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Koblenz

Einst größter Koblenzer Arbeitgeber, von den Nazis vertrieben: Die Fabrikantendynastie Mayer-Alberti

Von Katharina Demleitner
Das Bild  zeigt, wie das Papierwerk in der Andernacher Straße 86-88 in Koblenz-Lützel, um 1920 aussah. 
Das Bild  zeigt, wie das Papierwerk in der Andernacher Straße 86-88 in Koblenz-Lützel, um 1920 aussah.  Foto: Johann Jacob Wagner, Coblenz-Ehrenbreitstein.

Eigentlich ging es um den Nachweis der Vorbesitzer zweier Bilder. Am Ende entstand im Stadtarchiv ein Forschungsprojekt rund um das Unternehmen Mayer-Alberti, das einst der größte Arbeitgeber in Koblenz war.

Lesezeit: 3 Minuten
„Alexander der Große und die Familie des Darius“ und „Die Enthaltsamkeit des Scipio“ waren der Auslöser. Eine Bremer Galerie hatte die großformatigen Historienbilder, die der Koblenzer Maler Januarius Zick um 1785 schuf, dem Mittelrhein-Museum im Jahr 2016 angeboten. Im Bemühen, die Geschichte der Vorbesitzer zu klären, stieß das Museum auf ...
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Private Fotoalben sollen ins Archiv

Es war ein Besuch der besonderen Art, als George Alberti Ende Oktober mit seiner Familie aus England nach Koblenz kam. Als Kleinkind musste der heute 81-Jährige seine Heimatstadt verlassen, weil die Familie Mayer-Alberti, wie sie damals noch hieß, jüdischstämmig war.

Durch die Anfrage des Mittelrhein-Museums zu zwei Zick-Bildern bestand wieder Kontakt nach Koblenz. Kurz entschlossen reiste Alberti mit Frau, zwei Söhnen und einem Enkel nach Deutschland. Die Gruppe besichtigte die Gemälde im Mittelrhein-Museum, besuchte die Kufa und das Stadtarchiv. „George ist zwar mit der Geschichte der Emigration aufgewachsen, hegt aber wie die ganze Familie keinerlei Groll“, betont Kulturdezernentin Margit Theis-Scholz. Vielmehr sei der Besuch geprägt gewesen von großer Sehnsucht nach der Heimatstadt und dem Interesse an der Familiengeschichte.

Aus Angst, auch im fernen England entdeckt zu werden, wurde in der Familie, die 1947 von Tochter Marion komplettiert wurde, nach der Emigration nur Englisch gesprochen und die jüdische Kultur nicht mehr gepflegt. Vater Franz Mayer-Alberti, der zuletzt die Fabrik, die sein Großvater gegründet hatte, in Lützel leitete, startete in der neuen Heimat wieder mit einem Papierwerk. Sohn Peter lebt heute in Kanada. „Auch er will mehr erfahren“, erklärt Theis-Scholz.

Das Stadtarchiv ist mit seinen Forschungen weit gediehen. Im kommenden Jahr will Familie Alberti erneut nach Koblenz kommen und private Fotoalben spenden. „Wir hoffen, aus den Bildern noch die eine oder andere Erkenntnis gewinnen zu können“, erklärt Historikerin Judith Höhn-Engers. Für die Stadt ist der Kontakt zu den Nachfahren der Fabrikantenfamilie Mayer-Alberti ein Glücksfall: „Das ist ein positiver Zugang und eine wunderbare Ergänzung zur Erinnerungskultur in Koblenz“, bekräftigt die Kulturdezernentin. kde

  • Das Stadtarchiv hat großes Interesse, falls noch jemand Bilder, Unterlagen oder gar Produkte der „M. Mayer Papierwaren-Fabrik“ hat oder Informationen zum Unternehmen liefern kann. Historikerin Judith Höhn-Engers ist erreichbar unter Telefon 0261/129 26 45 und E-Mail stadtarchiv@stadt.koblenz.de.
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