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Sölden

Die Elemente des James Bond: In Sölden erwacht die Geschichte des berühmten Filmagenten zum Leben

Von Hilko Röttgers
Was für eine Begrüßung: Im „Barrel of the Gun“, dem ersten Raum im „007 Elements“, steht der Besucher James Bond gegenüber.
Was für eine Begrüßung: Im „Barrel of the Gun“, dem ersten Raum im „007 Elements“, steht der Besucher James Bond gegenüber. Foto: Hilko Röttgers

Zum Glück war James Bond in der Nähe. In der Hoffler-Klinik, hoch oben in den Tiroler Alpen, beobachtet der Geheimagent Ihrer Majestät mit der Nummer 007, wie die Psychologin Madeleine Swann von finsteren Gestalten entführt wird. Als die Gangster in mehreren Land Rover über eine verschneite Gletscherstraße davonpreschen, nimmt Bond die Verfolgung auf – in einem Flugzeug. Die wilde Jagd endet damit, dass 007 mit seinem Flugzeug mitten durch eine Berghütte rauscht, dann in die Autos der Entführer kracht, sie stoppen und Madeleine Swann befreien kann.

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Gedreht wurden Teile dieser Szene aus dem 24. Bond-Film „Spectre“ Anfang 2015 oberhalb von Sölden im Ötztal. Dass Filmfans dort – genauer gesagt auf dem gut 3000 Meter hohen Gaislachkogl – heute noch den Mythos Bond erleben können, ist vor allem das Verdienst eines Mannes: Sein Name ist Falkner, Jakob Falkner.

„Als das Bond-Team bei uns in Sölden war, ist bei mir gleich der Gedanke entstanden, etwas Nachhaltiges zu entwickeln“, erzählt der umtriebige Manager in einem von Ötztal Tourismus produzierten Video. Falkner, Jahrgang 1956, ist Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden und hat den Tourismus in der Region maßgeblich geprägt. „Ich wollte, dass hier nicht nur gedreht wird, sondern dass unsere Kunden später an diesem einzigartigen Platz auch etwas erleben können.“ Die Idee für „007 Elements“ war geboren – eine cineastische Installation, in der sich alles um die Welt von James Bond dreht.

„007 Elements“ ist Söldens neueste Attraktion. Die 3100-Einwohner-Gemeinde im südlichen Ötztal ist sonst vor allem als Paradies für Wintersportler bekannt. Als einziges Skigebiet in Österreich hat der Ort drei Dreitausender, die per Lift erschlossen sind. Die Länge der Pisten in den insgesamt sechs Skigebieten summiert sich auf mehr als 360 Kilometer. Rund 15.000 Gästebetten gibt es in dem Ort, der pro Jahr fast zwei Millionen Übernachtungen verzeichnet. „Sölden steht für Sport und Unterhaltung“, bringt es Falkner auf den Punkt. „James Bond passt wunderbar zu diesen Themen.“

Der Look von „007 Elements“ erinnert an Designer Ken Adam

Im „007 Elements“, das nach 13-monatiger Bauzeit im Sommer 2018 eröffnet wurde, tauchen die Besucher ein in die Welt des Geheimagenten. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Schon der Bau selbst würde sich als Hauptquartier für einen Superschurken in einem Bond-Film sehr gut machen. „007 Elements“ liegt auf einer Höhe von 3048 Metern – und befindet sich zum allergrößten Teil im Innern des Berges. Die nüchterne und reduzierte Architektur erinnert an Entwürfe von Ken Adam, der als Setdesigner den Look der Bond-Filme maßgeblich geprägt hat.

Die Installation im Berg besteht aus zehn Räumen mit einer Gesamtfläche von 2300 Quadratmetern. Bei ihrem Konzept haben die Designer auf eine abwechslungsreiche Inszenierung geachtet, auf einen Wechsel von hellen und dunklen Räumen, auf Gegensätze wie Enge und Weite. Nur eines bleibt immer gleich: Es ist kalt im „007 Elements“ – was aber kein Wunder ist. Schließlich liegt die Installation tief im Permafrost.

Der erste Raum „Barrel of the Gun“ (zu Deutsch: Lauf einer Waffe) erinnert an die traditionelle Eröffnung der Bond-Filme. Am Ende des abgedunkelten Gangs wird die Titelsequenz aus „Spectre“ an die Wand projiziert, dazu läuft – in ohrenbetäubender Lautstärke – Sam Smiths „Writing’s on the Wall“, das Titellied des Films.

Weiter geht es auf die gut 230 Quadratmeter große „Plaza“, ein Außenbereich mit Blick auf die Tiroler Alpen. An einer Wand prangt Bonds Familienwappen mit dem motto: „Orbis non sufficit“ – „Die Welt ist nicht genug“. Die folgenden Räume haben wohlklingende Namen wie „Lair“, was den Unterschlupf der Bösewichte bezeichnet, und „Briefing Room“. In Videos, die exklusiv für „007 Elements“ produziert wurden, verraten Mitglieder des Filmteams wie Schauspielerin Naomie Harris (Eve Moneypenny) und der zweimalige Bond-Regisseur Sam Mendes einige Hintergründe über die Wahl der Filmschauplätze.

