Norwegen

Nordkap und Geirangerfjord: Unterwegs mit dem Kreuzfahrtschiff „Costa Pacifica“ auf einer der schönsten Seerouten

Von Michael Defrancesco
Der Geirangerfjord gehört zu den schönsten Naturwundern, die Norwegen zu bieten hat. Damit dies auch so bleibt, soll die Zahl der Schiffe, die hindurch fahren, begrenzt werden.
Der Geirangerfjord gehört zu den schönsten Naturwundern, die Norwegen zu bieten hat. Damit dies auch so bleibt, soll die Zahl der Schiffe, die hindurch fahren, begrenzt werden. Foto: Michael Defrancesco

Sie gilt als eine der schönsten Seereisen überhaupt, die man unternehmen kann: die Fahrt entlang der norwegischen Küste, durch die Fjorde und bis hinauf zum Nordkap. Eine Sehnsuchtsreise für viele. Entsprechend viel Vorfreude ist an Bord der „Costa Pacifica“ zu spüren. Das Schiff liegt in Kiel, die Passagiere warten auf das Ertönen des Typhons und das Ablegen, und sie genießen die Sommersonne.

Lesezeit: 4 Minuten
Anzeige

Es sollen die letzten Sonnenstrahlen für die nächsten Tage sein, so prophezeit es die Wetter-App des Smartphones. Zehn Tage soll die Reise dauern, und für die nächsten zehn Tage sind Regen und Kälte gemeldet.

Was soll's. Man hat eigens Winterklamotten nach Kiel geschleppt – schließlich hat man ja vor, am Nordkap zu stehen und im Arktischen Meer zu kreuzen. Und man hat bereits positiv vermerkt, dass die „Pacifica“ zwei überdachte Pools hat. „Heute kann es regnen, stürmen oder schnei'n“ – solange man seine Bahnen ungestört ziehen kann, ist das alles nicht schlimm.

Das Schiff schippert langsam in den ersten Sonnenuntergang, kreuzt entlang der Ostküste Dänemarks und nähert sich nach einem (Überraschung: sonnigen) Seetag der norwegischen Küste. Kein Sturm in Sicht, das Meer ist spiegelglatt.

Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an YouTube übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Ålesund heißt die erste Station, eine niedliche Küstenkleinstadt. Viele betreten dort zum ersten Mal norwegischen Boden und lernen das neue Land kennen. Probieren die ersten Köstlichkeiten, bewundern die Jugendstilbauten und die Aussicht, gehen ein wenig wandern. Nicht schlecht, denkt man am Abend – noch nicht spektakulär, aber auch nicht langweilig.

Ein weiterer Seetag steht an; die „Pacifica“ gleitet geradezu in Richtung Nordkap. Tag um Tag wird die Wettervorhersage Lügen gestraft: Wenn man morgens die Vorhänge der Kabine öffnet, strahlt die Sonne vom wolkenlosen Himmel, plätschert das Meer wie ein Binnensee sanft gegen die Schiffswand. Der erste Höhepunkt naht: Wir schicken uns an, den nördlichen Polarkreis zu überqueren. Und das wird traditionell auf hoher See gefeiert! Zuerst wird Meeresgott Neptun an Bord gebeten – er erscheint denn auch mit großem Getue und großem Gefolge. Anschließend wird höflich gefragt, ob man weiter und tiefer in seine Gewässer eindringen dürfe. Schließlich nickt Neptun gnädig, erteilt die Erlaubnis – und schon erscheinen auf einer riesigen Leinwand die nautischen Daten. Da ist die gestrichelte Linie des nördlichen Polarkreises – es wird Countdown gezählt – Silvesterstimmung! – und dann ist der nördliche Polarkreis überquert. Jeder, der dies zum ersten Mal an Bord eines Schiffes erlebt, wird anschließend mit Meerwasser getauft – Neptun bespritzt die Täuflinge aus einer riesigen Schöpfkelle, die er offensichtlich dem Schiffskoch entwendet hat ...

Mit Neptuns Segen beruhigt sich das Meer noch mehr: Wären wir ein Segelschiff, müssten wir so langsam an die Ruder gehen. Auf spiegelglatter See und bei strahlendem Sonnenschein gleitet die „Pacifica“ dann schließlich am frühen Vormittag am Nordkap vorbei. Ein andächtiger Moment.

