Walzer küsst Quadrille: Eine Ballnacht in Wien

Foto: Jennifer de Luca

Kein Staub, kein Geruch, kein Pferdehaar – dafür blank gewienertes Parkett, teure Kleider und tanzende Ferkel. Die Fête Impériale ist einer der wenigen Sommerbälle, die in der Walzerhochburg Wien stattfinden.

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Im Hotel Sacher fühle ich mich gleich wie Kaiserin Sissi höchstpersönlich.

Jennifer de Luca

Gemütlich sieht die Rezeption des bekannten Hotels aus.

Jennifer de Luca

Sachertorte zum Frühstück – warum nicht? Aber Vorsicht: Sehr sättigend!

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Häppchen auf dem Zimmer im Hotel Sacher.

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Tanzkurs beim Juror der österreichischen Ausgabe der TV-Tanz-Show „Let's Dance“, Thomas Schäfer-Elmayer.

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In vielen Geschäften hängen Abendkleider, die für den Ball ausgeliehen werden können.

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Bei strahlendem Sonnenschein ist ein Stadtbummel durch Wien am schönsten.

Jennifer de Luca

Stadtführer Nikolaus König führt uns Pressegäste durch Wien.

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In der Bäckerei von Demel schauen wir dem Sachertortenbäcker bei seiner Arbeit zu. Die „Original Sacher-Torte“ und „Demel’s Sachertorte“ unterscheiden sich durch ihre Marmeladenschichten.

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Tanzkurs, Abendkleid, Styling – die Kollegin aus der Schweiz und ich sind bereit für den Ball.

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Im Restaurant Vestibül im Burgtheater schaffen wir uns „Grundlage“ für die lange Ballnacht.

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Vorfreude!

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Filet Wellington.

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Sauerrahm Törtchen.

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Mit dem Fiaker geht es ganz traditionell zur Fête Impériale.

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Die Anspannung steigt...

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Pressefotografen warten auf die promminenten Gäste.

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In der Michaelerkuppel der Hofburg gibt es einen Willkommensdrink.

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Smoking oder Uniform – Jedem wie es ihm gefällt.

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Da ist wohl noch ein Plätzlein im großen Saal für mich frei.

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Kammersänger Wolfgang Bankl mit seinen Ferkeln Mitzi und Resi.

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80 bei Elmayer ausgebildete Debütantenpaare tanzen den Eröffnungswalzer.

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Dann dürfen auch die Gäste aufs Parkett.

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Um 0 Uhr stellen sich die Gäste zur traditionellen Mitternachtsquadrille auf. Welch ein großer Spaß!

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Lipizzaner Siglavy Dubovina II aus der Spanischen Hofreitschule steht wie seine rund 80 tierischen Kollegen über den Sommer auf einer Weide. Sie dürfen bei der Fête nicht mittanzen.

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Von unserer Reporterin Jennifer de Luca

Auf rund 450 Bällen kann man in Österreichs Bundeshauptstatt jährlich das Tanzbein schwingen. Die meisten finden in der Faschingszeit zwischen November und März an verschiedenen Orten statt. Für die Fête – wie sie unter Kennern heißt – wird die berühmte Spanische Hofreitschule herausgeputzt. Auch die Gäste putzen sich heraus und frischen ihre Kenntnisse in Tanzkursen auf.

Ich selbst habe mich in diesem Jahr ebenfalls auf solch eine rauschende Ballnacht in der Hofreitschule eingelassen. Wie einst Schauspielerin Romy Schneider während der Dreharbeiten zu den „Sissi“-Filmen steige ich im berühmten Hotel Sacher ab. Beim Betreten der eindrucksvollen Lobby fühle ich mich wie die Kaiserin persönlich und verschlinge in den kommenden Tagen Unmengen Sachertorten in allen erdenklichen Größen. Dabei muss ich doch noch in das für den Ball geforderte Abendkleid passen, welches ich mir in einem der vielen Wiener Abendmodegeschäfte ausleihe.

In beinahe jeder gewünschten Farbe, mal aus leichtem, mal aus schwerem Stoff, mal hoch geschlossen, mal mit tiefen Einblicken, hängen sie da und warten auf ihren Einsatz. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich mir lieber eine leichte, kurze Hose ausgeliehen – man lernt stets dazu. Während das Kleid vom wienerisch-türkisch sprechenden Schneider abgeändert wird, geht es für mich in die Tanzschule. Nicht in irgendeine – nein. Die Tanzschule Elmayer wirbt mit dem Titel, „die beliebteste Tanzschule in Wien“ zu sein. Hier werden nicht nur Walzer und Discofox gelehrt. Hier gibt der Juror der österreichischen Ausgabe der TV-Tanz-Show „Let's Dance“, Thomas Schäfer-Elmayer, höchstpersönlich Etikette- und Quadrille-Kurse.

