Umweltschutz: Kommunen als Klima-Retter
Die Transferstelle Bingen (TSB) ist ein Institut der Binger Fachhochschule. Hier werden Kommunen und Institutionen in Sachen Energieversorgung und Klimaschutz beraten, Konzepte und Masterpläne erstellt. Von den 125 Projekten pro Jahr wird ein Drittel von Kommunen in Auftrag gegeben. „Das Thema Klimaschutz ist längst in den Kommunen angekommen“, sagt Münch. „Bei den Konzepten sind sie schon sehr weit.“ Wie vielfältig die Möglichkeiten sind, wurde nun auf einer Tagung in Bingen klar: Umstellung der Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED, Dämmen der Gebäude, aber auch Fotovoltaik oder Mobilitätsangebote mit Carsharing etwa für ein Neubaugebiet waren Thema.
Ein Beispiel aus der Praxis: „Das einfachste war die Umstellung der Beleuchtung auf LED“, sagt Bürgermeister Karl Keilen (CDU) aus Bornheim in der Südpfalz. Dabei habe er zuerst Angst gehabt, „dass es den Leuten zu dunkel ist“. Als die Straßenbeleuchtung aber da war, „bin ich durch den ganzen Ort gegangen – und alle, die ich traf, denen war es zu hell“. Dass die Bewahrung der Vergangenheit oft wichtiger sei als eine Innovation, hält Keilen für falsch: „Das Alte muss zerdeppert werden“, sagt er. „Ich fahr jetzt nur noch E-Bike.“
Eine weitere Erfolgsgeschichte erzählt Architekt Kai Schulz aus der Gemeinde Horn im Hunsrück: „Es gab eine Ratssitzung, da haben wir gesagt: Lassen wir die Zukunft jetzt beginnen.“ Das Gemeindehaus musste saniert werden – heraus kam eine Fotovoltaikanlage mit 96 Modulen. Heute werben sie mit dem Slogan: „In Horn scheint die Sonne auch nachts.“
Ein wichtiges Zukunftsfeld für viele Gemeinden, nenn Joachim Walter, Geschäftsführer der TSB: Eigenstromversorgung etwa durch Fotovoltaik. Das bringe Wertschöpfung am Ort, weil das Geld in Solarstrom fließt, statt an große Konzerne für Gas oder Öl. „Was wir jetzt brauchen, ist mehr Umsetzen – die Konzepte sind eigentlich da“, sagt Walter. Und er rät: „Es braucht einen Berater in der Kommune, der die Erfahrung hat, eine Zahlenbasis schafft und mit den Akteuren spricht.“ Denn bei allen Erfolgen gibt es auch Probleme. Zwar gebe es in Rheinland-Pfalz um die 50 Klimaschutzmanager und viele Kommunen hätten auch Strategien entwickelt – doch mitunter fehle dann einfach das Geld für die Umsetzung.
„Oft ist die Finanzaufsicht eine Bremse bei den finanzschwachen Kommunen“, kritisiert Walter. Dabei werde aber das Einsparpotenzial vieler Maßnahmen nicht berücksichtigt. „Ein Appell wäre, dass auch die Zukunftsfähigkeit einer Gemeinde berücksichtigt wird“, mahnt der Experte an. Außerdem sei es wichtig, auch die Bürger einzubeziehen, betont Walter: „Man kann zum Beispiel die Vorschläge von Verkehrsgruppen wie dem Verkehrsclub Deutschland über Radwege oder Carsharing mitnehmen und sie in den Gremien beschlussfähig machen“, rät er den Gemeinden: „Da nutzen die Kommunen brach liegende Potenziale noch nicht genug."
Von unserer Mitarbeiterin Gisela Kirschstein