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Aar-Einrich

NS-Verbrechen: Stolpersteine erinnern nun auch im Einrich

Von Uschi Weidner
An der Aar wurden schon in der Vergangenheit wiederholt Stolpersteine verlegt. Nun ist auch der Einrich an der Reihe: Am 27. Oktober wird unter anderem in Kördorf, Herold und Katzenelnbogen der Opfer des NS-Regimes gedacht. Foto: Archiv Uli Pohl
An der Aar wurden schon in der Vergangenheit wiederholt Stolpersteine verlegt. Nun ist auch der Einrich an der Reihe: Am 27. Oktober wird unter anderem in Kördorf, Herold und Katzenelnbogen der Opfer des NS-Regimes gedacht. Foto: Archiv Uli Pohl

Während im Bereich der früheren Verbandsgemeinde Hahnstätten bereits Stolpersteine verlegt wurden, geschieht diese Würdigung im Bereich Katzenelnbogen nun zum ersten Mal.

Lesezeit: 4 Minuten
Auch aus diesem Grund freuen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Stolpersteine auf den Dienstag, 27. Oktober, denn an jedem Ort einer Verlegung sind eine Begrüßung und eine Ansprache geplant. Die Aktion findet gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig an dem letzten frei gewählten Wohnort von insgesamt 15 Menschen statt. Der ...
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Ehrenamtlich aktiv für die Erinnerung an die NS-Opfer

„Wir sind alle ehrenamtlich tätig“, betonen die Mitglieder des Arbeitskreises Stolpersteine. So wären zum Beispiel die zahlreichen Recherche- und Arbeitsstunden von Martina Hartmann-Menz und Volker Satony faktisch unbezahlbar, wenn sie denn dafür Geld nehmen würden. Hinzu kommt die Leitung des Arbeitskreises durch Marion Reiter: „Ohne ihr Talent zur Organisation, ihre Koordinierungsgabe und ihre freundliche, zugewandte Art kann die Arbeit auch nicht funktionieren“, lobt Martina Hartmann-Menz das Engagement ihrer Mitstreiterin.

Der Arbeitskreis finanziert die Stolpersteine und die mit der Verlegung verbundenen Kosten durch Spenden. Die Kosten für die aktuellen Aktionen sind bereits gedeckt. Für die weitere Arbeit werden jedoch noch zusätzliche Mittel benötigt. Denn die Verlegung eines einzelnen Stolpersteins schlägt mit einer Summe von 120 Euro zu Buche.

Hier inbegriffen sind Vorbereitungsarbeiten, Materialkosten, Fertigung und Versand. Die Steine werden von dem Bildhauer Michael Friedrichs-Friedlaender, Berlin, in Handarbeit angefertigt. Patenschaften können von Privatpersonen, Institutionen, Ausbildungsstätten, Firmen und Vereinen oder Parteien übernommen werden. uma

Erinnerungen: Ehemalige Orte jüdischen Lebens

Auch wenn mit dem Holocaust das jüdische Leben im Einrich weitgehend erloschen ist, so gibt es noch Spuren davon – zum Beispiel in Kördorf.

So gab es dort unter anderem eine Synagoge. Dort erhielten jüdische Kinder auch Religionsunterricht. Das Gebäude wurde vermutlich nach 1818 im Rahmen einer Schulreform gebaut. Die Kördorfer Synagoge war ein zweistöckiges Fachwerkgebäude, 24 Fuß lang, 20 Fuß tief und hatte Rundbogenfenster. Sie überstand die Reichskristallnacht am 11. November 1938 unbeschadet, weil sie zu dieser Zeit bereits als Bäckerei und Kolonialwarenladen genutzt wurde. Um das Jahr 1960 wurde sie abgerissen.

Der Friedhof der Kördorfer Jüdischen Gemeinde liegt wiederum im Märkerwald-Winkel. Wann er angelegt wurde, ist unbekannt. Ein Kaufbrief für dieses Gelände war schon im 19. Jahrhundert nicht mehr erhalten. Es wird angenommen, dass der Friedhof entstand, als die ersten Juden in Kördorf ansässig wurden. Ein Dokument des Oberförsters Wöll vom 8. Juli 1807 sagt Folgendes aus: „Der hiesige, zwischen dem Feld und Markwald-Winkel gelegene Totenhof ist ein kleiner, waldlichter, kahler Platz und nicht abgesteint.“

Bei dem Dokument handelte es sich um einen Brief an ein Amt. Das gab danach die Anweisung, den Kördorfer Judenfriedhof abzusteinen und in feste Grenzen zu legen. Die Anweisung wurde befolgt. Die letzte Beerdigung auf dem Judenfriedhof fand im Januar 1940 statt. Helene Blumenthal wurde dort begraben, bevor ihr Sohn mit seiner Familie nach Argentinien auswanderte.

Einem Brief des Kördorfer Pfarrers Raidt vom 30. Oktober 1826 ist zu entnehmen, dass um diese Zeit „in dem hiesigen Kirchspiel 60 Judenseelen sich befinden“. Der Friedhof diente also nicht nur den Kördorfer Juden als ein Ort der letzten Ruhe, sondern auch den Juden des Kirchspiels. uma

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