Oberraden

HELFT UNS LEBEN: Wittlichs haben den Lebensmut nicht verloren

Von Ulf Steffenfauseweh
Manuela Lewentz-Twer und Hans Kary (von rechts) waren beeindruckt vom Lebensmut der Wittlichs und froh, ihnen helfen zu können, unter anderem durch die Finanzierung der Stelle von Nina Ragus (2. von links). 
Manuela Lewentz-Twer und Hans Kary (von rechts) waren beeindruckt vom Lebensmut der Wittlichs und froh, ihnen helfen zu können, unter anderem durch die Finanzierung der Stelle von Nina Ragus (2. von links).  Foto: Ulf Steffenfauseweh

Markus Wittlich ist keiner, der sich so leicht umhauen lässt. „Das Leben ist zu kurz für Jammerei“, sagt er – auch wenn es ihm schwerfällt. Jeder einzelne Satz ist ein Kampf. Multiple Sklerose. Die Krankheit verschlechtert seinen Zustand. Schleichend, aber stetig. Sprechen fällt ihm schwer. Bewegen kann er sich überhaupt nicht mehr, muss vom Bett zum elektrischen Rollstuhl getragen werden. Seinen Lebenswillen hat er trotzdem nicht verloren. Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach' Limonade daraus. „Er macht immer Späße. Ich hab ihn noch nie verdrießlich gesehen“, sagt Schwiegervater Ferdi Wittlich und schüttelt in einer Mischung aus Bewunderung und Erstaunen mit dem Kopf.

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„Das Leben ist zu kurz für Jammerei“, sagt Markus Wittlich. Umgehauen hat es ihn dann aber doch: „Die Hilfsbereitschaft der Menschen“, schwärmt er und strahlt über das ganze Gesicht. „So viel Anteilnahme. Wahnsinn. Hätt ich nie gedacht.“ Denn nachdem die RZ das schwere Schicksal von Familie Wittlich öffentlich gemacht und HELFT UNS LEBEN zu Spenden aufgerufen hatte, setzte eine echte Lawine ein.

Die Leute engagierten sich nicht nur in dem ohnehin für seine gute Dorfgemeinschaft bekannten Oberraden. Angebote kamen aus dem weiten Umfeld. Aktionen wurden auf die Beine gestellt. Noch und nöcher. Und der Spendeneingang bei der Hilfsinitiative unserer Zeitung war enorm. Im ersten Schritt konnte HELFT UNS LEBEN bereits kurz vor Weihnachten den Wagen der Familie rollstuhlgerecht umbauen lassen und den Leasingvertrag ablösen.

Wichtig für die Wittlichs, weil Ehefrau Sabine nicht mehr die Kraft hat, ihren Mann auf die Rückbank des Wagens zu hieven, auf der er ohnehin nicht richtig sitzen kann. Schuld ist eine Chemotherapie, die nach der Diagnose Brustkrebs nötig geworden war. Die hat sie mittlerweile hinter sich. Gut geht es ihr deshalb nicht. Aber die Hoffnung lebt.

Und Sabine Wittlich bekommt jetzt Hilfe im täglichen Leben mit Haushalt, schwer krankem Mann und vierjährigem Sohn. Die hat einen Namen: Nina Ragus. Dank der Spendenbereitschaft der Zeitungsleser konnte die Pflegerin engagiert werden. Praktisch unbezahlbar ist, dass nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmt.

Manuela Lewentz-Twer merkte das bei ihrem Besuch in Oberraden sofort. Und so sagte die HUL-Vorsitzende in Abstimmung mit Geschäftsführer Hans Kary spontan zu, dass die Finanzierung der Stelle auf ein Jahr ausgedehnt wird. „Bevor das ausläuft, unterhalten wir uns dann noch einmal, wie es Ihnen geht“, stellte Kary eine weitere Verlängerung in Aussicht.

Auch die Lösung eines anderen drängenden Problems konnten Twer und Kary beim Besuch zusagen: Künftig soll Markus Wittlich wieder bei jedem Wetter aus dem Haus können. Über den normalen Eingang ist das nicht möglich. Die Wohnung liegt im ersten Stock, ein Treppenlift würde die Garage verbauen. Aber es gibt einen Hinterausgang. Der Haken an der Sache: Der Holzsteg durch den Garten zur Straße ist schräg, hat starkes Gefälle. Ist es glatt oder glitschig, droht Markus Wittlich mit seinem Rollstuhl umzufallen. In Abstimmung mit Vermieter Franz Lehnert soll nun ein neuer Weg gepflastert werden, über den er gefahrlos in den umgebauten Wagen gefahren werden kann. Damit wird ein großer Wunsch erfüllt. Denn Markus Wittlich möchte am Leben teilhaben, möchte Ausflüge mit der Familie machen, wie den von HUL finanzierten Urlaub auf einem Bauernhof in der Eifel im April. „Man muss Ziele im Leben haben“, sagt er und unterstreicht: „Danke an alle, die mir bei der Umsetzung helfen.“