An Bord der neuen „Mein Schiff 1“: Wellen, Wellness, Wohlbehagen
Das umfangreiche Sportangebot der „MS1“, zu dem auch Bouldern, also die Kletterwand in der (ebenfalls neu) überdachten und durchaus mit den Maßen einer heimischen Sporthalle konkurrierenden „Arena“, gehört, ist ein Markenkern des neuen Schiffes. Ein (jetzt mittschiffs) positioniertes Fitnessstudio mit den neuesten Hightech-Foltergeräten bietet beim Training einen herrlichen Blick über die Poollandschaft mit Lagune, Whirlpools und dem 25-Meter-Becken. Nirgendwo liegt das Sportangebot so nah – auch zur eigenen Bequemlichkeit. Klare Botschaft: Kreuzfahren muss überhaupt nicht dick und träge machen, sondern fit und aktiv!
„Und schön!“ Davon versucht auch Melanie zu überzeugen. Die 30-jährige Spa-Chefin ist stolz auf ihre 1800 Quadratmeter große Wellnesslandschaft, in der sich 36 gefühlvolle Geister um das physische Wohl der Passagiere mühen: Neben klassischen (auch Thai)- Massagen bietet das Refugium ayurvedische Behandlungen, vegane Kosmetik sowie Körperanalysen nach der Bewei-Methode. Dabei werden über minimalen Reizstrom, der durch den Körper fließt, Daten wie Körper- und Viszeralfett, Muskel- und Knochenmasse ermittelt und zu einem metabolischen (rechnerischen Körper-) Alter zusammengefasst. Wie fit Körper und Muskulatur tatsächlich sind, kann man mit dem „Icaros“ selbst testen: Unter Expertenanleitung taucht der Proband – bäuchlings eingespannt in ein extrem bewegliches Gerät und mit 3-D-Brille ausgestattet –, in virtuelle Welten unter Wasser oder in die Lüfte wie ein Vogel ein.
Impressionen von der neuen „Mein Schiff 1“, eingefangen auf ihrer ersten Reise durch Skandinavien.
TUI Cruises
Impressionen von der neuen „Mein Schiff 1“, eingefangen auf ihrer ersten Reise durch Skandinavien.
Peter Burger
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Peter Burger
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Peter Burger
Für Saunafreunde tun sich unterdessen ganz besondere Perspektiven auf: Hauptattraktion ist eine riesige Panoramasauna, die am Bug des Schiffes in voller Schiffsbreite den Blick freigibt aufs offene Meer – oder den just angesteuerten Hafen. Nicht minder aussichtsreich: die angeschlossene Ruhezone (drinnen wie draußen) eine Etage tiefer. Direkt über der Brücke, dem Reich von Kapitän Kjiell Holm (68) und Staff Captain Georgios Alevropoulos (44). Der kleine Finne und der große Grieche sind mächtig stolz auf ihr neues, rund 625 Millionen Dollar teures Schiff: Mit 315,7 Metern gut 20 Meter länger als die Vorgänger, bietet die „Mein Schiff 1“ Platz für rund 2894 Gäste und rund 1100 Besatzungsmitglieder. Dennoch bleibt TUI Cruises weiter auf moderatem Größenkurs und erteilt Gigantomanieplänen mit Schiffen für 6400 Passagiere wie bei der Royal Caribbean eine klare Absage. Damit bleibt die „Mein Schiff“-Flotte überschaubarer, in Teilen fast sogar familiär. Auch dem Umweltschutz trägt die Neue mehr Rechnung: Zwar hat man sich nicht wie Aida oder Costa für das umweltfreundliche Flüssigerdgas LNG entschieden, sondern betreibt das Schiff weiter mit Schweröl und Marinediesel, die Neue verbraucht aber ein Drittel weniger Energie als vergleichbare Schiffe. Motoren werden mit Abwärme angetrieben, Pools damit beheizt. Alle Textilien an Bord sind aus Bio-Baumwolle.
Deutlich ausgeweitet wurde die Anzahl der 38 Suiten und der Juniorsuiten, ausgestattet von der spanischen Designerin Patricia Urquiola. Zu diesem Excellence-Bereich gehören weiterhin X-Lounge, X-Sonnendeck (mit Jacuzzi) und jetzt auch eine neue X-Bar open air. Diese Ausweitung geht freilich ein wenig auf Kosten der gefühlten Exklusivität. „Adults only“ täte dem Bereich gut.
Ständig gefeilt wird bei TUI Cruises am Konzept der 15 Bars und Lounges sowie zwölf Restaurants. Der erfahrene „Mein Schiff“-Kreuzfahrer darf sich auf Bewährtes und auf Neuerungen gegenüber den jüngeren Vorgängern wie „5“ und „6“ einstellen: Geblieben sind das Büfettrestaurant „Anckelmannsplatz“ sowie die beiden „Atlantik“-Restaurants „Klassik“ und „Mediterran“ mit Tischservice. Aus dem „Gosch Sylt“ wurde der „Fischmarkt“, der jetzt auch Sushi anbietet wie einst das „Hanami“. Das „Schmankerl“ ist der „Manufaktur“ gewichen, die auch Küchenworkshops anbietet – etwa zum Nachbacken des legendären Artisan-Brots. Ein Experiment ist auch das „Esszimmer“, das Omas Küche neu interpretiert wie etwa für rheinische Gaumen den Sauerbraten oder „Himmel on Ääd“. Dazu gibt's jetzt auch das heimische Bier aus der Eifel (vom Fass!) oder beispielsweise einen trockenen Moselriesling. Apropos Bier: Neu ist auch der Biertreff „Ebbe und Flut“ – nicht nur für Freunde von Craft-Bieren. „Ganz schön gesund“ geht es dennoch beim Essen zu: Ein neues Restaurant dieses Namens ersetzt die Osteria – und schmiegt sich damit an die große Sport- und Wellnesslinie an. Das alles steckt freilich nicht im „Premium All-inclusive-Paket“: Wer mehr will, muss auch mehr (zu)zahlen.
Kein Kreuzfahrtschiff ohne Bordunterhaltung. Auch die will neue Maßstäbe setzen, technisch wie inhaltlich: So legt in der „Großen Freiheit“ achtern ein humanoider DJ-Roberter die richtigen Scheiben auf. Wer's theatralischer mag: Die „Mein Schiff 1“ verfügt gleich über zwei Theater. Während sich das kleine Haus („Schaubühne“) als erstes seiner Art auf hoher See Boulevardstücken verschrieben hat, begeistert das große Haus „Theater“ mit ausgeklügelter (Ton-)Technik, Hub- und Drehbühnen, Videokulissen in mehreren Ebenen – und einer spektakulären Signature-Show nach Motiven von Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“. Diese Zeit freilich möchte man gern an Bord dieses Schiffes verbringen.