Sea World: Tierschützer und Freizeitspaß – Orcas und Achterbahnen (mit Video)

„Mako“ heißt der neue Hit für Adrenalinfans im Sea World Orlando. Unsere Reporterin Zarah Herrmann (Mitte) hat die wilde Fahrt ausprobiert und sich mit 113 km/h herumwirbeln lassen.
„Mako“ heißt der neue Hit für Adrenalinfans im Sea World Orlando. Unsere Reporterin Zarah Herrmann (Mitte) hat die wilde Fahrt ausprobiert und sich mit 113 km/h herumwirbeln lassen. Foto: Zarah Herrmann

Sea World in Orlando ist bekannt für seine Achterbahnen und Orca-Shows. Wir haben den Freizeitpark besucht, der auch immer wieder in die Kritik der Tierschützer gerät.

Lesezeit: 4 Minuten
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Von unserer Mitarbeiterin Zarah Herrmann

Strömender Regen, enorme Hitze: Das sind die Tropen. Bangen und Hoffen, schließlich ist man den ganzen Weg von Frankfurt nach Orlando geflogen, um Achterbahn zu fahren. Nicht irgendeine Achterbahn, nein, die neue. „Mako – there’s nothing faster“ – zumindest in Orlando gibt es nichts Schnelleres. 113 km/h, 61 Meter Höhe, 1451 Meter Länge – die Fahrt soll eineinhalb Minuten dauern. Ein mulmiges Gefühl ist es schon. Ganz langsam werden die Wagen den ersten Anstieg hochgezogen, zu sehen sind andere Freizeitparks in weiter Ferne, ein Riesenrad. 61 Meter. Und schon geht es los. Man fliegt. „Es fühlt sich an wie Schwimmen in der Luft“, fasst ein Mitfahrer zusammen. Und das tut es.

Aber „Mako“ ist mehr als eine Achterbahn in einem beliebigen Freizeitpark, „Mako“ gehört zu einer Themenwelt. Der Themenwelt der Haie. Die Fahrt ist der Jagd eines Mako-Hais nachempfunden. Und darum geht es den Betreibern von Sea World. Der Besucher soll ein Gefühl für die Meerestiere bekommen. Der Konzern, in den 60er-Jahren als Unterwasserrestaurant gegründet, hat sich im Lauf der Zeit zu einem Dreiklang aus Tieren, Shows und Fahrgeschäften mit mehreren Parks entwickelt. Heute gehört Sea World Orlando zu den zehn meistbesuchten Freizeitparks Nordamerikas.

Der überall präsente Slogan: „Sea World cares.“ Das menschliche Verständnis für die Meeresbewohner sowie etliche andere Tiere, die in Sea World zu Hause sind, aber auch für die Gefahren und Bedrohung, der sie durch menschliche Verhaltensmuster ausgesetzt sind, soll geschärft werden. „Jährlich werden im Schnitt 100 Millionen Haie durch Menschen getötet – entweder durch Beifang, durch Müll, der im Meer schwimmt, primär aber verenden sie qualvoll, indem ihnen die Flossen für Haifischflossensuppe abgeschnitten werden – bei lebendigem Leib“, berichtet Jeff, Haipfleger aus Leidenschaft.

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Es geht aber auch darum, Besuchern bewusst zu machen, dass Haie nicht die wilden Bestien sind. Dazu werden Führungen angeboten, es gibt einen gläsernen Tunnel, in dem Haie über einem herschwimmen, alles unterlegt mit einer Erzählstimme, die über die Tiere informiert: über ihre Verhaltensweisen, potenzielle Gründe für Haiattacken, die Gefahren, denen die zu bewundernden Kreaturen ausgesetzt sind – auch durch Plastikmüll, der im Meer entsorgt wird.

Hinweise auf diese Problematik sind im gesamten Park zu finden. Es gibt Infokästen, Tierfiguren aus Müll, der im Meer und in Tiergehegen gefunden wurde, gebastelt, Videospiele, in denen man als Schildkröte vor natürlichen und unnatürlichen Feinden fliehen und ausweichen muss. Im „Turtle Track“ sollen Besucher mittels 3-D-Brillen und einer 360-Grad-Leinwand nachempfinden, welchen Gefahren junge Schildkröten durch Müll ausgesetzt sind – ziemlich pathetisch, aber eindrucksvoll.

Am Eingang werden Schildkröten vorgestellt, die an der gläsernen Wand vorbeischwimmen: Da ist Kayla, eine Wasserschildkröte, die schon zum dritten Mal von Sea-World-Mitarbeitern in freier Wildbahn gerettet, gesund gepflegt und wieder ausgewildert wurde – und zum dritten Mal zurückkam, weil sie ständig vergisst, die Schuppen der Fische, die sie verspeist, auszuspucken. Sie wird nun ihren Lebensabend im Park verbringen und bekommt nur noch Filet.