Bond beseitigte 150 Bösewichte und liebte 40 Frauen

In den weiteren Räumen erfahren die Besucher zum Beispiel, dass 007 in seinen bislang 24 Abenteuern (Nummer 25 mit dem Titel „Keine Zeit zu sterben“ kommt am 2. April in die Kinos) insgesamt 150 Schurken aus dem Weg geräumt und 40 Frauen geliebt hat. Außerdem können sie sich Originalrequisiten ansehen, darunter Bonds Walther PPK aus „Skyfall“, seine Laseruhr aus „Goldeneye“ sowie das Unterwasseratemgerät aus „Feuerball“. Von der „Valley Passage“ aus haben die Bond-Fans einen direkten Blick auf die Gletscherstraße, auf der Teile der Verfolgungsjagd in „Spectre“ gedreht wurden. Und in der „Action Hall“ wird ausführlich erklärt, wie die Tirol-Sequenz entstanden ist. Dort ist auch das vielleicht beeindruckendste Exponat im „007 Elements“ zu sehen: Das Wrack von Bonds Flugzeug, umgeben von zahllosen Holzsplittern der Hütte, in die der Agent hineingekracht ist.

Bei der Eröffnung von „007 Elements“ zeigte sich Naomie Harris begeistert: „Die Besucher können sich auf das ultimative Bond-Erlebnis freuen, bei dem sie mit Requisiten aus den Bond-Filmen interagieren und mehr über die Geschichte der Bond-Filme erfahren können“, sagte die Schauspielerin. Keine Frage: Der Ort und das Gebäude sind außergewöhnlich. Insgesamt wirkt „007 Elements“ aber ein wenig unentschlossen. Für den beiläufigen Besucher ist die Installation wohl zu speziell. Für eingefleischte Fans geht sie indes nicht tief genug.

Weitere Infos gibt es unter 007elements.soelden.com

Von unserem Redakteur Hilko Röttgers

Wissenswertes für Reisende

Zielgruppe: Sölden steht für Sport und Unterhaltung. Im Winter ist der Ort geeignet für alle, die Spaß im Schnee haben wollen. Im Sommer kommen Wanderer und Outdoorfreunde auf ihre Kosten. „007 Elements“ richtet sich natürlich vor allem an James-Bond-Fans. Beste Reisezeit: Wer „007 Elements“ besichtigen möchte, hat bis zum 26. April dazu die Gelegenheit. Dann endet die Wintersaison. Während der folgenden Sommersaison öffnet die Ausstellung vom 11. Juni bis zum 27. September.

Unsere Ausflugstipps:

  • Schneeschuhwanderung zur Stallwiesalm: Wer dem Trubel auf den Skipisten aus dem Weg gehen möchte, kann zum Beispiel seine Schneeschuhe anziehen und zur Stallwiesalm wandern. Die ist nach einem rund eineinhalbstündigen Aufstieg erreicht und belohnt den Gast mit einem schönen Ausblick auf das Alpenpanorama. (www.stallwiesalm.at)
  • Entspannen im Aquadome: Ebenfalls zum Entspannen bietet sich ein Ausflug ins benachbarte Längenfeld an. Dort können sich Besucher in den zwölf Innen- und Außenbecken sowie in der Saunalandschaft des Aquadomes erholen (www.aqua-dome.at).

Unser Autor hat übernachtet im Sporthotel Alpina. Diese Reise wurde unterstützt von Tirol Werbung und Ötztal Tourismus.

Mein Reise-Tipp: Von wegen Enzymshake: Ein Besuch im ice Q

Nachdem Daniel Craig in seinen ersten drei James-Bond-Filmen vor allem als harter Hund in Szene gesetzt wurde, versuchten es die Macher in „Spectre“ auch mit einer Prise Humor. Zum Beispiel, als Bond die Hoffler-Klinik aufsucht, wo er sich von Dr. Madeleine Swann weitere Informationen erhofft.

In der Privatklinik werden vor allem Gesundheitsdrinks gereicht, und der Barmann serviert 007 einen proteolytischen Verdauungs-Enzym-shake – für den Wodka-Martini-Trinker Bond eine Katastrophe. „Tun Sie mir einen Gefallen, ja?“, bittet er den Barmann. „Spülen Sie das im Klo runter! Da spar ich mir den Umweg.“ Das reale Vorbild für die Hoffler-Klinik ist das Restaurant ice Q, das mit seiner spektakulären Architektur die Bond-Produzenten überhaupt erst auf Sölden aufmerksam gemacht hat. Eine Szene wie in „Spectre“ ist dort allerdings undenkbar. Das Restaurant liegt auf 3048 Metern nur einen Steinwurf vom „007 Elements“ und der Bergstation der Gaislachkogl-Bahn entfernt. Im ice Q sowie der dazugehörigen Wein- und Tapas-Lounge wird im wörtlichen wie im übertragenen Sinne auf höchstem Niveau gearbeitet. Im Gault Millau Guide 2020 wurde das ice Q jetzt mit zwei Hauben ausgezeichnet. Wegen der Speisen und Getränke lohnt sich ein Besuch also allemal. Aber nicht nur deswegen. Aus dem vollverglasten Bau genießen die Gäste eine beeindruckende Aussicht auf das Alpenpanorama. Wer ohnehin das „007 Elements“ besucht, kann anschließend im ice Q sein Bond-Erlebnis noch ein wenig verlängern.

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