Plus
Rheinland-Pfalz

Urlaub zwischen Trümmern: Das Ahrtal bleibt ein Sehnsuchtsort

Das Ehepaar Würfel/Janszen liebt das Ahrtal - daran konnte auch de Flut nichts ändern.
Das Ehepaar Würfel/Janszen liebt das Ahrtal - daran konnte auch de Flut nichts ändern. Foto: Sascha Ditscher

Die Bilder des 14. Juli 2021 erschüttern bis heute: Eine Flutwelle verwüstet das Ahrtal, es ist die größte Naturkatastrophe in der Landesgeschichte. Die Volontäre unserer Zeitung sind an die Ahr gefahren, um zu verstehen, was dieser Region Hoffnung im Wiederaufbau gibt. Dabei ist ihnen klar geworden: Das Ahrtal übt eine besondere Faszination aus, weit über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus.

Diese Aussicht aus der Frontscheibe ihres Wohnmobils ist Sabine Würfel und Christoph Janszen vertraut – und doch so fremd: Während ihr Camper über die Ahr-Rotweinstraße in Richtung Mayschoß rollt, begleitet das Ehepaar ein mulmiges Gefühl. Auf der einen Seite strahlt die Hügellandschaft mit ihren Weinbergen eine vertraute Idylle aus. Auf ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Sportvereine im Ahrtal: „Wir wurden auch in psychologischer Hinsicht gebraucht“

So mancher Sportler hat sich schon nach einem Kreuzbandriss oder einem Mittelfußbruch wieder zurück in den Spielbetrieb gekämpft – doch das ist nichts gegen das Comeback, dass der Sport selbst im Ahrtal derzeit hinlegt. Nach der Flutkatastrophe sind die Vereine besonders gefragt: In sportlicher, aber auch psychologischer Hinsicht.

Die Bälle rollen. Die Speere fliegen. Die Volleyballer schmettern. Der Zustand von vor der Flut ist noch nicht erreicht. Viele Sportvereine im Ahrtal sind von der Katastrophe heimgesucht worden. Und damit auch Menschen jedes Alters. Jedoch schlagen die Sportlerherzen weiter. Vorbereitungen für eine erfolgreiche Zukunft sind angelaufen – für die Umsetzung wird noch einiges an Spielzeiten und Kraft benötigt.

Spricht man mit Sportfunktionären aus der Region, wird einembewusst: Das Vereinsleben im Ahrtal steht vor großen Herausforderungen.„Ganz wichtig war die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs in allen Altersklassen“, erzählt Jens Fahrenbruch, Jugendleiter Leichtathletik beim SV Blau-Gelb Dernau, auf der Ausweichstätte in Meckenheim. Diese liegt 18 Kilometervon der eigentlichen Sportstätte in Dernau entfernt. Zerstörte Sportanlagen: ein Problem, dass auch vor weiteren Sportvereinennicht haltmacht.

In Sinzig ist von zwei geschlossenen Turnhallen, einem weggeschwemmten Vereinsheim und einem als Containerdorf dienenden Beachvolleyballfeld die Rede. Der TuS Ahrweiler kann das Apollinarisstadion in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit den zwei zugehörigenSportplätzen ebenso wenig nutzen wie die Fußballer des Ahrweiler BC. Den Leichtathleten sind zudem acht weitere Sportstätten weggebrochen, erzählt Corinna Swat, Abteilungsleiterin Leichtathletik beim TuS Ahrweiler.

"Weiter, immer weiter": Das Motto von Fußballtorwart Oliver Kahn nehmen sich auch die gebeutelten Vereine im Ahrtal zu Herzen.
“Weiter, immer weiter": Das Motto von Fußballtorwart Oliver Kahn nehmen sich auch die gebeutelten Vereine im Ahrtal zu Herzen.
Foto: Moritz Hannappel

Die Vereine müssen sich nach wie vor mit hohem koordinativem Aufwand um Ersatzorte für Trainingseinheiten und Wettkämpfe bemühen. Diese lassen sich oft nur mit dem Pkw erreichen, sodass Fahrgemeinschaften unumgänglich sind. Ein Umstand, dersich neben der verminderten Leistungsfähigkeit besonders auf das gesellschaftliche Miteinander auswirkt.

„Unsere Sportplätze und das Vereinsheim in Bad Neuenahr-Ahrweiler sind nicht nur zentrale Orte, sondern der Klebstoff des Vereins. Und dieser ist aktuell nicht vorhanden“, sagt Gerd Treffer, Jugendleiter beim Ahrweiler BC.Deshalb war es auch für Swat unabdingbar, den Trainingsbetrieb im September des vergangenen Jahres wieder aufzunehmen.

„Wir wurden auch in psychologischer Hinsicht gebraucht. Jeder hatte Gesprächsbedarf“, berichtet die Abteilungsleiterin und ergänzt: „Der Fokus änderte sich vom Wettkampfgedanken hin zu Zusammenhalt und Spaß im Team.“ Eine Ansicht, die auch Merlin Hinschevon den Leichtathletikfreunden Sinzig vertritt.

Er finde es „elementarwichtig, dass Sport wieder angeboten“ werde. Denn dieser helfe „bei der Verarbeitung der Katastrophe“. Ein weiteres Problem: Jeder Verein improvisiert für sich, ein ganzheitlicher Ansatz – innerhalb der Vereine, aber auch zwischen Sportvereine und den Behörden – wird jedoch vermisst.

„Vollmundige Lippenbekenntnisse gibt es reichlich, aber keine belastbaren Perspektiven“, meint Jens Fahrenbruch aus Dernau. Der Anfang ist gemacht. Doch bis in den heimischen Sportstätten wieder die Bälle rollen, die Speere fliegen und die Volleyballer schmettern, wird noch einiges an Zeit verstreichen.

Land & Leute
Meistgelesene Artikel