Der Weinkonsum in Deutschland ist zurückgegangen. Das hat jüngst das Deutsche Weininstitut (DWI) auf Basis der Weinkonsumbilanz vermeldet. Die Deutschen haben im vergangenen Weinwirtschaftsjahr, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, rund eine Flasche pro Kopf weniger getrunken. Blickt man nur auf die Über-16-Jährigen, die tatsächlich Wein trinken dürfen, ist der Konsum um einen ganzen Liter zurückgegangen. Unsere Zeitung hat bei Marc Felten, dem Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Moselland in Bernkastel-Kues, nachgefragt, ob auch die Genossenschaft ein neues Verbraucherverhalten spürt.
Herr Felten, ist bei der Winzergenossenschaft Moselland der allgemeine Trend zu erkennen, dass die Menschen in Deutschland weniger Wein trinken?
Auch wir sehen den allgemeinen Trend zu bewussterem Alkoholkonsum. Die Gründe dafür sind der Kaufkraftverlust durch Inflation und ein seit Jahren steigendes Gesundheitsbewusstsein. Aber auch der demografische Wandel wirkt sich auf das Konsumverhalten aus – gerade die jüngere Zielgruppe konsumiert weniger Alkohol. Hinzu kommt, dass die Angebotsvielfalt alternativer Getränke und der Wettbewerbsdruck in den unterschiedlichen Getränkekategorien deutlich zugenommen haben.
Sie vertreiben ihre Produkte auch im Ausland. Wie entwickelt sich hier das Konsumverhalten im Vergleich zum deutschen Markt?
Unser Exportanteil beträgt rund 30 Prozent des Umsatzes. Wir exportieren in mehr als 30 Länder – unter anderem in die USA, nach Japan und in skandinavische Länder –, in denen das Konsumverhalten sehr unterschiedlich ist. Insgesamt spüren wir jedoch auch hier einen leichten Rückgang.
Welche Weine werden in Deutschland, welche in Exportländern verstärkt nachgefragt, mit Blick auf Rebsorte und Qualität?
Im Export spielt bei uns der Riesling eine wichtige Rolle. Er ist oft der Türöffner und ermöglicht Chancen für weitere Rebsorten wie zum Beispiel die Burgundersorten. Hauptsächlich verkaufen wir Qualitätswein, in geringerem Umfang sind auch Prädikate gefragt. In Deutschland vertreiben wir fast ausschließlich Qualitätsweine aus den Anbaugebieten Mosel, Rheinhessen, Pfalz, Nahe, Ahr, Rheingau und Luxemburg. Neben Riesling sind Weißburgunder, Grauburgunder, Chardonnay, Spätburgunder, Müller-Thurgau, Dornfelder und Bukettrebsorten beliebt, nur um einige zu nennen. Ein Trend zu einer einzelnen Sorte ist nicht erkennbar.
Ende November hat Ihre Winzergenossenschaft vermeldet, dass sie nun den ersten alkoholfreien Wein im Sortiment hat. Um was für ein Produkt handelt es sich genau?
Wir haben unter unserer Marke „Lebenslust“ eine entalkoholisierte, feinherbe Weißweincuvée aromatischer Sorten auf den Markt gebracht. Dem Wein wurde im schonenden Verfahren der Vakuumdestillation der Alkohol entzogen.
Glauben Sie, dass alkoholfreie Weine künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen?
Die Verfahren zur Entalkoholisierung bringen geschmacklich immer bessere Ergebnisse hervor. So werden alkoholfreie Weine für Konsumenten, die auf Alkohol verzichten, zur guten Alternative. Gerade in dieser Zielgruppe sehe ich noch Potenzial für neue Produkte.
Wie stellt sich die Winzergenossenschaft Moselland auf ein verändertes Konsumverhalten ein?
Unser Fokus in der Vermarktung ist und bleibt unser Traditionsprodukt Wein. Jedoch beschäftigen wir uns mit den Bereichen “alkoholfrei“ und „alkoholreduziert“, um auf die gesundheitsbewusste Zielgruppe einzugehen. Alkoholreduzierter Wein, weinrechtlich „teilweise entalkoholisierter Wein“, hat einen Alkoholgehalt von mehr als 0,5 und weniger als 8,5 Volumenprozent. Es gilt, über den Tellerrand hinauszuschauen und Felder zu finden, die wir aktuell noch nicht oder nicht vollständig besetzen.
Die Fragen stellte Cordula Sailer-Röttgers
Die Winzergenossenschaft Moselland
Die Mitglieder der Winzergenossenschaft Moselland kommen von der Mosel, der Nahe, aus der Pfalz sowie aus Rheinhessen. Sie liefern an 21 Kelterstationen ihre Trauben bei der Genossenschaft ab, wie Geschäftsführer Marc Felten erklärt. Die Niersteiner Weingenossenschaft (Rheinhessen) und die Rietburg Weingenossenschaft (Pfalz) sind Zweigniederlassungen der Moselland eG. Die Nahetal GmbH ist eine Tochterfirma.
“90 Prozent unserer Weine verkaufen wir im Lebensmitteleinzelhandel, sowohl im Inland als auch im Export", wie Felten erklärt. 10 Prozent entfielen auf den Direktvertrieb in Vinotheken der Genossenschaft, den Fachhandel sowie die Gastronomie.
Kooperationen unterhält die Winzergenossenschaft mit der Ahr Winzer eG, der Weinland Rheingau eG, Domaines Vinsmoselle und dem Weingut Pfaffmann. Die Moselland eG vermarktet deren Produkte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel.
Zur Person
Marc Felten ist seit Oktober 2023 Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Moselland. „Schon meine gesamte berufliche Laufbahn bin ich in der Weinbranche tätig“, erklärt Felten unserer Zeitung. „Vor dem Wechsel zu Moselland war ich in einer großen Kellerei für die Bereiche Export Skandinavien, Lohnabfüllung und Weineinkauf international verantwortlich.“ red