Betzdorf/Kirchen

Gewitter mit Starkregen: Betzdorf und Kirchen versinken in den Fluten [Update 19 Uhr]

Land unter auch in Alsdorf.
Land unter auch in Alsdorf. Foto: privat

„Land unter“ im Oberkreis Altenkirchen: Nach einem schweren Gewitter mit Starkregen und Hagel regierte Hochwasser in weiten Teilen von Betzdorf und Kirchen und in angrenzenden Gemeinden. Unzählige Rettungskräfte waren stundenlang im Einsatz. Das Wasser stand bis zu 1,50 Meter hoch in den Straßen, durch die Wassermassen rutschten Hänge ab.

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Die erste Alarmierung über die Leitstelle Montabaur erreichte beide Verbandsgemeinde-Feuerwehren kurz vor 13 Uhr an Fronleichnam. Es liefen über mehrere Stunden rund 150 Einsätze auf. Hauptsächlich betroffen waren die B 62 in Kirchen im Bereich Struthof und die L 280 im Bereich Alsdorf sowie die Betzdorfer Innenstadt, in der das Wasser zeitweise bis zu einem Meter hoch stand. Der Barbaratunnel wurde aufgrund eines Hangrutsches komplett gesperrt. Der Betrieb auf den Strecken der Daadetal- sowie der Hellertalbahn wurde aufgrund von unterspülten Gleisen in allen Fahrtrichtungen eingestellt.

Außerdem gab es diverse Wassereinbrüche in Gebäude wie beispielsweise in die Berufsbildende Schule in Kirchen auf dem Molzberg. Während des recht stationären Unwetters, das sich auch über die Region gebildet hatte, mussten zwei Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen gerettet werden: Eine schwangere Frau war in der Betzdorfer Hellerstraße von Wasser eingeschlossen worden, konnte aber unverletzt dem Rettungsdienst übergeben werden.

Quelle: Facebook von Sabine Bätzing-Lichtenthäler

Eine weitere Person musste aus ihrem Fahrzeug in einer überschwemmten Bahnunterführung in Freusburg befreit werden. Um die große Anzahl an Einsätzen abarbeiten zu können, waren circa 380 Helfer von Feuerwehr, THW, DLRG und DRK vor Ort. Unter anderem waren THW-Einheiten aus Siegen und Westerburg nachalarmiert worden wie auch weitere Wehren aus dem gesamten Kreis Altenkirchen.

Josef Kipping, Wehrführer in Betzdorf und seit 35 Jahren aktiver Feuerwehrmann, konnte sich an ein ähnlich gelagertes Ereignis nicht erinnern. „Ich bin schon so lange dabei, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt“, bilanzierte er in einer Atempause, nachdem die Flut von oben versiegt war. Auch für die sich anschließenden Stunden blieb Vorsicht angesagt: „Wir stehen in dauerndem Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst“, wusste Kipping.

Mehrere Straßen waren in Kirchen überflutet.

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Reißende Fluten.

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Land unter auch in Alsdorf.

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Die Unterführung in der Kirchstraße in Betzdorf.

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Wegen der Wassermassen war mancherorts kein Durchkommen mehr. Die Straßen mussten gesperrt werden.

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Parkplätze standen unter Wasser.

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Auto bahnen sich ihren Weg durch das Wasser. An dieser Stelle ging es noch.

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Wie groß die Schäden, die das Unwetter verursachte sind, steht noch nicht fest. Das werden wohl die kommende Tage erst genau zeigen. Das Aufräumen hat unterdessen bereits begonnen.

Bis gegen 2 Uhr in der Nacht zu Montag galt erhöhte Alarmbereitschaft. Matthias Theis, stellvertretender Kreisfeuerwehrinspekteur des Landkreises Altenkirchen, zeigte sich zufrieden mit der vorbildlichen Leistung aller Beteiligten. „Die doch schon angespannte Lage konnte durch die Einsatzkräfte zeitnah unter Kontrolle gebracht werden. Trotz der hohen Einsatzdichte konnte der Grundschutz im gesamten Landkreis aufrecht erhalten werden“, lautete sein erstes Fazit, nachdem er sich vor Ort ein Bild gemacht hatte. Landrat Michael Lieber ließ sich ebenfalls von der Einsatzleitung informieren und bedankte sich bei allen Einsatzkräften für die geleistete Arbeit.

Entwarnung ist aber erst einmal noch nicht in Sicht. Für Freitag sagt der Deutsche Wetterdienst bei dichter Bewölkung wieder teils heftige Schauer und Gewitter, örtlich auch länger anhaltenden und ergiebigen Regen für Rheinland-Pfalz voraus. In dem Wetterbericht heißt es: „Weiterhin anhaltende Unwettergefahr durch teils heftigen Starkregen und Hagel. Höchsttemperaturen zwischen 20 bis 24 Grad. Schwacher Wind aus westlichen Richtungen, bei Gewittern Sturmböen. In der Nacht zum Samstag weitere Schauer und Gewitter, örtlich auch mit heftigem Starkregen. Tiefstwerte bei 15 bis 11 Grad.“

Erst Anfang vergangener Woche hatten schwere Unwetter das Fischbachtal im Naheland (Kreis Birkenfeld) getroffen. 360 Gebäude in vier Gemeinden wurden beschädigt, Dutzende Autos zerstört. Inzwischen ist auch klar: An der Integrierten Gesamtschule in Herrstein, an der ebenfalls erhebliche Schäden entstanden sind, wird vor den Sommerferien kein Unterricht mehr stattfinden. Die Klassen 8 bis 12 sollten vorerst an den rund elf Kilometer entfernten Schulstandort Rhaunen verlegt werden. Auch die Verbandsgemeinde Rhaunen und die Grundschule stellten Räume zur Verfügung.

Volker Held