Kreuzberg

HELFT UNS LEBEN unterstützt „Historisches Ahrtal“: Um ein Stück Heimat erhalten zu können

Von Lars Hennemann
Um ein Stück Heimat erhalten zu können Foto: Jens Weber

Das Fachwerkhaus von Christina Wiechert, das sich in Kreuzberg sanft an das benachbarte Gebäude schmiegt, hat schon einiges abbekommen. Wie alt es ist, weiß sie nicht genau. Experten schätzen es auf reichlich 200 Jahre. „Mein Urgroßvater hat es gekauft“, berichtet die Mutter von zwei Söhnen, als HELFT UNS LEBEN (HUL), die Benefizaktion der Rhein-Zeitung, bei ihr vorbeischaut.

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Der Besuch hat einen besonderen Grund: Wie viele Häuser im Ahrtal sind auch die historischen und an vielen Stellen ortsbildprägenden Fachwerkhäuser durch die verheerende Flut im Juli 2021 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Durch ihre spezielle Konstruktion halten sie zwar durchaus eine Menge aus, aber bedürfen umgekehrt beim Wiederaufbau besonderer Aufmerksamkeit und besonderer handwerklicher Fähigkeiten.

Um dem Thema gerecht zu werden, gründete sich daher die Arbeitsgemeinschaft Historisches Ahrtal. Sie berät nicht nur Hausbesitzer, was mit der historischen Bausubstanz am besten zu tun ist, sondern kümmert sich auch um den Zulauf von Handwerkern, die fachgerecht etwa mit Holz oder Lehm umgehen können. Die Baustellen liegen allerdings über fast das gesamte Ahrtal verstreut, was einigen logistischen Aufwand mit sich bringt. Mensch und Material müssen immer hin und her gefahren werden …

An dieser Stelle kommt nun HELFT UNS LEBEN ins Spiel: Damit es die Arbeitsgemeinschaft in Zukunft einfacher hat, finanziert HUL aus dem allgemeinen Spendenaufkommen des Vereins einen VW-Transporter. Dieser kann künftig eingesetzt werden, um die Häuser schneller anfahren zu können. „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung“, freute sich Vorsitzender Fritz Vennemann. Man habe die Arbeitsgemeinschaft gegründet, um den Charakter des Ahrtals bewahren zu können. „Man hatte sofort das Gefühl, etwas Sinnvolles inmitten dieser Zerstörung tun zu können.“ Neben Projekthäusern in Walporzheim gibt es einige weitere Objekte, die betreut werden – darunter auch das Haus von Christina Wiechert.

Das größte Problem sei es, so Beisitzer Sebastian Wahl, termingerecht Handwerker zu bekommen, um Stillstand auf den Baustellen zu verhindern. Wahl, der in Grafschaft ein Zentrum für Naturbaustoffe betreibt, berichtet: „Wir haben über den Dachverband Lehmbau Lehrveranstaltungen nach Walporzheim geholt, die normalerweise in Bad Kreuznach stattfinden.“

Um ein Stück Heimat erhalten zu können
Foto: Jens Weber

Zudem habe eine Meisterschule aus Freiburg mit 18 Teilnehmern „eine Woche Vollgas“ gegeben. Man stelle sich auf Fachmessen vor und kooperiere mit der Handwerkskammer – alles, um Aufmerksamkeit auf das Projekt und die Fachwerkhäuser des Ahrtals zu lenken. „Eigentlich kann man sie wegen ihrer natürlichen Grundbaustoffe sogar sehr schön und nachhaltig wiederaufbauen“, sagt der Zweite Vorsitzende Stefan Dietrich. Nur wolle das alles eben organisiert sein. Manuela Lewentz-Twer, Vorsitzende von HELFT UNS LEBEN, betonte bei dem Besuch in Kreuzberg: „Wir sind froh, einen Beitrag dazu leisten zu können. So erhalten wir ein Stück Heimat. Heimat ist immer auch Halt und Hoffnung.“

Christina Wiechert hofft, dass ihr Haus im Herbst oder im Winter wieder hergestellt sein wird. In der Flutnacht stand das Wasser bis kurz unter der Fensterkante im ersten Stock. Vieles ist schon wieder restauriert worden, vieles ist aber noch zu tun. Auch sie kämpft permanent mit Handwerkerterminen, Finanzierungsfragen und anderem: „Ich habe das Glück, dass auf meinem Haus keine Belastungen liegen. Wer weiß, ob ich ansonsten die Mittel und auch die Kraft für den Neuanfang hätte.“ So aber gibt sie nicht auf, auch dank der vielen Helfer, die sie hat und die mit ihr gemeinsam ein Stück Identität des Ahrtals retten und bewahren.

Von Lars Hennemann