Koblenz
Olympia und Transformation: Paris hat Maßstäbe gesetzt

Es fängt schon damit an, wie es aufhört. Das olympische Feuer ist erloschen, die Spiele sind vorbei – das ist die althergebrachte Formulierung für die Schlusssequenz olympischer Spiele, wie sie für die Schließung des Spiele-Paradieses Paris allerdings nur zur Hälfte zutrifft.

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Was einstmals als olympisches Feuer galt, war in der Stadt der Lichter eine durch Leuchtdioden inszenierte Feuer-Illusion. 200 Hochdrucknebeldüsen erzeugten eine Wasserdampfwolke, um den Flacker- und Raucheffekt echter Flammen zu erzeugen. Das Feuer in Paris, es wurde einfach ausgeknipst.

Wohltuend andere Spiele

Paris war von Beginn an anders. Und so wie die Spiele in der Seine-Metropole begonnen haben, fanden sie in den folgenden 16 Tagen auch ihre Fortsetzung. Bunt, vielfältig, kreativ und innovativ. Mitunter sogar provokativ, wo Konventionen auf künstlerische Freiheit trafen. Wie auch immer: Paris hat bei dem Vorhaben, die Spiele der Neuzeit in ein zeitgemäßes und in Teilen nachhaltiges Sportereignis zu transformieren, Maßstäbe gesetzt. Wenn der Grad der Begeisterung ein Indikator ist, haben die Franzosen diesen Wandel nicht nur erduldet, sondern mit großem Applaus begleitet.

Paris, das war natürlich auch eine weitgehend gelungene Inszenierung seiner selbst. Aber gut, wenn wohltuende Leichtigkeit zum Bestandteil französischen Hauptstadtlebens gehört, dann wurde diese Leichtigkeit für zwei Wochen glaubhaft vermittelt. Zur Wahrheit gehört freilich auch: In den Banlieues, den problembeladenen Vororten von Paris, muss sich erst noch weisen, ob die zu den Spielen eingeleiteten Maßnahmen die Lebenssituation der Menschen dort nachhaltig verbessern können. Olympische Spiele sind eben immer auch das Werk findiger Illusionisten, die um die Macht und den schönen Schein der Bilder wissen.

Aufreger durften nicht fehlen

Nicht Illusion, sondern Realität waren all die herausragenden sportlichen Leistungen. Beim olympischen Motto „höher, schneller, weiter“ hat Paris sein Soll übererfüllt. Langeweile kam nie auf, was auch an so manchem Aufreger liegt, der diese Spiele begleitet hat. Allen voran die Geschlechterdebatte um zwei Boxerinnen, die Algerierin Imane Khelif und Lin Yu-ting aus Taiwan. Als spiegelten bilogische Definitionen die Realität wider und handele es sich bei Intersexualität um den Begriff aus einem Paralleluniversum, wurden zwei Sportlerinnen, die als Frauen geboren wurden und sich als Frauen fühlen, in den sozialen Netzwerken diffamiert. Wo der Mensch sein eigener Wolf ist, bleibt kein Platz für Toleranz. IOC-Boss Thomas Bach hat mit seiner geschlechter-inklusiven Haltung Rückgrat bewiesen und den Sportlerinnen beigestanden. Erfreulich!

Sportförderung – wann tut sich endlich was?

Als weniger erfreulich werden jene die Tage von Paris bilanzieren, die den Grad ihrer Zufriedenheit mit olympischen Spielen an der Anzahl deutscher Medaillen festmachen. Ja, der stete Rückgang bei der Jagd nach Edelmetall aus bundesdeutscher Sicht mag zu denken geben. Fast noch bedenklicher ist in dem Zusammenhang, wie nervtötend umständlich, kompliziert und damit langsam ein neues Konzept zur Spitzensportförderung auf den Weg gebracht werden soll. Aktuell wird über die Besetzung einer unabhängigen Agentur gestritten, die demnächst das Geld verteilen soll. Noch mehr Geld, hat doch der Bundestag den Sportetat um 49 Millionen Euro erhöht. Steuergeld, das verpflichtet, wenn in vier Jahren in Los Angeles das olympische Licht wieder angeknipst wird.

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