Angedacht ist die Umwandlung der Flächen in ein allgemeines Wohngebiet, um es an einen Investor verkaufen zu können. Die Kirchenverwaltung in Darmstadt und die Stadt Montabaur stehen in engem Kontakt miteinander und koordinieren den Verkaufsprozess gemeinsam. Die notwendigen städtebaulichen Rahmenbedingungen hat der Montabaurer Stadtrat kürzlich auf den Weg gebracht.
Der Abschied vom Lutherzentrum ist allerdings mehr als ein rein formeller Akt, betont Pfarrerin Anne Pollmächer: „Natürlich wird eine Kirchengemeinde im Kern von Gottes Wort und den Sakramenten, also dem Abendmahl und der Taufe, zusammengehalten. Aber unsere Lutherkirche ist für viele Menschen zur Heimat geworden und gehört fest zu ihrer Biografie.“
Für viele Gläubige sei das im Jahr 1964 erbaute Gotteshaus zu einer Art Zuhause geworden, sagt die Pfarrerin, die mit ihrer Familie im angrenzenden Pfarrhaus wohnt.
„Das Glockengeläut ist ebenso vertraut wie die bunten Fenster; es ist der Ort, in dem viele getraut worden sind oder ihre Kinder haben taufen lassen. Sich davon zu trennen, schmerzt sehr – und ist sicher nicht mit einem einzigen Entwidmungsgottesdienst getan.“
Anne Pollmächer vergleicht den Abschied mit einem Trauerprozess, der Zeit braucht. „Diese Zeit nehmen wir uns“, betont die Pfarrerin. Ihr schwebt deshalb ein Abschiedsjahr vor, an dessen Ende das Loslassen und hoffentlich auch die Vorfreude auf das neue Gemeindezentrum an der Pauluskirche stehen.
„Denn so schwer der Abschied auch ist: Die Trennung vom Lutherzentrum ist notwendig und hat auch etwas von einem Gesundschrumpfen“, glaubt die Pfarrerin. Denn in den 1960er-Jahren wurde das Lutherzentrum als Garnisonskirche für die Soldaten am Bundeswehrstandort Montabaur gebaut.
Inzwischen ist Montabaur keine Garnisonsstadt mehr, und die Gebäudefläche ist für die Anzahl der rund 4300 Kirchenmitglieder zu groß. „Uns können die wirtschaftlichen Gründe nicht egal sein“, fasst Anne Pollmächer zusammen.
„Die Pauluskirche steht unter Denkmalschutz und muss dringend renoviert werden, und wir brauchen das neue Gemeindezentrum.“ Projekte, die mit geschätzten zwei Millionen Euro zu Buche schlagen werden.
Der Kirchengemeinde sei es natürlich nicht egal, was aus dem Lutherzentrum wird, stellt Anne Pollmächer klar: „Am liebsten wäre es mir, wenn ein künftiger Investor das Kirchengebäude stehen lassen und es durch eine Umnutzung wieder mit Leben füllen würde.“
Ob dies ein realistischer Wunsch ist, werden allerdings erst Gespräche mit potenziellen Interessenten zeigen. Im Montabaurer Stadtrat hieß es dazu, es sei noch völlig offen, ob das Kirchengebäude erhalten bleibt. Ein Abriss sei jedoch angesichts des Sanierungsstaus die wahrscheinlichere Variante.
Details sollen in einem städtebaulichen Vertrag geregelt werden. Angestrebt wird seitens der Kommune eine Bebauung mit Stadtvillen, die jeweils sechs bis zehn Wohneinheiten enthalten könnten. Auch Reihenhäuser im unteren Teil des Geländes sind denkbar. Kleine Gewerbebetriebe, die das Wohnen nicht stören, könnten ein entsprechendes Konzept abrunden.