DRK-Kreisverband Westerwald
So hat auch der DRK-Kreisverband Westerwald schnell reagiert und 17 Fahrzeuge und 46 Helfer ins Katastrophengebiet entsandt. „Doch angesichts der massiven Not wurde unsere gesamte Reserve nachalarmiert, und wir haben unsere Kräfte aufgestockt. So waren 35 Fahrzeuge und rund 120 DRK-Helfer am Donnerstag bis tief in die Nacht im Einsatz.
Die Letzten kamen erschöpft Freitagfrüh um 5 Uhr nach Hause“, berichtet DRK-Kreisgeschäftsführer Olaf Reineck, der seinen Urlaub an der Ostsee abgebrochen hat, um mit anzupacken. Fast alle Rotkreuzler waren im Ahrtal im Einsatz. „Wir haben in den am stärksten betroffenen Gebieten geholfen, die Menschen zu evakuieren und medizinisch zu betreuen. Wir waren auch in Schuld“, sagt Reineck.
Viele Menschen seien aus Pflegeheimen evakuiert worden. „Einige haben sich auch aus ihren überfluteten Wohnungen hierher gerettet und wurden in Notaufnahmelager gebracht“, schildert Reineck. Zuletzt hätten die Westerwälder Rotkreuzler eine Frau mit einem gebrochenen Unterschenkel und ihren dementen Ehemann gerettet, die in ihrer Wohnung in Schuld eingeschlossen waren.
Viele Menschen seien aus Wohnungen, von Dächern, ja sogar von Bäumen gerettet worden. „Das ist alles so unfassbar“, meint Reineck. Dem erfahrenen Rotkreuzler fehlen die Worte. Seine Kollegen berichten von kriegsähnlichen Zuständen in den Überschwemmungsgebieten. Die Westerwälder Rotkreuzler wurden am Freitagmorgen von der Ahr abgezogen, vor Ort bleiben aktuell fünf Fahrzeuge und 15 Helfer sowie der DRK-Betreuungs- und Verpflegungszug mit 20 Helfern, die vor Ort rund 3000 Menschen mit Mahlzeiten versorgen können.
„Der DRK-Einsatz wird nun von Baden-Württemberg und aus der Pfalz abgedeckt“, so Reineck. Ihm ist wichtig: „Die Zusammenarbeit zwischen allen Rettungskräften, ob Feuerwehren, THW, DRK, Polizei, Bundeswehr oder DLRG, läuft reibungslos. Wir konnten sofort reagieren.“ Zudem sei die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung enorm: „Wir haben aktuell viele Anrufe von Westerwäldern, die helfen wollen und nach einem Spendenkonto fragen“, sagt er. Doch zunächst einmal gehe es darum, Menschenleben zu retten.
Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Westerwald-Taunus
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Westerwald-Taunus ist seit Mittwochabend mit wechselnden Ortsgruppen aus dem Westerwaldkreis, dem Rhein-Lahn-Kreis sowie den Kreisen Neuwied und Altenkirchen in Bad-Neuenahr Ahrweiler im Einsatz. Unter ihnen der Bezirksvorsitzende Henner Mattheus, der aktuell vor Ort ist und seit Mittwochabend mit den verschiedenen DLRG-Ortsgruppen zwischen Heimat und Katastrophengebiet pendelt. Nachdem das Hochwasser derzeit langsam sinkt, wird das Ausmaß der Katastrophe Stück für Stück sichtbar.
Kaputte Autos, Steine und Unrat türmen sich in den Straßen. Die Innenstadt biete ein Bild der Verwüstung wie nach einem Krieg. Und schlimmer noch: Noch immer werden Menschen vermisst, immer wieder muss auch die DLRG ausrücken, um Hilfsbedürftige aus zerstörten Häusern zu retten. Dort, wo es mit Fahrzeugen oder Booten nicht mehr zu machen ist, setzt die DLRG ihre Strömungsretter ein, von denen aktuell zehn Kräfte vor Ort sind. Ausgerüstet mit Helm, Neoprenanzug, Prallschutz und Seilen steigen diese speziell ausgebildeten Rettungsschwimmer auch in Fluten mit starker Strömung, um Menschen zu retten.
Überall dort, wo eine Rettung auch mit Hochwasser- oder Raftbooten nicht mehr möglich ist. Die DLRG ist derzeit mit all ihren Möglichkeiten im Einsatz und wird immer wieder punktuell zu Einsätzen gerufen. „Die Zusammenarbeit“, und das möchte Henner Mattheus besonders betont wissen, „mit den Freiwilligen Feuerwehren aus der Region funktioniert hervorragend.“ Es herrsche ein großer kameradschaftlicher Zusammenhalt. Ein wichtiger Rückhalt bei den psychischen Belastungen und der komplizierten Gemengelage im Katastrophengebiet.
Da viele Mobilfunkmasten außer Betrieb sind, funktioniere die Kommunikation vor allem über Digitalfunk, berichtet Mattheus weiter. Ohne Mobilnetz seien die Einsätze über Land aber trotzdem schwierig, weil Straßen und Brücken unpassierbar, Umwege aber nicht mehr über GPS zu finden sind. Auch ein Campingplatz habe evakuiert werden müssen, was aber zum Großteil mit einem Polizeihubschrauber bewerkstellig wurde. Zwischenzeitlich seien sie mit 17 DLRG-Kräften und drei Einsatzfahrzeugen vor Ort, die sich mit dem Wasserrettungszug aus Bad Kreuznach abwechseln.
Polizeidirektion Montabaur
Im Katastrophengebiet im Einsatz ist auch eine Vielzahl von Kräften aus dem Bereich der Polizeidirektion Montabaur. Da die Beamten aus unterschiedlichen Sparten der Kriminal- und Schutzpolizei kommen und die Lage weiter sehr dynamisch ist, kann die PD-Leitung in der Westerwälder Kreisstadt derzeit noch nicht sagen, wie viele Kollegen insgesamt angefordert wurden. Wie die Pressestelle des Polizeipräsidiums Koblenz mitteilt, liegen die Kernaufgaben der Polizisten im Hochwassergebiet derzeit in der Bearbeitung von Todesermittlungsverfahren, im sogenannten Raumschutz (Präsenz vor Ort in jeder betroffenen Kommune) sowie in der Verkehrslenkung.
Eine enorme Hilfsbereitschaft beweisen die Menschen auch im Westerwaldkreis. Neben Hilfsorganisationen, Kommunen und Vereinen sammeln auch zahlreiche Privatinitiativen Hilfsgüter, um sie zu gegebener Zeit ins Katastrophengebiet zu bringen. Unsere Zeitung gibt einen Überblick unter ku-rz.de/spenden