Pydna
Nachbericht: Nature One - Wo die Nächte schlaflos sind
Nachbericht: Nature One - Wo die Nächte schlaflos sind

Drei Tage Party, Spaß und Tanz: die Nature One 2010.

Andreas Jöckel

Pydna - Für manche ist sie ein lärmender Jahrmarkt, auf dem sich Star-DJs ordentlich feiern lassen. Für die 55.000 Besucher war die 16. Ausgabe der „Nature One“ aber wieder drei Tage Party, Spaß und Tanz.

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Pydna – Für manche ist sie ein lärmender Jahrmarkt, auf dem sich Star-DJs ordentlich feiern lassen. Für die 55.000 Besucher war die 16. Ausgabe der „Nature One“ aber wieder drei Tage Party, Spaß und Tanz.

Ein wenig verwundert war Woody van Eyden schon, belustigt in jedem Fall. Und vielleicht war der holländische Star-DJ auch in seinem Stolz verletzt. So jedenfalls klang es, als er diese kleine Episode erzählte: Zwei „von diesen Jungs“ hatten ihn im Künstlerbereich der „Nature One“ angesprochen, als sie sein Bändchen mit der edlen All-Areas- Akkreditierung erblickten: „Die beiden Jungs sagten also: ,Arbeitest du hier?‘ – Ich sagte: ,Ja.‘ – Sie: ,Bist du DJ?‘ – ,Ja.‘ – ,Legst du noch auf?‘ – ,Ja, ich habe außerdem diese Nature-One-Hymne kombiniert.‘ – ,Aha.‘“

Ja, van Eyden war richtig „busy“ bei dieser 16. Ausgabe der „Nature One“. Die Sache mit der Hymne „Nature One Inc.“ haben sie schon im Januar festgeklopft. Dazu hat der 47-Jährige den Club „HeavensGate & Butan“ auf dem Hügel nahe des „Century Circus“ mitproduziert und ist dort auch an beiden Tagen neben guten Bekannten wie Menno de Jong und Alex Morph aufgetreten. Van Eyden: „Ich wollte die ganze Zeit mal zwischendurch schlafen. Aber es ging nicht. Ich dachte mir: ,Hey, Junge, du musst einfach wieder los.‘“

Zu guter Letzt war er, der seine Kurzhaarfrisur inzwischen gegen eine Elvis-Tolle eingetauscht hat, mit Morph der letzte Künstler auf dem Open-Air-Floor, der Vorzeigebühne der „Nature One“. Danach aber war es endlich einmal ruhig um und für ihn. „Ich bin bis neun Uhr gebucht, lasse mich heim fahren – selbst kann ich das dann nicht mehr –, schlafe drei Stunden und fahre danach drei Wochen in den Urlaub.“ Nach Dänemark. Etwas spießig, musste van Eyden zugeben, aber er habe ja auch eine junge Familie.

Die alten Bekannten der „Nature-One“-Familie indes mischten natürlich auch in diesem Jahr wieder mit. Wie Armin van Buuren, der weltbeste⋌DJ,⋌der⋌mit⋌seinen 
Trance-Klängen prominent nach Hymne und Feuerwerk auftrat. Leider gerade dann, als der Regen einsetzte.

Oder die Disco Boys, die am späten Freitagabend das „House of House“ beschallten. Die Stücke der Hamburger setzen sich bekanntlich oft aus einem kräftig durchgemixten Medley aktueller Charts zusammen. An diesem Abend war das ein klein wenig anders: „One More Time“ von Daft Punk etwa deuteten die Boys nur kurz an, um Daft Punkt gleich mit ihren Synthesizern zu beackern.

Das hatte zur Folge, dass flächige Gesangsparts ausblieben, die beiden DJs nicht einmal die Refrains zuließen und so ihren Fans das Mitsingen verwehrten. Selbst ihr extrem populäres Manfred-Mann-Cover „I Came For You“ versteckten die Disco Boys zwischen Bass und Beats.

Mit eingängigen Gesangspassagen geht Paul van Dyk sowieso sparsam um. Seinen Trance-Klängen macht das aber auch nichts aus. So engagiert, wie er sich vergangene Woche bei „Maybrit Illner“ zum Loveparade-Drama geäußert hatte, so motiviert mischte er den Open-Air-Floor auf. Voll war da die Tanzfläche, voll besetzt auch die umliegenden Hügel. Deren Besteigung hatte wegen der ramponierten Stufen für einigen Unmut gesorgt. Veranstalter Nik Schär dazu: „Wir haben das auf dem Zettel. Ich sehe da aber keine Gefahr, der Rheinsteig ist gefährlicher. Man kann sich genauso gut den Fuß auf dem Campingplatz verknacksen.“

Oder sein Gehör in den Klubs „Thunderdome“, „Hardcore Gladiators“ oder „Tunnel Trance Force“ traktieren lassen. Dort, wo die Bässe aus den Boxen ballern, wo die Frisuren kürzer werden, die Kleidung eindeutige Klischees kommuniziert („Terror über alles“, „Amok“, „Hardcore“) und die Tanzschritte so mancher Gäste eher Kickbox-Kämpfen ähneln. Wo DJs wie Predator, Stormtrooper und Braincrusher eine weniger geschliffene Kommunikation mit ihrem verehrten Publikum pflegen.

Aber für ein Jahr ist das zumindest im Hunsrück wieder ganz weit weg. Für Woody van Eyden in Dänemark sowieso.

Von der Pydna berichtete unser Reporter Jan Lindner

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