Die Weltkugel markiert das Nordkap. Ein Sehnsuchtsort für viele Menschen, einmal im Leben am nördlichsten Punkt Europas zu stehen.
Die Weltkugel markiert das Nordkap. Ein Sehnsuchtsort für viele Menschen, einmal im Leben am nördlichsten Punkt Europas zu stehen.
Foto: Michael Defrancesco

In Honningsvåg geht man von Bord und in die bereitgestellten Busse – die Fahrt zum Nordkapfelsen hinauf ist spektakulär. Europas einzige echte Polarlandschaft fasziniert die Reisenden, und wir entdecken sogar frei lebende Rentiere. Auf dem Nordkapfelsen herrschen heute idealste Bedingungen: kein Nebel, Sonnenschein, eine gestochen scharfe Sicht hinaus aufs Arktische Meer – so ein Glück haben nicht viele Reisende. T-Shirt-Wetter am nördlichsten Punkt Europas. Bei 17 Grad schwitzen all diejenigen, die mit Winterstiefeln und doppelt Socken angerückt sind.

Natur zum Niederknien. Unfassbar schön. Die „Pacifica“ gleitet elegant und leise durch kleine Fjorde, schiebt sich an Felsen und Vorsprüngen vorbei – kaum jemand möchte da am Abendprogramm an Bord teilnehmen. Nein, die meisten Gäste hängen an der Reling und staunen, schauen, fotografieren, genießen.

Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an YouTube übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Naturwunder prasseln nun geradezu auf die Reisenden ein: die Lofoten, der Geirangerfjord. Man kann sich nicht sattsehen. Riesige Wasserfälle schießen und springen majestätisch über die Felsen, das Wasser vermischt sich mit dem klaren, türkis schimmernden Wasser des Fjords. Und wieder: strahlender Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen. „Das ist nicht das typische Norwegen“, sagen die Einheimischen immer wieder und sind selbst überrascht. Schönwetterperiode oder Klimawandel?

Auch die Städte, die angelaufen werden, zeigen sich von ihrer sonnigen Seite. In Tromsø wartet die legendäre Eismeerkathedrale auf die Besucher. Ein schneeweißer Bau, der an einen Gletscher erinnert. Drinnen gibt es Zeit zur Einkehr und Ruhe, sanfte Orgelmusik begleitet die Gedanken.

In Trondheim legt die „Pacifica“ unmittelbar in der Nähe der Innenstadt an, und es sind nur wenige Gehminuten bis zu den legendären bunten Holzhäusern, die in der Sonne besonders intensiv leuchten und funkeln. Zum Abschluss dann Bergen, die Hauptstadt des Regens, wie es heißt. Natürlich: Sonnenschein – und beste Bedingungen, mit der Standseilbahn auf den Fløyen zu fahren und den Blick von oben zu genießen.

Und man spürt: Norwegen hat längst unser Herz erobert. Wegen der Natur, wegen der Menschen – und weil dieses Land der Trolle und Fjorde einfach in jeder Hinsicht überrascht und sogar der Wetter-App ein Schnippchen schlägt.

Wissenswertes für Reisende

Anreise: Es empfiehlt sich, die Anreise über die jeweilige Reederei zu buchen. Der Vorteil: Hat das Flugzeug Verspätung, wartet das Schiff.

Buchtipps:

Reiseführer Norwegen, DuMont Reiseverlag, 24,99 Euro

Reisetaschenbuch Hurtigruten, DuMont Reiseverlag, 9,99 Euro

Norwegen-Kreuzfahrten werden unter anderem angeboten von Aida, Costa, Hurtigruten und Mein Schiff.

Unsere Tipps:

Nordkap: Der Transfer vom Hafen zum Nordkapfelsen ist individuell nur kompliziert zu stemmen. Hier empfiehlt es sich, einen Transfer über die Reederei zu buchen.

Tromsø: Das Schiff liegt meist einige Kilometer vor der Stadt. Unmittelbar am Hafenausgang ist aber eine Bushaltestelle. Das Tagesticket für den öffentlichen Bus kauft man entweder im Bus (nur Bargeld) oder im Zelt der Tourismuszentrale im Hafengebäude.

Lofoten: Als günstigere Alternative zu den Ausflügen, die die Reedereien anbieten, kann man im Hafen von Leknes Bustouren buchen.

Trondheim: Das Schiff liegt direkt am Stadtzentrum. Zu Fuß geht man über die Bahngleise und ist schon mitten drin.

Bergen: Das Schiff liegt ganz nah am Hanseviertel. Tipp: online oder per App Tickets für die Standseilbahn auf den Fløyen buchen. Man umgeht die langen Warteschlangen und genießt von oben einen herrlichen Blick.

Unser Autor ist gereist auf der „Costa Pacifica“. Die Reise wurde unterstützt von Costa Crociere.