Plus
Rhein-Hunsrück

Biogas fürs Simmerner Kreishaus: Langer Streit um Heizungsanlage endet mit ökologischster Variante

Von Volker Boch
Unter energetischer Betrachtung ein Fall für eine (teure) Dämmungssanierung, aber bald mit neuer Heiztechnik ausgestattet: Der Kreisausschuss hat entschieden, dass die Kreisverwaltung in Simmern ein Biogas-Blockheizkraftwerk mitsamt eines Spitzenlastbrennwertkessels erhalten soll.  Foto: Werner Dupuis
Unter energetischer Betrachtung ein Fall für eine (teure) Dämmungssanierung, aber bald mit neuer Heiztechnik ausgestattet: Der Kreisausschuss hat entschieden, dass die Kreisverwaltung in Simmern ein Biogas-Blockheizkraftwerk mitsamt eines Spitzenlastbrennwertkessels erhalten soll. Foto: Werner Dupuis

Nach Jahren des Zauderns hat der Kreisausschuss endgültig die Weichen für eine Modernisierung der Heizungsanlage des Kreishauses in Simmern gestellt. Durch den Einsatz von Biomethan, also regenerativ hergestelltes Gas, soll sowohl Wärme als auch Strom für das zentrale Verwaltungsgebäude des Kreises in Simmern zur Verfügung stehen. Damit ist auch das Kapitel des Nahwärmestreits geschlossen, der über Jahre schwelte.

Lesezeit: 4 Minuten
Am Ende klang alles ganz logisch. Kerstin Kriebs von der Transferstelle für Rationelle und Regenerative Energienutzung in Bingen (TSB) stellte dem Kreisausschuss das Fazit eines insgesamt 55 Seiten umfassenden Gutachtens vor. Der Kreisausschuss hatte die Beauftragung einer solchen fachlichen Bewertung zur Lösung im Nahwärmestreit im August 2019 auf den Weg ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Geld spielt keine Rolle – Ökologie darf auch kosten: Volker Boch zur neuen Heizung für das Kreishaus

Es gibt einen schönen Satz, der in der Politik immer wieder neue Geltung erlangt: „Geld spielt auch weiterhin keine Rolle!“ Auch wenn es ein bisschen makaber klingen mag in Zeiten einbrechender Steuereinnahmen und enger werdender Haushaltskalkulationen, so trifft dieser Spruch beim Thema Kreishausbeheizung durchaus zu.

Einst wurde der Anschluss an das Simmerner Nahwärmenetz in Basta-Manier aus Kostengründen gestrichen, nun wurde im Kreisausschuss ein ökologischer Ansatz zur alternativen Gasbeheizung allen Kosten zum Trotz bejaht. Mit Blick auf Schadstoffemissionen ist diese Entscheidung sicher zu begrüßen. Denn das System, auf das nun beim Kreishaus gesetzt wird, wirkt laut Gutachten wirklich überaus regenerativ. Hinsichtlich ökologischer Aspekte ist es ähnlich effektiv wie ein Nahwärmesystem. Falls die neue Heizung mit Solar-Carports auf dem Hof kombiniert werden sollte, wäre das Paket stimmig. Günstig wäre es aber nicht.

Völlig verworfen, nicht einmal im Ansatz diskutiert wurde unterdessen eine Sanierung des Gebäudes, in dem es im Sommer heiß ist, im Winter einen hohen Wärmebedarf gibt – und das energetisch sowie ökologisch de facto keineswegs auf jenem Stand ist, auf den nun das Heizungssystem gebracht werden soll. Natürlich, Wärmedämmung im großen Stil kostet richtig viel Geld. Aber haben wir in der „Energiekommune des Jahrzehnts“ nicht auch gelernt, dass Energiewende vor allem eine Wärmewende ist, in der es um das Einsparen von Ressourcen geht? Doch, haben wir! Die Entscheidung des Kreisausschusses spiegelt diese Kenntnis allerdings nicht wider. Genauso federstreichartig wurden Überlegungen zu einer Hackschnitzel- oder Pelletanlage hinweggewischt. Auch mit den Nachbarn wurde offensichtlich gar nicht erst gesprochen. Am Ende des Verfahrens wurde erklärt, dass es auch darum ginge, das Verfahren nicht unnötig in die Länge zu ziehen – ein köstlicher Scherz im Schlussakt des Heizungstheaters. Immerhin ist nach Jahren des Streits eine Entscheidung getroffen worden, die ökologisch ist. Koste es, was es wolle.

Meistgelesene Artikel