Montabaur

Grundstück ist verkauft: Wohnbauplänen auf dem Lutherkirchen-Gelände steht nun nichts mehr im Wege

Das Lutherzentrum in Montabaur.  
Das Lutherzentrum in Montabaur.   Foto: Markus Eschenauer/Archiv

Die Freude über den geglückten Abschluss war den Beteiligten anzusehen, als der Vorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Montabaur am Samstag einstimmig dem Verkauf des 8000 Quadratmeter großen Lutherkirchen-Geländes samt Kirche und Pfarrhaus zustimmte. Investor Ralf Mohr von der Wohnbau Mohr aus Neuwied erwirbt das Grundstück. Gemeinsam mit dem Architekten Schulte stellte er die vorgesehene Wohnbebauung dem Kirchenvorstand um Anne Pollmächer sowie Maurice und Anna Meschonat vor.

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Im Vorfeld hatte der vom Kirchenvorstand einberufene Entwicklungsausschuss sich intensiv mit dem Verkauf befasst, um die bestmögliche Lösung für das Grundstück rund um die Lutherkirche zu finden. Maßgeblicher Grund für den Verkauf war das im Jahr 2015 in Auftrag gegebene Entwicklungskonzept, das den erheblichen Sanierungsstau der Gebäude mit enormen Kosten aufzeigte.

Die Kirchengemeinde unterhält auch die denkmalgeschützte und inzwischen renovierungsbedürftige Pauluskirche, sodass das Lutherzentrum, ein Bau von 1967, finanziell nicht mehr tragbar ist.

Ursprünglich wurde es als Garnisonskirche für die Soldaten am Bundeswehrstandort Montabaur gebaut. Inzwischen ist Montabaur keine Garnisonsstadt mehr, und die Gebäudefläche ist für die Anzahl der Kirchenmitglieder zu groß. Mit der durch den Verkauf gewonnenen, finanziellen Schwungmasse soll ein modernes, barrierefreies und energetisch konzeptioniertes Gemeindezentrum an der Pauluskirche entstehen.

Die Kirchengemeinde sei ihrer Zeit voraus und könne sogar als Gemeinde mit „Modellcharakter“ dienen, sagte dazu Dekan Dr. Axel Wengenroth. „In den nächsten Jahren – im Zuge des zurzeit auf Landeskirchenebene diskutierten Reformprozesses EKHN 2030 – werden schmerzhafte Reduktionsprozesse in den Kirchengemeinden zu erwarten sein, auch gerade was die Gebäudesituation betrifft.“

Der Kirchenvorstand hatte hier schwierige Entscheidungen zu treffen und sei dabei richtungsweisend vorgegangen. Er dankte allen Beteiligten für die geleistete Arbeit, allen voran Pfarrerin Anne Pollmächer, die als Kirchenvorstandsvorsitzende den Prozess geleitet hatte. Pollmächer selbst betonte die gute Zusammenarbeit im Entwicklungsausschuss.

Man habe in langen Gesprächen viele Möglichkeiten erwogen und um die beste Lösung gerungen. Das habe die Gruppe zusammenwachsen lassen. „Es war wunderbar zu sehen, dass Menschen auch bereit waren, ihre Überzeugungen zu überdenken und sich zeitlich und gedanklich so stark einzusetzen.“

In der Stadt Montabaur ist Wohnraum derzeit Mangelware. Ein Zustand, den Investor Ralf Mohr mit einer attraktiven Wohnbebauung in Form von Stadtvillen, bestehend aus jeweils zwei Wohneinheiten pro Etage und einer Penthousewohnung, verbessern will. Der Standort seines Projektes „Wohnen im Kirchgarten“ liegt in unmittelbarerer Nähe einer Kita und des großen Schulzentrums.

Kirchengelände wird Wohngebiet
Foto: Evengelisches Dekanat

Mohr zeigte sich erfreut über das große Vertrauen und die Unterstützung der Kirchengemeinde. Sobald Baurecht geschaffen ist, will er zügig mit der Umsetzung beginnen. Er hoffe, dass die pandemiebedingten Lieferengpässe im Baubedarfssektor sich kompensieren lassen und die Maßnahme Ende 2023 fertiggestellt werden kann.

Mohr plant sieben Stadtvillen und eine kleine Reihenhausbebauung mit drei Häusern. Ein rund 450 Quadratmeter großes Areal verbleibt im Besitz der Kirchengemeinde, um dort ein neues Pfarrhaus für die Pfarrstelle II der Kirchengemeinde bauen zu können. Für den Abschied von der Lutherkirche bleibe aber noch etwas Zeit, stellte Pfarrerin Pollmächer in Aussicht:

„Unsere Lutherkirche gehört für viele Menschen fest zu ihrer Biografie. Es ist der Ort, in dem viele getraut worden sind oder ihre Kinder haben taufen lassen. Sich davon zu trennen, schmerzt natürlich. Leider können wir uns wegen der Pandemie gerade nicht so verabschieden, wie wir gerne würden.“