Flacher, kleiner, stylisher – Neue Schreibtische fürs Homeoffice

Manche Klassiker sind heute noch gefragt: George Nelson entwarf 1958 den Sekretär «Home Desk». Vitra produziert ihn heute.
Manche Klassiker sind heute noch gefragt: George Nelson entwarf 1958 den Sekretär «Home Desk». Vitra produziert ihn heute. Foto: Vitra

Birsfelden. Flachbildschirme haben die dicken Monitore von einst auf dem Schreibtisch ersetzt. Das hat zur Folge, dass auch die Möbel kleiner werden können. Designer kreieren wahre Raumwunder.

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Computer, Drucker und andere Bürogeräte werden immer kleiner. Daher brauchen Schreibtische heute nicht mehr so viel Fläche wie einst. Die neuen «Working Stations» sind schlanke Designerstücke, die sich vor allem für das Homeoffice hervorragend eignen. «Die moderne Technik ist der entscheidende Faktor bei der Nachfrage nach kleinen Schreibtischen», sagt Eckart Maise, Chief Design Officer von Vitra.

Das Schweizer Unternehmen hat analysiert, welche Wünsche die Verbraucher haben – egal, ob es ums Arbeiten zu Hause oder in der Firma geht. Dabei kam heraus, dass viele Menschen den großen Esstisch als Arbeitsplatz zweckentfremden. «Aber eigentlich hat doch jeder gerne einen Ort für seine Papiere», sagt Maise. «Und da bieten sich kleine Schreibtische einfach an, um zusätzlich noch ein Notebook oder einen Tablet-Computer daraufzustellen.»

Die zeitgemäßen Entwürfe sind meist klein oder zumindest schlank. Sie lassen sich zusammenklappen oder an der Wand flach machen. Der Zürcher Designer Christophe Marchand hat mit «Wogg 54» einen klaren und leichten Entwurf vorgestellt. Er besteht aus einem schwarz lackierten oder verchromten filigranen Stahlgestell und einem Korpus aus dünnen, weißen Verbundplatten.

Ergänzt wird das Modell durch elegante schwarze Aufbewahrungskästen, die in die Nischen des Schreibtisches passen. «Zart und sorgfältig, präzise und leicht – das gefällt zur Zeit», sagt Marchand. «Vor allem Frauen reagieren positiv auf diese puristische und geradlinige Ästhetik.»

Neue Schreibtische fürs Homeoffice

Seine Inspiration hat der Designer aus der Vergangenheit: «Kleine persönliche Sekretäre sind – bei mir selbst und bei vielen Menschen – mit positiven Erinnerungen verbunden», erläutert der Designer. «Früher war da der geschlossene Tisch, und darin waren kleine persönliche Schätze sowie die Wertsachen meiner Eltern.»

Der Berliner Designer Michael Hilgers hat im Januar auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne in Köln äußerst raffinierte Entwürfe für das Homeoffice vorgestellt: Der Sekretär «flatmate» ähnelt einem extrem flachen Schrank. Die Schreibplatte ist ausklappbar. Der Hersteller Müller Möbelwerkstätten wirbt damit, dass das Möbel im geschlossenen Zustand eine Grundfläche von lediglich 0,09 Quadratmeter beansprucht. Es schaffe «einen kleinen funktionalen Arbeitsplatz, der sich bei Nichtgebrauch einfach unsichtbar macht», sagt Hilgers. «Ich finde sofort alles, was ich benötige, und verschwende für diese Teilzeitfunktion keinen wichtigen Lebensraum.»

Neue Schreibtische fürs Homeoffice

Sein weiterer Entwurf «workframe» ist so etwas wie der kleine Bruder von «flatmate». «Ich habe versucht, den Grundgedanken des minimalistischen Sekretärs so weit wie möglich auszureizen», erläutert Hilgers. «Herausgekommen ist dabei ein temporärer Arbeitsplatz, der sich als Bilderrahmen tarnt – sich also hinter einer dekorativen Funktion versteckt.» Egal, ob iPad, Tagebuch, Lieblingsstift oder Smartphone – alle Gegenstände lassen sich senkrecht in das nahezu zweidimensionale Möbel stecken. Die Platte wird zum Arbeiten heruntergeklappt.

Auch das Designduo GamFratesi hat sich mit dem Thema Wandsekretär beschäftigt. Für Ligne Roset entwarf das italienisch-dänische Paar das Objekt «Nubo». Das platzsparende Wandtablett erinnert an die runden Reisekoffer der Fluggesellschaften in den 60er Jahren. In geöffnetem Zustand bietet es eine funktionelle Arbeitsfläche mit Kabeldurchlass sowie Halterungen für Dokumente und kleine Geräte.

Neue Schreibtische fürs Homeoffice

Beim Sekretär «flatmate» des Designers Michael Hilgers für Müller Möbelwerkstätten lässt sich die Schreibplatte ausklappen. Foto: Müller Möbelwerkstätten

All diese Entwürfe haben nichts mehr gemein mit der Steifheit und der Sterilität herkömmlicher Büromöbel. Statt reiner Funktionalität und Ökonomie spielen heute auch die emotionalen Aspekte eine wichtige Rolle. Denn, wie Eckart Maise sagt: «Klassische Arbeitssituationen lösen sich auf und die Nutzer wollen, egal ob im Büro oder zu Hause, ansehnliche Schreibtische haben.»

Manche Klassiker sind heute noch gefragt: George Nelson entwarf 1958 den Sekretär «Home Desk». Vitra produziert ihn heute. Foto: Vitra Vitra Beim Sekretär «flatmate» des Designers Michael Hilgers für Müller Möbelwerkstätten lässt sich die Schreibplatte ausklappen. Foto: Müller Möbelwerkstätten Müller Möbelwerkstätten Im Schreibtisch «workframe» des Designers Michael Hilgers für Müller Möbelwerkstätten bekommen alle Gegenstände einen dekorativen Rahmen. Foto: Müller Möbelwerkstätten Müller Möbelwerkstätten Marcel Breuers Schreibtisch «B65» von 1930 wird heute von Thonet produziert. Foto: Thonet Thonet Inspiriert von George Nelson: Gesa Hansen reinterpretiert mit ihrem Sekretär «Desk» für The Hansen Family Nelsons schlanken Schreibtisch. Foto: The Hansen Family The Hansen Family Der Schreibtisch «Wogg 54» des Designers Christophe Marchand besteht aus einem filigranen Stahlgestell und einem Korpus aus dünnen weißen Verbundplatten. Foto: Glaeser Wogg AG Glaeser Wogg AG Das platzsparende Wandtablett «Nubo» des Designduos GamFratesi für Ligne Roset bietet in geöffnetem Zustand eine Arbeitsfläche mit Kabeldurchlass sowie eine Halterung für Dokumente oder kleine Geräte. Foto: Ligne Roset Ligne Roset Von Uta Abendroth, dpa

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