Von Huskys gezogen, vom Fluss getrieben: Natur satt in Colorado

Ob Hunderennen oder Stand-up-Paddling: Im US-Bundesstaat Colorado am Fuß der Rocky Mountains steht das Erlebnis mitten in der Natur im Mittelpunkt.

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Sie kommen nach Breckenridge, um in den Wintermonaten Schlittenfahrten mit Huskys anzubieten, kommen in den Sommermonaten, um auf Paddelboards den Colorado River stehend herunterzuheizen. Wollen dabei für drei, vier oder fünf Monate ihr Wissen an Touristen weitergeben, durch den Job ein paar Cent hinzuverdienen – um danach der einstigen Goldgräberstadt wieder den Rücken zu kehren. Das zumindest versuchen sie. Die Hälfte scheitert jedoch: Denn ob Huskyführer Wes, Paddellehrer Javier oder die Touristenguides Rachel und Jessie – sie alle packte der Zauber, der von den Gipfeln der Rocky Mountains herabrieselt – sie blieben. Sie wurden gezogen von den Huskys, getrieben von den Stromschnellen. Breckenridge: eine Stadt im Bundesstaat Colorado in den Vereinigten Staaten.

Die Ohren sind angelegt, an ihrem Rumpf ist ein Geschirr befestigt, ihre Pfoten tippeln flink über den Kies: Die Huskys von der Dog-Sled-Farm ziehen einen Golfcaddy hinter sich her und gewähren den Touristen den Blick auf die Landschaft mitten im Nirgendwo – mit ihren Bäumen, den Flüssen und Bergen, die die Vierbeiner jeden Tag erleben dürfen. Nachdem die Hunde ein Dutzend Waldwege hinter sich gelassen haben, machen sie halt an einem Bach mitten in einer kahlen Ebene.

Es sind nicht etwa Felder von Farmern, die diesen Sommer brach liegen, sondern nur ein winziger Teil jener Flächen, die einst von Goldgräbern abgeholzt und durchwühlt wurden. Verstecken können sie sich nicht – viel zu groß sind diese Zeitzeugen des Gold Rush. Bis in die 1920er-Jahre waren hier Glücksritter am Werk, auf der Suche nach Reichtum. Ob der Bach durch diese geschichtlichen Ereignisse entstanden ist, interessiert Rex und seine Gefährten nicht. Nach einer erfrischenden Pause stehen die Huskys – ohne Aufforderung durch ihren Hundeführer – zur Weiterfahrt bereit. „Gee!“, ruft Wes der Kolonne zu, und alle scheren nach rechts in einen Feldweg ein.

Auch mitten im Nirgendwo – an anderer Stelle nahe Breckenridge – tragen blaugrüne Paddelboards Wassersportbegeisterte über den Colorado River und sollen dafür sorgen, dass keiner der Schwimmwesten- und Helmträger Bekanntschaft mit dem kühlen Nass macht. Und doch verschwindet beim Stand-up-Paddling der eine oder andere Tourist hin und wieder für Sekunden unter einer Welle, zieht sich aber lachend schnell wieder auf sein Flussgefährt. Falls sich sein Paddel nicht in die Stromschnellen verabschiedet hat, kann er damit weiter unter den Bahnbrücken hindurchschwimmen – auf denen vor mehr als einem halben Jahrhundert das Gold in Waggons abtransportiert wurde. Der Wassersportler kann sich flussabwärts treiben lassen und an ruhigeren, seichteren Stellen die Landschaft genießen: Rechts und links ragen die Gipfel der Rockys gefühlt kilometerhoch in den Himmel. Tannen schmücken ihre Füße, Schnee ihre Köpfe.

