Sinzig

„HELFT UNS LEBEN“: Ilona Knebel ist an ihre Wohnung gefesselt

Von Silke Müller
Mehr Selbstständigkeit, das wünscht sich die Sinzigerin Ilona Knebel nach ihrem Schlaganfall. Bei einem Besuch in ihrer Wohnung sieht auch Hans Kary, Geschäftsführer von HELFT UNS LEBEN, sofort: Hier fehlt ein Stück Lebensqualität in Form von Bewegungsfreiheit.  Foto: Vollrath
Mehr Selbstständigkeit, das wünscht sich die Sinzigerin Ilona Knebel nach ihrem Schlaganfall. Bei einem Besuch in ihrer Wohnung sieht auch Hans Kary, Geschäftsführer von HELFT UNS LEBEN, sofort: Hier fehlt ein Stück Lebensqualität in Form von Bewegungsfreiheit. Foto: Vollrath

Wie ist es wohl, nicht allein durch die Stadt bummeln zu können, weil die Beine einen nicht mehr tragen? Und wie ist es, wenn selbst der eigentlich um die Ecke liegende Discounter unmöglich zu Fuß zu erreichen ist? Das weiß Ilona Knebel aus Sinzig, die 2006 von jetzt auf gleich aus ihrem aktiven Leben ausgebremst wurde.

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Diesen Tag im Juni wird die 57-Jährige niemals vergessen. Als sie am Morgen aufwacht, kann sie auf einmal nicht mehr laufen. Diagnose: Schlaganfall. Und allein dabei bleibt es nicht, denn im Krankenhaus kommt ein weiterer hinzu. Vier Tage lang liegt sie auf der Intensivstation. „Ich habe damals gedacht, jetzt ist es ganz aus“, sagt die Sinzigerin heute rückblickend. Von jetzt auf gleich ist Ilona Knebel, die Angestellte beim Sparkassen- und Giroverband Bonn war, nicht mehr in der Lage zu arbeiten. Knapp drei Jahre lang sitzt sie nach dem Schlaganfall im Rollstuhl, bis sie endlich wieder laufen lernt. Aber es reicht bei Weitem nicht aus, um in ihren Job zurückzukehren. „Mitten aus dem Berufsleben raus. Das war das Schlimmste für mich. Ich bin so gern arbeiten gegangen. Ganz plötzlich ist einfach alles anders“, sagt Ilona Knebel. Seit 2008 lebt sie von ihrer Rente. „Zwar habe ich wieder einigermaßen laufen gelernt, aber nur am Rollator. Anders ging es nicht“, berichtet die Sinzigerin. Und selbst das ist heute noch nicht immer so einfach, denn Ilona Knebel leidet an schweren Gleichgewichtsstörungen. „Berge kann ich zum Beispiel nicht allein hinuntergehen. Da kann ich mich nicht mehr halten“, erzählt sie.

2014 tritt dann ein neuer Mensch in ihr Leben. In ihrem Partner Richard Kurkowski findet sie Halt. Durch ihn lernt sie sogar, am Stock zu laufen. Doch dann ereilt sie ein neuer Schicksalsschlag. Im November 2016 hat sie einen schweren Unfall mit ihrem Rollator und zieht sich einen Wadenbeinbruch und einen Kreuzbandriss zu.

Aber Ilona Knebel gibt nicht auf. Sie ist eine Kämpferin. Und sie schafft es erneut auf die Beine, kann zu Hause sogar wieder am Stock gehen. Jedoch allein mit dem Rollator in die Stadt zu laufen oder nur zum nahe gelegenen Discounter – das ist seitdem nicht mehr drin. Gleiches gilt für einen Spaziergang an der Ahr mit ihren fünf und sieben Jahre alten Enkeln. „Es ist schwer, den Kindern zu erklären, dass die Oma das nicht kann“, sagt sie traurig. Wenn ihr Lebensgefährte nicht da sei, sitze sie einsam herum, keine Menschen in der direkten Nachbarschaft und keine Chance, allein aus dem Haus zu gehen. Manchmal würden sie ihre Schwestern fahren, aber die hätten auch nicht immer Zeit, erzählt sie. „Früher war ich immer sehr viel unter Menschen, aber heute kann ich das durch meine Krankheit nicht mehr“, sagt Ilona Knebel.

Vor ihrem Unfall ist sie noch mit ihrem alten schweren Dreirad gefahren, aber das geht nun nicht mehr – wegen der Kraftlosigkeit und Schmerzen im rechten Bein. Die Kosten für ein neues Therapierad jedoch will die Krankenkasse Ilona Knebel zufolge nicht übernehmen. „Ich sei viel zu alt, hat sie mir mitgeteilt“, berichtet die Sinzigerin, die sich eigentlich nur eines wünscht: wieder ein bisschen mehr Unabhängigkeit und Bewegungsfreiheit. „Es ist so wichtig für mich, dass ich hier mal rauskomme und etwas anderes sehe“, sagt sie. „Aber ein Rad mit Hilfsmotor kann ich mir leider nicht leisten. Ich wäre auch schon über ein gebrauchtes sehr dankbar, aber auch da übersteigen die Kosten meine Rente“, berichtet sie. Hoffnung, dass sich ihre gesundheitliche Situation irgendwann verbessern wird, gibt es nicht, meint sie. So hat ihr Schwerbehindertenausweis G eine unbefristete Gültigkeit.

In ihrer Not wendete sich Ilona Knebel an HELFT UNS LEBEN, die Hilfsaktion unserer Zeitung. Bei einem Besuch in ihrer Wohnung wird auch sofort klar: Das Stück Lebensqualität in Form von Bewegungsfreiheit fehlt. Dabei könnte ein Elektrodreirad Abhilfe schaffen. „Ich könnte zum Beispiel allein in die Stadt, zum Einkaufen oder mal zum Kaffeetrinken nach Kripp fahren“, zählt sie auf. Und nicht nur das: Sie könnte auch endlich mal wieder in die Natur, an die Ahr – einfach gemeinsam mal wieder mit ihren beiden kleinen Enkeln die Zeit genießen.

HELFT UNS LEBEN bittet die Leser, Ilona Knebel zu helfen, und ruft zu Spenden auf. Konto: BIC: MALADE51KOB; IBAN: DE72.5705.0120 0000.0013 13.

Von unserer Redakteurin Silke Müller