Getanzt wird in der Schule nur in Anzug oder Kleidchen und mit weißen Handschuhen. Das Benehmen der (überwiegend) jungen Leute wird streng beobachtet und berichtigt, Schäfer-Elmayer ist schließlich Experte für internationale Businessetikette und gehobene Umgangsformen. Ich darf in Jeans und Turnschuhen meine verstaubten Walzerkenntnisse auffrischen und lerne das traditionelle Quadrilletanzen – für Wiener Bälle unerlässlich. Im Kurs fühlt sich der Gruppentanz, bei dem immer zwei Paare mit- und auch gegeneinander tanzen, noch ganz harmlos an. Der Tanzlehrer gibt Anweisung, was zu tun ist, und die Tänzer folgen brav. So weit, so gut – wird schon schiefgehen, denke ich.

Dann rückt auch schon der Abend der Fête näher, ich bekomme mein Kleid ins Hotel geliefert, werde aufwendig gestylt und geschminkt und zum Essen ins Nobelrestaurant Vestibül im Wiener Burgtheater gebracht. Von dort aus geht es – wieder mit diesem Sissi-Gefühl – per Fiaker mit zwei wunderschönen Pferden direkt zur Spanischen Hofreitschule. Das Blitzlichtgewitter der vielen Fotografen am roten Teppich endet erst, als die Fotografen merken, dass ich weder das erwartete Topmodel Melanie Scheriau, noch Österreichs Starmoderatorin Arabella Kiesbauer bin.

In der pompösen Michaelerkuppel der Hofburg gibt es einen bunten Willkommensdrink, während sich auf dem roten Teppich die (mal mehr, mal weniger) Prominenten den Rang ablaufen. Dankbar schlürfe ich mein Glas leer, und meine Aufregung lässt ein wenig nach.

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Pünktlich geht es dann mit den 80 bei Elmayer ausgebildeten Debütantenpaaren und dem Eröffnungswalzer los. Die imposante Hofburg und die angrenzenden Gebäude sind kaum wiederzuerkennen, alles ist mit viel Liebe zum Detail in den Farben Rot und Weiß geschmückt. Wo vor drei Tagen noch rund 70 Lipizzaner standen und trainierten, schwingen jetzt die Schönen und Reichen ihre Tanzbeine unter blank polierten Kronleuchtern. Wein und Champagner fließen in rauen Mengen, und zu Walzer, Discofox und Co. lasse ich mich tapfer in die Arme fremder Männer fallen.

Höhepunkt des Abends ist vorerst Kammersänger Wolfgang Bankl mit seinen Ferkeln Mitzi und Resi. Er singt, die rosa Minischweine tänzeln um ihn herum. So ist das eben in Wien. Die rund 2500 Gäste von Elisabeth Gürtler-Mauthner, die nicht nur das Hotel Sacher und die Sachertorten AG managt, sondern ganz nebenbei auch die Fête organisiert, spenden dem Trio jedenfalls tosenden Applaus.

Dann ist es Mitternacht, und ein Raunen geht durch die Menge: Die Mitternachtsquadrille steht an. Hunderte Gäste kommen auf dem großen Parkett zusammen und stellen sich in langen Reihen durch den gesamten Saal auf. Wer das wie ich zum ersten Mal erlebt, der traut seinen Augen und Ohren nicht. In wenigen Worten zusammengefasst, heißt Quadrille tanzen: von der Bühne hinunter gebrüllte Befehle aufnehmen, hektisch reagieren, hin- und herrennen, sich um fremde Menschen drehen, das Make-up verschwitzen, die Pumps von sich werfen und mit den teueren Klamotten wild grölend durch den Ballsaal galoppieren. Über eine halbe Stunde läuft dieser Wahnsinn. Ich bin nass geschwitzt, Kleid und Frisur hängen auf Halbacht, und ein junger Debütant bringt mir meinen verlorenen Schuh. Ich kann es kaum fassen und habe selten so viel Spaß gehabt. Danach geht es im Discostil weiter, auf der Fête wird bis in die frühen Morgenstunden getanzt.

Mit meinen Schuhen in der Hand laufe ich durch die laue Sommernacht zurück ins Hotel Sacher. Der Portier lächelt mich erwartungsvoll an: „Grüß Gott! Wie war die Fête?“ „Verrückt!“, bringe ich über die Lippen. „Na, dann gute Nacht“, sagt er und drückt mir eine kleine Sachertorte als Betthupferl in die Hand. Jetzt muss das Kleid ja nicht mehr passen, ich habe es geschafft – mein erster Wiener Ball war unglaublich aufregend, schön und wahnsinnig.


Info: Die Fête Impériale 2015 findet am 26. Juni statt. Karten- und Tischreservierung hier: http://www.fete-imperiale.at/karten-tische-logen/

Mehr zum Reiseziel Wien gibt es unter www.wien.info