Schwollen

Willi ist für sie wie ein Sechser im Lotto: RZ-Initiative HELFT UNS LEBEN unterstützte erkrankte Kordelia Heyda

Von Axel Munsteiner
Flankiert von HUL-Verteterin Anne Schattner und ihrem Mann Werner hat sich Kordelia Heyda (Mitte) auf ihren neuen Treppenlift gesetzt, den sie Willi nennt.  Foto: Reiner Drumm
Flankiert von HUL-Verteterin Anne Schattner und ihrem Mann Werner hat sich Kordelia Heyda (Mitte) auf ihren neuen Treppenlift gesetzt, den sie Willi nennt. Foto: Reiner Drumm

„Jetzt muss ich um meine Frau nicht mehr so viel Angst haben, wenn ich auf der Arbeit bin“, sagt Werner Heyda, und dessen Gattin Kordelia betont dankbar, dass diese Anschaffung „mich wieder mobiler macht, meinen Alltag erleichtert und mir wieder mehr Lebensqualität zurückbringt“. Denn aufgrund einer Spende von HELFT UNS LEBEN (HUL), der RZ-Initiative für Kinder und Familien in Not, und einem finanziellen Anteil ihrer eigenen Krankenkasse konnte im Wohnhaus des Ehepaars aus dem durch seine Sprudelbetriebe bekannten Nationalparkdorf Schwollen (Kreis Birkenfeld) kürzlich ein Treppenlift eingebaut werden.

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Kordelia Heyda ist 49 Jahre alt und leidet an einer sogenannten Kleinhirnatrophie. Dabei handelt es sich um eine seltene neurologische Krankheit, die ähnlich wie Multiple Sklerose (MS) in Schüben verläuft. Sie äußert sich vereinfacht gesprochen bei Kordelia Heyda vor allem dadurch, dass die Kommunikation zwischen ihrem Kleinhirn und ihren unteren Gliedmaßen nicht mehr richtig funktioniert. „Wenn mein Kleinhirn den Beinen befiehlt, dass sie eine Treppenstufe hochgehen sollen, bekomme ich die Füße einfach nicht mehr hoch“, gibt sie im Gespräch ein anschauliches Bild von ihren Leiden.

Selbstständiges Gehen ist ihr inzwischen kaum mehr möglich. „Um mich fortzubewegen, brauche ich immer Dinge, an denen ich mich festhalten kann“, sagt die 49-Jährige. Deshalb besitzt sie auch einen Rollator und zwei Rollstühle, von denen der eine in ihrem Haus unten im Erdgeschoss und der andere oben im ersten Stock mit Schlafzimmer und Bad steht.

Doch da sich die 2011 diagnostizierte Krankheit, die sich bei Kordelia Heyda manchmal auch mit Sprachschwierigkeiten und Beschwerden beim Schlucken äußert, im Lauf der Zeit verschlimmert hat, und sie, wie ihr Mann Werner berichtet, „immer wieder gefallen ist, wenn sie im Haus unterwegs war“, wurde vor allem der Weg über die Treppe für die 49-Jährige zum kaum noch zu bewältigenden Hindernis.

„Ich hatte am Schluss totale Angst und konnte mich fast nicht mehr dazu überwinden, die Treppe zu benutzen, wenn ich allein im Haus war. Dann musste ich notgedrungen auf der Etage bleiben, auf der ich war“, berichtet Heyda.

Aufgrund dieser prekären Situation und weil die Krankenkasse der Familie nur zur Übernahme eines festgelegten Anteils bereit war, wendete sich Werner Heyda mit der Bitte an HUL, seine Frau und ihn beim Kauf eines Treppenlifts finanziell zu unterstützen.

Anne Schattner, Leiterin des RZ-Lesermarkts und Beisitzerin des Vereins HUL, der dank der Spenden von RZ-Lesern seit nunmehr 39 Jahren mit seinen Aktionen kranken und Not leidenden Menschen die Tür zu einem lebenswerteren Leben öffnet, besuchte daraufhin die Familie in Schwollen und musste nicht lange überlegen: „Gerade für solche Fälle ist unser Verein da und hilft gern“, betont Schattner.

Also stellte HUL ebenfalls Geld zur Verfügung, um den Heydas den Einbau eines Treppenlifts zu ermöglichen. „Als wir die Nachricht bekommen haben, dass uns HUL diesen Zuschuss zusagt, habe ich vor Freude richtig gezittert und war unendlich erleichtert. Das war für mich gleichbedeutend mit einem Sechser im Lotto“, erzählt die 49-Jährige, die bis 2014 in ihrem Heimatdorf Kindergartenerzieherin „mit Leib und Seele“ war, wie sie selbst sagt. Diese Arbeit musste sie aber wegen ihrer Krankheit sehr schweren Herzens aufgeben, sodass sie seit vier Jahren erwerbsunfähige Rentnerin ist.

„Wahrscheinlich liegt es aber an meinem früheren Job als Erzieherin, dass ich all meinen Hilfsgeräten auch einen Namen gebe und so eine besondere Beziehung zu ihnen habe. Meine Rollstühle heißen zum Beispiel Olaf I und Olaf II“, berichtet die 49-Jährige, die gern bastelt und dekoriert, was im Haus der Heydas gerade in der Vorweihnachtszeit jedem Besucher sofort ins Auge fällt, mit einem Schmunzeln. Und deshalb hat sie logischerweise auch den neuen Treppenlift im Haus gleich getauft und nennt ihn Willi.

Während des Gesprächs mit unserer Zeitung lacht Kordelia Heyda auch sonst sehr häufig, und es wird deutlich, was für ein lebensbejahender und optimistischer Mensch sie ist. Dabei ist ihre Krankheit, wie sie selbst sagt, ähnlich wie MS nicht heilbar.

Auch eine medizinische Behandlung, etwa mit Tabletten oder Spritzen, ist bei einer Kleinhirnatrophie nicht möglich. Eisern zieht die 49-Jährige aber ihre physiotherapeutischen Übungen durch und hofft darauf, „dass mein Gesundheitszustand so stabil bleibt, wie er ist, auch wenn ich diesbezüglich natürlich leider keine Gewissheit haben kann“. Eins stellt Kordelia Heyda aber abschließend kämpferisch klar: „Die Krankheit ist zwar da und wird nicht mehr weggehen. Aufgeben kommt für mich aber nicht infrage.“

Von unserem Redakteur Axel Munsteiner