Wohnmobilisten und Caravanfans starten in die neue Saison - und werden sehnlichst in Rheinland-Pfalz erwartet
Optimismus auf Campingplätzen: Nach Corona und Flut starten Wohnmobilisten und Caravanfans in die neue Saison
Camping kann idyllisch sein, doch weder für Camper noch für die Betreiber von Plätzen in Rheinland-Pfalz waren die vergangenen Monate besonders rosig: Corona, ein verregneter Sommer 2021 mit teils katastrophalen Folgen, jetzt verunsichern der Ukraine-Krieg und hohe Spritpreise. Doch die Branche hofft, dass ab Ostern eine einigermaßen normale Saison beginnt. Foto: Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Dominik Ketz
RLP Touristik

Corona-Beschränkungen, ein eher nasser Sommer 2021, hohe Spritpreise: Auch die Campingplätze in Rheinland-Pfalz haben Umsatzverluste erlitten. Nun scheint sich die Corona-Lage zu entspannen, und Ostern steht vor der Tür. Die Betreiber von Campingplätzen geben sich vorsichtig optimistisch.

Rasen mähen, Schäden reparieren, Technik kontrollieren: Viele bereiten die neue Saison vor und hoffen auf gutes Wetter – für Outdoorferien besonders wichtig.

Der Geschäftsführer des Verbands der Campingwirtschaft Rheinland-Pfalz und Saarland, Heinrich Lang, sagt: „Es wäre das erste Mal seit zwei Jahren, dass wir eine Saison normal beginnen könnten.“ Der Vorstandsvorsitzende des Verbands mit rund 110 Mitgliedsbetrieben in Rheinland-Pfalz, Timo Koch, spricht von einer „positiven Stimmung“, betont aber auch die Ungewissheiten in der Pandemie: „Man muss immer von Woche zu Woche schauen, wie es weitergeht.“

Wie wirkt sich der Krieg auf den Tourismus aus?

Und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit vielen Toten, Verwundeten und Flüchtlingen? Langs Eindruck ist: „Die Leute werden teils depressiv. Einige machen die Augen zu und sagen: ,Okay, lasst uns trotzdem in den Urlaub fahren.' Andere tun das nicht.“ Die längerfristigen Auswirkungen des gegenwärtigen nahen Krieges auf den Tourismus in Deutschland seien schwer vorauszusehen.

Rückblende: Bis zum Ausbruch von Corona blüht die Campingbranche immer mehr auf. Im Fernsehen häufen sich die Sendungen über das Glück der Camper, und der Verkauf von Wohnmobilen boomt, wie Swen Nothof, Mitinhaber des Campingplatzes Sägmühle im pfälzischen Trippstadt, erklärt. Auch das erste Jahr der Corona-Pandemie lässt 2020 bei der Branche die Kassen klingeln. „Damals war das Ausland zu, die Camper durften nicht nach Frankreich fahren, da hatten wir Übernachtungszahlen ohne Ende“, erinnert sich Nothof.

Dann sind auch Campingplätze zwangsweise geschlossen: je weniger Kontakte und Mobilität, desto weniger Risiken im Kampf gegen die Pandemie mit vielen Kranken und Toten. Nun fluten autarke Wohnmobile idyllische Orte etwa an Rhein und Mosel – endlich mal wieder Kurzurlaub machen. Allerdings sind diese Übernachtungen nur zur sogenannten Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit auf geeigneten Plätzen ausnahmsweise erlaubt. Sonst ist Wildcampen illegal. Mitarbeiter von Ordnungsämtern haben alle Hände zu tun. Schließlich dürfen Campingplätze wieder öffnen. Auch das internationale Reisen wird einfacher. Aber es regnet eben häufig im Sommer 2021.

Hohe Spritpreise gut für Inlandstourismus?

Anfang 2022 folgen neue Hoffnungen. Doch vor allem jüngst im März treibt der Ukraine-Krieg die Spritpreise in ungeahnte Höhen. Gerade große Wohnmobile und Wohnwagen zu bewegen wird teurer. Jessica und Oliver Schupp, die in Fachbach an der Lahn einen Campingplatz betreiben, bieten daher vorübergehend einen Rabatt von 20 Prozent für ihre Stellplätze an. Oliver Schupp: „Da war es schönes Wetter, und es gab eine super Resonanz auf die Aktion.“

Verbandsgeschäftsführer Lang sagt: „Ich denke, die hohen Spritpreise sind für uns eher förderlich. Dann fahren die Leute nicht so weit weg und bleiben eher im Nahbereich.“ Also womöglich Rheinland-Pfalz statt Provence, Toskana oder Kroatien.

Lahn-Campingplatz-Chef Oliver Schupp hofft sehr, „dass Corona mehr oder weniger zu Ende ist“ – wenn sich schon das Wetter nie länger voraussagen lässt. Er setzt zur Vergrößerung seiner Gästeschar immer wieder auf Sonderaktionen. Beispielsweise auf Biercamping mit Ständen regionaler Brauereien, auf Grillcamping mit einem Fleischsommelier, der Grilltipps gibt, oder auf Weincamping mit mehreren Winzern, die ihren Rebensaft ausschenken.

Hohe Preise für gebrauchte Reisemobile

Die Branche, die laut dem Trippstadter Campingplatzbetreiber Nothof inzwischen teils auch ungewöhnliche Schlafstätten wie Hexenhäuser, Schlaffässer und Baumhäuser anbietet, hat noch ein anderes Problem: Neue Vehikel sind nur schwer zu bekommen. Nothof, der auch Reisemobile und Caravans eines deutschen Traditionsherstellers verkauft, sagt: „Die Liefersituation ist sehr schwierig geworden.“ Die Lieferketten funktionierten nicht. „10 oder 15 Jahre alte gebrauchte Reisemobile werden deshalb teils zu Neupreisen verkauft.“

Noch ein Problem gibt es in den Gebieten der Flutkatastrophe vom Juli 2021: Zahlreiche Campingplätze öffnen hier laut ihrem Branchenverband verspätet – oder womöglich nie mehr. Nach früheren Angaben der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord gibt es im extrem hochwassergeschädigten Ahrtal von 18 geprüften Campingplätzen nur noch für vier Bestandsschutz. Die anderen müssen erneut Bauanträge stellen und sich um wasserrechtliche Ausnahmegenehmigungen kümmern. Bei der Flut sind allein im engen Ahrtal 134 Menschen getötet, Tausende Gebäude verwüstet und etliche Campingplätze zerstört worden.

Und nun noch Ukraine-Krieg und Inflation. Verbandschef Koch sagt: „Wir wissen nicht, was noch für Preissteigerungen auf uns zurollen.“ Auch das Öl fürs Frittieren von Pommes frites sei teuer geworden. Die Gastronomie auf Campingplätzen wisse nicht, „wie lange sie überhaupt noch Pommes frites anbieten kann“.

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