung der uralten Fresken schon mal Anlass genug war, andächtig zu werden, führt der Weg direkt auf den Irmtrauter Friedhof.

Zwischen zwei knorrig-alten, sehr hohen Linden steht dort ein verwittertes Friedhofskreuz. Die uralten Linden, obwohl jetzt im Winter völlig entlaubt, verdienen ob ihrer Stattlichkeit mindestens genauso viel Bewunderung wie das Grabkreuz, das Pauline und Johannes Keller mit einem schmerzvollen Bibelspruch versehen 1821 aufstellen ließen. Die Dorfchronik schweigt sich aber über die näheren Umstände des Schicksalschlages, der das Ehepaar getroffen hat, aus. Es wird angenommen, dass es ein Kind verloren hat.

Um den Friedhof herum führt der Weg aus dem Dorf hinaus und über Wiesen und Felder in den Naturwald von Irmtraut. Unterhalb des Weges hat die Ortsgemeinde eine Waldzelle ausgewiesen, in der sie auf die Ernte von Nutzholz verzichtet. Dort wächst der sogenannte Waldmeister-Buchenwald ohne Zutun des Menschen und entwickelt sich zu einem urwaldähnlichen Lebensraum für Greifvögel, Spechte, Fledermäuse und Käfer.

Nachdem der Insbach überquert ist, geht es in den Langendernbacher Wald zum Schutzengel. Nach der Überlieferung soll dieses Wegekreuz einst ein Wanderer gestiftet haben, der sich im dunklen Wald verlaufen hatte und von dieser Stelle das rettende Licht in einem Haus erspähte. Heute kann man sich auf der Wäller Tour nicht mehr verlaufen, sie ist gut ausgeschildert. Nun ist es nicht mehr weit zum Hessenblick.

Mittelalterliche Fresken und Glasfenster in der Pfarrkirche in Irmtraut.
Mittelalterliche Fresken und Glasfenster in der Pfarrkirche in Irmtraut.
Foto: Heidrun Braun/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Die Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen verläuft rund 250 Meter hangabwärts. Vom oberen Hang der 433 Meter hohen Basaltkuppe der Hohen Hahnscheid eröffnet sich gen Süden ein schöner Ausblick in das Elbbachtal und das Limburger Becken. Die Wäller Tour nähert sich bald Gemünden, das sich vom Parkplatz in der Straße „Zur Holzbachschlucht“ auch gut als Einstieg in die Hohe-Hahnscheid-Runde eignet. In Gemünden lohnt sich ein Besuch der Pfarrkirche St. Severus, die zu den ältesten Kirchen des oberen Westerwaldes zählt.

Auf der Hälfte der Strecke erwartet die Wanderer die Durchquerung der wildromantischen Holzbachschlucht, durch die auch der Westerwaldsteig führt. Das Tal gehört zum Naturschutzgebiet Holzbachdurchbruch, das zu den ältesten im Westerwald gehört. Der Wildbach sprudelt munter über moosbedeckte Steine und bildet an manchen Stellen kleine Wasserfälle. In ihrer Mitte ist die Schlucht bis zu 20 Meter tief. Dann sieht man von oben auf den Bach hinab. Hainsimsen-Buchen, Bergahorn, Ulme und Schwarzerle säumen den schmalen Wanderweg, und zwischen den Bäumen liegen große und kleine Basaltbrocken. Sie erinnern daran, dass sich hier einst eine geschlossene Basaltdecke befand, die vom Wasser abgetragen wurde.

Nach diesem Naturerlebnis wird es Zeit für eine gemütliche Rast im Hofcafé am Dappricher Hof, das für seine frischen Waffeln und feinen Torten aus eigener Herstellung berühmt ist. Dazu gibt es diverse Kaffeespezialitäten, zum Beispiel den Flipkaffee mit Schlagsahne und Eierlikör. Im Februar hat das Hofcafé am Wochenende von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Feld und Wald begleiten den Rückweg über Seck zum Ausgangspunkt in Irmtraut.

Nähere Informationen: Westerwald Touristik-Service, Kirchstraße 48 a, Montabaur, Telefon 02602/300 10, www.westerwald.info, www.rlp-tourismus.de/westerwald