Nachdem die Hunde weitere Waldwege hinter sich gelassen haben, freuen sie sich über einen zweiten Stopp: Essenspause an einem Feld mit Erdbeerpflänzchen. Doch die Pausen der täglichen Touren an dieser Stelle lassen die Pflänzchen kläglich aussehen wie kurz nach der letzten Goldgrabung: weit und breit keine Beeren in Sicht. Ungestärkt, aber trotzdem voller Eifer steht Führerhund Rex wieder bereit. Ein Blick mit seinem blauen und seinem braunen Auge zu seinen neun Kollegen – und schon wissen sie: Weiter geht's. Ohne Rücksicht auf die Zweibeiner im Golfcaddy nehmen Miss Tyra Banks, Bacon, Ozzy und Co. jede noch so kleine Erdvertiefung mit. Scheuen nicht – nein, freuen sich sogar über die Pfützen, die seit dem Regen vom Wochenende vor sich hinweilen.

Die Paddelboards spüren Steine und Sand statt Wasser an ihren Unterseiten. Wie die Hunde haben sich auch die Boards eine Pause verdient – oder vielmehr die Wassersportler. Javier, einer der drei Paddellehrer der zwölfköpfigen Gruppe, bittet die Touristen, bei seinen nächsten Erklärungen ganz genau zuzuhören. Denn wer glaubte, dass der bisherige Flussabschnitt gefährliche Felsen und steile Talfahrten bereithielt, lag falsch. Der erste zurückgelegte Kilometer zählt zum ersten, also leichtesten von insgesamt sechs Schwierigkeitsgraden. Der nächste Abschnitt, der folgt, gehört zur Stufe zwei. Jene Paddler, die sich eher unsicher fühlen, können sich beim zweiten auf ihr Board knien. Wer hingegen den zusätzlichen Kick wünscht, für den halten die Paddellehrer beim zweiten Flussabschnitt eine Spezialaufgabe bereit: Zwei große Felsen, die tischhoch aus dem Fluss herausragen, können als Hindernisse für eine Slalomfahrt dienen. Egal, für welche der beiden Varianten sich die Teilnehmer entscheiden, die Boards kennen sich mit beiden aus: Im Sommer fahren die Stand-up-Paddler immerhin tagtäglich den Colorado River herunter.

Paddellehrer Javier, der in Miami geboren ist, kam vor einigen Jahren im Sommer nach Colorado. Er liebt Stand-up-Paddling und wollte seine Kenntnisse für einige Monate weitergeben – am Ende des Sommers wollte er nicht mehr weg. Was tun, wenn es im Winter zu kalt für das Paddeln ist? Paddelboard gegen Surfboard tauschen!

Wes kam im Winter nach Colorado, wollte von Oktober bis April mit den Hunden der Huskyranch arbeiten. Auch er blieb hier. Nicht nur bis Oktober. Im Sommer bindet er die Hunde an den Golfcaddy, im Winter an den Schlitten. So hat auch er das ganze Jahr über eine Aufgabe. „Jeder kommt nur einmal hierher – weil er nie wieder geht. Vielleicht ist etwas im Wasser, oder es rieselt etwas die Berge herunter?“, fragt Wes eigentlich nur rhetorisch – meint es aber doch ernst. Denn das ist die Geschichte von mehr als der Hälfte der Einwohner hier am Fuß der Rocky Mountains.

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Wissenswertes für Reisende

Anreise: Mit United Airlines von Frankfurt nach Washington D.C. und weiter nach Denver oder Direktflug mit Lufthansa nach Denver


Beste Reisezeit: ganzjährig

Unsere Ausflugstipps:

  • Extremyoga auf dem Blue Lake: Trainer erklären Yogaübungen. Die Sportler müssen ihr Gleichgewicht auf dem Surfbrett halten.
  • Alkoholisches: In Colorado können Touristen Brauer- und Brennereien besichtigen. Beliebt ist die Breckenridge Distillery.
    Stadtführung durch Breckenridge: Der Besucher bekommt historische Besonderheiten über die einstige Goldgräberstadt erzählt.

Unsere Autorin ist mit United Airlines gereist und hat in „The Corral at Breckenridge“ übernachtet. Die Reise wurde von Breckenridge Tourism Office unterstützt.

Von unserer Reporterin Sabrina Rödder