Ahrweiler

Bleibt ZF doch an der Ahr? Unternehmen prüft verschiedene Standorte

Von Jochen Tarrach, Bastian Hauck
Spätestens Ende 2023 sollen im Werk an der Max-Planck-Straße in Ahrweiler die Lichter ausgehen. Ein neuer Standort soll zuvor gefunden sein.
Spätestens Ende 2023 sollen im Werk an der Max-Planck-Straße in Ahrweiler die Lichter ausgehen. Ein neuer Standort soll zuvor gefunden sein. Foto: Vollrath

Der Standort des ZF-Werkes in der Max-Planck-Straße in Ahrweiler mit seinen rund 280 Arbeitsplätzen soll spätestens zum 1. Januar 2024 Geschichte sein. Zu diesem Zeitpunkt soll eine neue Betriebsstätte bezugsfertig sein.

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Angestrebt wird, bis zum 30. Juni 2022 einen neuen Standort gefunden zu haben – bevorzugt in Bad-Neuenahr-Ahrweiler, Sinzig, Bad Breisig oder Niederzissen. Weitere Flächen in Rheinland-Pfalz können in die Standortprüfung miteinbezogen werden. Das alles steht in einer Verfahrensvereinbarung, die bei einer Betriebsversammlung zwischen dem Management von ZF-Friedrichshafen, dem Betriebsrat des Werkes in Ahrweiler sowie Vertretern der IG Metall Neuwied abgeschlossen wurde.

Der Automobilzulieferer ZF ist seit 1963 mit seiner Produktionsstätte in Ahrweiler beheimatet und baut aktuell dort elektrisch gesteuerte Ventile für Stoßdämpfer. Der Standort wurde von der Flutkatastrophe im Juli schwer getroffen. Die Belegschaft des Werks hat in einer beeindruckenden Art und Weise die Produktion kurzfristig wieder aufgebaut.

Dr. Peter Holdmann, Leiter der ZF-Division Fahrwerkstechnik und als solcher für das Werk Ahrweiler zuständig, bekräftigte nochmals, dass ZF Friedrichshafen auch nach der Flut im Juli eine Garantie für alle Arbeitsplätze abgegeben hat. „Wir haben nie gesagt, wir wollen den Standort schließen, sondern wir wollen nach einer Alternative in der Region suchen“, sagte Holdmann. Die Firma müsse dafür sorgen, dass die Produktion sichergestellt werde, und deshalb müsse ein neuer, hochwassersicherer Standort gefunden werden. Auch Versicherungsfragen spielten dabei eine Rolle. Die Nähe zu Bad Neuenahr-Ahrweiler sei dabei ein wichtiger Faktor. Aber: Der neue Standort müsse ähnliche Wettbewerbsmöglichkeiten haben, wie sie am ZF-Standort Koblenz möglich wären.

Markus Eulenbach, Geschäftsführer der IG Metall Neuwied, stellte fest, dass nun zuerst Alternativstandorte in der Region geprüft würden und danach Koblenz. In dieser besonderen Ausnahmesituation müssten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um ZF bald eine hochwassersichere Perspektive im Ahrtal zu bieten. „Es geht um die Zukunft des Standortes“, sagte Eulenbach. Der Findungsprozess dazu sei aber nun in geordneten Bahnen möglich. Aufgabe für die Mitarbeiter sei es, einen neuen Standort zu verkraften. Man hätte aber jetzt die Chance, an der Suche mitzuarbeiten.

Betriebsratsvorsitzender Rainer Stenz sah das ebenso. Man werde gründlich prüfen, welche Grundstücke für eine neue Produktionsstätte infrage kämen. „Der Betriebsrat mit seiner Belegschaft kämpft für einen Verbleib der Arbeitsplätze im Ahrtal“, sagte Stenz.

Guido Orthen, Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, wies darauf hin, dass der Erhalt jedes Unternehmens von großer Bedeutung für die Stadt sei, denn es gelte auch, die Infrastruktur der Kommune zu finanzieren. Gemäß der Verfahrensvereinbarung werde nun Bad Neuenahr-Ahrweiler vorrangig geprüft. „Wir haben alles, nur keinen Platz“, gestand er. Man werde aber alles tun, eine Alternative zu ermöglichen. „Über die Entwicklung eines Gewerbegebietes sind wir in vertraulichen Gesprächen“, sagte Orthen. Wo das sein könnte, erklärte er allerdings nicht. Dazu müssten erst weitere Gespräche geführt werden.

Solidaritätsadressen gab es innerhalb der Betriebsversammlung vom rheinland-pfälzischen Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) sowie dem Ersten Kreisbeigeordneten Horst Gies (CDU). „ZF ist enorm wichtig für die Region. Ich werde die Belegschaft mit all meinen Möglichkeiten dabei unterstützen, dass ein neues Werk hier oder in unmittelbarer Nähe aufgebaut wird und damit die Arbeitsplätze und das soziale Umfeld der Menschen erhalten bleiben“, versicherte Schweitzer.

„Gern sind wir als Landesregierung diejenigen, die am Runden Tisch mit Kreis und Stadt mit dafür sorgen, dass die Fragen der Genehmigung, Erschließung und der Verkehrsanbindung gut gelöst werden können“, ergänzte der Minister und berichtete von einem Anruf auf dem Weg zur Betriebsversammlung. Ein Bürgermeister aus der Region habe ihm dabei eine Liegenschaft in seiner Gemarkung angeboten, die für das Unternehmen geeignet sein könnte. „Das zeigt, dass die Landesregierung als Lotse wahrgenommen wird.“ Auch Gies bot zur Verfahrensvereinbarung jegliche Unterstützung an. „Wir stehen fest an Ihrer Seite“, sagte er.