Auch ich gehöre zu denjenigen, die man sonntags nicht allzu häufig in den Gottesdiensten antrifft, die sich aber in den Kreis derer einreihen, die zumindest an Weihnachten versuchen, eines der Angebote wahrzunehmen. Mal an Heiligabend, mal an einem der beiden Weihnachtsfeiertage – je nachdem, wie es der eigene Zeitplan zulässt.
Sicherlich habe ich mich auch schon gefragt, ob ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben muss, ob es vielleicht scheinheilig ist, einmal im Jahr, um das Gewissen zu beruhigen, einen Gottesdienst aufzusuchen. Und ich habe die Frage, vielleicht auch nach einigen Gesprächen mit Pfarrern, die durchaus einen sehr realistischen Blick auf das Thema haben, mit Nein beantwortet. Wohl auch, weil ich für mich behaupten kann, dass ich den Gottesdienst nicht deswegen besuche, um mein Gewissen zu beruhigen, sondern eher, weil es für mich eine gute Gelegenheit ist, mich auf Weihnachten, auf das, was dieses Fest ausmacht, einzustimmen, den Stress des Alltags zu vergessen, zur Ruhe zu kommen und mir Gedanken über das zu machen, was Glaube für mich bedeutet.
Dabei weiß ich nicht einmal, ob ich von mir behaupten kann, ein gläubiger Mensch zu sein. Aber Themen wie Frieden und Nächstenliebe, die haben eine große Bedeutung für mich, für mein Leben. Und in dieser Hinsicht bin ich der Kirche, der christlichen Botschaft sicherlich nah – und ich glaube, dass das vielen Menschen so geht, dass am Ende jeder diese Botschaft für sich selbst mit Leben füllen kann, sofern er bereit ist, sich damit auseinanderzusetzen. Heiligabend und die beiden Weihnachtsfeiertage sind dazu sicherlich ein schöner Anlass. Das zeigen auch die gut gefüllten Kirchen.
Und dennoch glaube ich, dass Pfarrer Bernd Bazin richtig liegt, wenn er sagt, dass Kirche auch raus muss aus den dicken Mauern des Kirchengebäudes, dass sie zeigen muss, dass es mehr gibt als Gottesdienste, die vielen nicht das geben, was sie sich von der Institution Kirche wünschen – außer vielleicht an Weihnachten.