So ist es mit den meisten Lebewesen, die im Park zu Hause sind. Es gibt eine Seekuh-Rettungsstation, das Sea-World-Team hat einen 24-Stunden-Dienst eingerichtet, der verletzte Seekühe einsammelt, im Park aufpäppelt und wieder auswildert. Der Grundgedanke hinter Sea World ist einfach: Durch den direkten Kontakt zu Meeresbewohnern, die Menschen im realen, freien Leben nicht zu Gesicht bekämen und denen sie in kaum einer anderen Umgebung so nahe kommen können wie im Park, sollen Besucher mit Shows, Erfahrungsberichten von Tiertrainern und Attraktionen spielerisch lernen, dass all diese Lebewesen eine Daseinsberechtigung haben, vor allem aber elementar sind, um das ökologische Gleichgewicht und somit unseren Planeten zu erhalten. Gerade für die Orca-Haltung werden die Betreiber immer wieder kritisiert, es gab mehrere Unfälle, bei denen Trainer leicht bis tödlich durch die Schwertwale verletzt wurden.

Einer der Höhepunkte von Sea World ist so beliebt wie umstritten: In der Show
Einer der Höhepunkte von Sea World ist so beliebt wie umstritten: In der Show „One Ocean“ kommt man den Orcas ganz nah.
Foto: Zarah Herrmann

Durch die begrenzte Fläche ist es unmöglich, artgerechte Lebensbedingungen zu schaffen. Die Betreiber von Sea World haben die Konsequenz gezogen und im März verkündet, die Walzüchtung einzustellen. Noch in den Parks lebende Tiere können aber nach Betreiberangaben nicht einfach ausgewildert werden, da sie in Gefangenschaft geboren wurden und in der freien Wildbahn nicht zurechtkämen. Insofern wird es noch viele Jahre Orca-Shows geben – und dann sind da auch noch die jetzt schon schwangeren Wale ...

Die Tiertrainer betonen, dass die Shows der Ablenkung und Fitness der umtriebigen Tiere dienen. Beeindruckend sind sie – das ist unbestritten. „One Ocean“ heißt die Orca-Show, das Zusammenspiel aus Walen, Musik und Naturaufnahmen, die auf riesige Leinwände projiziert werden, regt auf emotionale Weise zum Nachdenken darüber an, wie gefährdet nicht nur etliche Tierarten, sondern eben der gesamte Planet ist, wenn sich das menschliche Verhalten weiterhin nicht ändert.

Sea World versucht zu sensibilisieren, ist pathetisch, gibt seinen Bewohnern Namen und macht sie somit gleichsam zu Personen – aber leider vergessen die Betreiber, ihre omnipräsente Belehrung in Sachen Plastik selbst umzusetzen. So wurde der Plastikverbrauch zwar nach eigenen Angaben deutlich reduziert, indem nur noch Papier- statt Plastiktüten ausgegeben werden und überall im Park wiederverwendbare Trinkflaschen zu kaufen sind – allerdings ist der Gedanke nicht zu Ende gedacht. In etlichen Restaurants und Imbissen des Parks wird Einweg-Plastikgeschirr sowie -besteck ausgegeben – schade.

Wissenswertes für Reisende:

Anreise: mit Lufthansa oder United Airlines von Frankfurt nach Orlando

Beste Reisezeit: von Oktober bis Mai – tropisches Klima

Unsere fünf Ausflugstipps:

  • Discovery Cove: Schnorcheln mit Fischen und Rochen, Schwimmen mit Delfinen oder einfach nur Ausspannen in karibischem Flair
  • Orlando International Premium Outlets: alle erdenklichen Modemarken zu unschlagbaren Preisen, kompakt auf einem Gelände zusammengefasst
  • Celebration: Die von Walt Disney entwickelte „perfekte” Stadt unweit von Orlando bietet geführte Rad- und Autotouren, in denen man nicht nur einiges über die Planung, sondern auch über die skurrilen Gesetze und Eigenschaften der Bewohner lernt.
  • Walt Disney World: Wer das Disney-Universum liebt, wird hier glücklich. Vier komplette Parks warten, für die man jeweils mindestens einen Tag braucht: Magic Kingdom, Disneys Hollywood Studios, Disneys Animal Kingdom (mit Safaris) und Epcot.
  • International Drive, Orlando: Shopping Malls, viele Arten von Restaurants, ausgefallene Bars und Nachtklubs sorgen für die ideale Abendgestaltung.


Diese Reise wurde unterstützt von Sea World. Weitere Infos: www.SeaWorldParks.com