Am Hohen Ifen gibt’s Naturschnee satt

Ein solches Winterpanorama, wie hier am 2038 Meter hohen Fellhorn in den Allgäuer Alpen im Bild festgehalten, verzückt jeden Wintersportler.  Foto: Christoph Hansen
Ein solches Winterpanorama, wie hier am 2038 Meter hohen Fellhorn in den Allgäuer Alpen im Bild festgehalten, verzückt jeden Wintersportler. Foto: Christoph Hansen

Die gemeinsame Skiregion Oberstdorf-Kleinwalsertal begeistert Wintersportler auf deutschem und österreichischem Gebiet gleichermaßen.

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Von unserem Redakteur Christoph Hansen

Der Winter 2015/2016 war in nahezu allen alpenländischen Skigebieten eher durchwachsen. Später als gewohnt und von den Wintersportlern und Pistenbetreibern gleichermaßen gewünscht, startete die Saison vielerorts erst an Weihnachten. Wo in schneereicheren Vorjahren schon Anfang Dezember Pisten bestens präpariert waren und Kabinenbahnen reichlich Skifahrer auf die Berge hinaufbrachten, fehlte es zunächst noch an der weißen Naturschneepracht.

Zum Saisonende durfte Jörn Homburg einen durchschnittlichen Winter bilanzieren. Kein Grund zu klagen für den Marketingleiter der Oberstdorf-Kleinwalsertaler Bergbahnen: „In einem Zehnjahresrhythmus gibt es immer Ausreißer. Das ist ein normaler Zustand in der Natur, so wie es etwa auch in der Landwirtschaft und im Weinbau vorkommt. Der Winter 2015/2016 war zu Beginn eher warm und schneearm, im Verlauf hat sich das aber relativiert.“

Die Klimaaufzeichnungen der vergangenen 40 Jahre weisen einen fast gleichbleibenden Rhythmus von drei warmen und drei kalten Wintern im Wechsel für die Allgäuregion rund um die südlichste Gemeinde Deutschlands, Oberstdorf, und das zum österreichischen Bundesland gehörende Kleinwalsertal aus. „Die Klimaerwärmung ist natürlich nicht zu leugnen, das wollen und das tun wir auch gar nicht“, sagt Homburg. „Die Langzeitaufzeichnungen zeigen aber andererseits auch keine signifikanten Veränderungen. Zudem gibt es regional je nach Höhenlagen und Talausrichtungen auch sehr unterschiedliche Schnee- und Temperaturunterschiede.“

Homburg ist guter Dinge, dass die Wintersportsaison 2016/2017, die zunächst am Nebelhorn und am Fellhorn/an der Kanzelwand am 10. Dezember beginnt, wieder eine schneereiche wird. Etwas später startet der Betrieb auf der Söllereckbahn und am Hohen Ifen (am 17. Dezember). Spätstarter in der Region ist das Walmendingerhorn am 21. Dezember. Der Winter endet Mitte April 2017, am Nebelhorn sind Abfahrten sogar noch bis zum 1. Mai möglich. Weil die Pisten mittlerweile zu knapp 70 Prozent beschneibar sind, steigt die Attraktivität.

Im bevorstehenden Winter wird auch der „Kleinwalsertaler Everest“, wie der 2230 Meter hohe Hohe Ifen hier auch gern genannt wird, aus einem jahrelangen Bergbahnschlaf geweckt. Eine neue Sechsersesselbahn kann die Skifahrer fortan schneller zur Bergstation bringen. Hier oben, auf den besonders schönen Pisten am Gottesackerplateau, einer unter Naturschutz stehenden Karstlandschaft, können sie weiterhin auf dem hinreichend vorhandenen Naturschnee ihre Abfahrten genießen.

„Auf den gesamtdeutschen Wetterkarten bei den Fernsehsendern wird der Süden Deutschlands immer einheitlich dargestellt“, beklagt Homburg. „Zwischen dem Oberallgäu und Oberbayern gibt es aber oft völlig verschiedene Wetterlagen“, sagt er. Oft hört er vor allem von Tagesgästen aus dem süddeutschen Raum um Stuttgart, Ulm und Augsburg, wenn die Vorhersagen für den Süden kein Winterwetter prognostiziert haben: „Bei euch gibt es ja doch Schnee.“ Speziell für die eigene Region reagieren sie in Oberstdorf/Kleinwalsertal mit pfiffigen Anzeigen in der Tagespresse. „Unser Wetterbericht hat doch recht!“, heißt es da mit dem Verweis auf lokale Wetterdaten.

Als der Zug Mitte Februar von Kempten kommend über Sonthofen entlang der Iller in den Bahnhof von Oberstdorf einfährt, überlege ich kurz, warum ich die eigenen Skischuhe überhaupt mitgenommen habe. Es regnet an diesem Nachmittag, der Himmel ist bedeckt, die Berggipfel der Allgäuer Alpen verschwinden hinter dicken Wolken. Die Wiesen zwischen den Ortschaften und Bauernhöfen sind grün. Vom Schnee, der mich motiviert hat, einige Tage zum Skifahren hierher zu kommen, ist im Zentrum von Oberstdorf überhaupt nichts zu sehen. Selbst wenn auf den fünf bekannten Bergen der Allgäuer Alpen, dem Nebelhorn, dem Fellhorn, der Kanzelwand, über die die Grenze zwischen dem deutschen Bayern und dem österreichischen Vorarlberg verläuft, dem Walmendingerhorn, und dem Hohen Ifen sicher genügend weiße Pracht vorhanden sein dürfte, die Laune des Wintertouristen ist fürs Erste futsch.

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Doch schon die Fahrt mit dem Walserbus wandelt meine Stimmungslage. Von rund 800 Metern Höhe geht es auf etwa 1200 Meter hinauf nach Hirschegg im Kleinwalsertal. Wer hierher nach Österreich möchte, der muss die Kleinwalserstraße (L 201) fahren, die Verlängerung der deutschen Bundesstraße 19. Eine andere Verbindung dorthin gibt es nicht, sieht man von der Kanzelwandbahn ab, die Wintersportler von Riezlern hinauf ins Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand bringt.

Zur Kanzelwand-Talstation fahren zur späten Nachmittagszeit gerade etliche Skifahrer an diesem Tag zum letzten Mal ins Tal ab. Auch an der Talstation ist noch alles weiß, wenngleich der Regen des Tages bei Temperaturen knapp über 0 Grad hier viel Schnee hat schmelzen lassen. Dennoch werden die folgenden Wintertage unvergesslich, weil das Wetter sich von seiner schönsten, seiner perfekten Winterseite zeigt. Die Nächte sind sternenklar gewesen, auch am Tag ist es jetzt knackig kalt. Vom blauen Himmel strahlt die Sonne, kein Wölkchen könnte sie daran hindern. Zudem hat es nachts sanft geschneit.

Als wir unseren Skitag am Hohen Ifen nachmittags gegen 15 Uhr beenden, hüllen dicke Schneeflocken die Pistenwalzen ein, die an der Talstation aufgereiht ihrem nächsten Einsatz entgegensehen. Jetzt käme niemand auf den Gedanken, von einem eher durchwachsenen Winter zu sprechen. Und schneearm ist sicher auch ganz anders. Jörn Homburg weiß, warum er auch für den Winter 2016/2017 guter Dinge sein kann.

Mehr Informationen gibt es im Internet auf den Seiten www. das-hoechste.de und www.ski-oberstdorf-kleinwalsertal.com