Toptipp: Osterspaier Langhalsweg ist Deutschlands schönster Wanderweg
Mittelrheinherz und gemütliche Schaukelbank
Am Langhalsbrunnen in Osterspai beginnt der Rundwanderweg Osterspaier Langhalsweg. Foto: Joachim Schönherr/Rheinland-Pfalz Tourismus
Joachim Schönherr / Rheinland-Pf

Osterspai. Anfang August gab es in Osterspai allen Grund zu feiern. Dem mit großem ehrenamtlichen Einsatz entstandene Osterspaier Langhalsweg wurde die Auszeichnung „Deutschlands schönster Wanderweg 2024“ verliehen. Von insgesamt 44.000 Wählerstimmen fielen sensationelle 9393 Stimmen auf den Rundweg im Welterbe Oberes Mittelrheintal und Naturpark Nassau. Bisher lag der Stimmenrekord bei der vom Wandermagazin durchgeführten alljährlichen Wahl bei um die 6000.

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Schöne Pfade, imposante Felsklippen und traumhafte Aussichten auf das Mittelrheintal vom Bopparder Hamm bis zur Marksburg waren schon mal gute Voraussetzungen für einen der vorderen Plätze. Doch dabei beließen es die Osterspaier nicht, sondern platzierten entlang der Strecke ideenreich einige Besonderheiten: einen Erdkühlschrank mit Getränken, eine Schaukelbank, Wanderstöcke zum Wunschpreis und das Mittelrheinherz als Rahmen für ein Erinnerungsfoto. Außerdem stellt sich der Ort auf dem Weg mit seiner Geschichte vor: Obst- und Weinbau, Viehhaltung, Steinbrüche und Bergbau.

Die Rundwanderung beginnt am Langhalsbrunnen in der Dorfmitte. Das ist nicht nur ein beliebter Treffpunkt, sondern übers Jahr auch der Ort für alle Feierlichkeiten wie Dorffest, Kirmes, Fassenacht und Martinimarkt. Auf einer der drei mächtigen Basaltsäulen des Brunnens sitzt ein lustiger Kerl als Brunnenfigur: der Langhals. Da lag es nahe, die Rundwanderung nach ihm zu benennen und ihn auf der Wegmarkierung abzubilden.

Aus dem Dorf hinaus geht es bergan über den Rheinsteigplatz und den Bergweg in den Wald und zum Rheinsteig, den der Rundwanderweg zum Teil nutzt. Dort macht der Wanderstockladen mit einer Kasse des Vertrauens das einmalige Angebot, einen geschnitzten Wanderstock zum Wunschpreis zu erwerben. Die Einnahmen werden für die Erhaltung des Weges eingesetzt. Auf dem Rheinsteig gelangen die Wanderer zur ersten schönen Aussicht auf Schloss Liebeneck. Das im 16. Jahrhundert für die Herren von Liebenstein errichtete Schloss ist heute in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

Nächster Aussichtspunkt ist die Florianshütte mit einem ersten Ausblick auf Osterspai und das „enge Türchen“, eine begrünte Sandbank, die rheinabwärts im Sommer eine beliebte Badestelle ist. Über eine große Weide geht es weiter zu einer kleinen Kapelle am Pilgerweg. Früher pilgerten Gläubige hier entlang zum Wallfahrtskloster Bornhofen. Es ist ein schöner Platz für eine Rast. Dem Rheinsteig folgend, führt der Weg über den Hinnerscht Bach und den Landsberg ins Tal des Heiligenbachs. Und schon ist beim Aufstieg zur Kipplei wieder Kondition gefragt. Oben entschädigt der Panoramablick von Boppard bis Braubach für die Mühe und eine Bank lädt zum Ausruhen unter tibetischen Gebetsfahnen ein. Ein Korb mit beschrifteten Steinen will zu neuer Motivation inspirieren und fordert dazu auf, eines der Steinchen mitzunehmen: „Nimm, was du brauchst …“ – Ausdauer, Energie, Geduld, Kraft, Spaß, Zuversicht, Lust, Vertrauen …

Am Steinbruch erfahren die Wanderer, wie dort Steine für Bruchsteinkeller und Weinbergsmauern aus dem Felsen geschlagen wurden. Sie sind vielerorts in Osterspai verbaut und bestimmen das Ortsbild. Die steile Felswand im Steinbruch ist idealer Brutplatz für Turm- und Wanderfalken sowie Uhus, die dort vor Besuchen von Fuchs und Marder sicher sind. In der Senke des Heiligenbaches nimmt der Langhalsweg Abschied vom Rheinsteig, passiert zwei Bergwerksstollen aus dem 19. Jahrhundert und führt auf einem sehr schönen Pfad kurz bergauf und an der Hangkante oberhalb des Rheins zu zwei weiteren Aussichtspunkten.

Das perfekte Foto gibt es am Mittelrheinherz mit dem Mittelrheintal, Osterspai und dem Bopparder Hamm als Hintergrund. Und damit auch keiner auf dem Foto fehlt, wurde eine feste Halterung fürs Handy installiert. Ein wenig später kann man auf der Rheinschaukel Platz nehmen und die einzige Stelle im Rheinverlauf sehen, wo der Fluss von Westen nach Osten fließt.

Das Mittelrheinherz am Osterspaier Langhalsweg.
Sebastian Reifferscheid / Rheinl

Im Hinnerschtbachtal folgt der letzte und längste Anstieg der Tour. Am Hexenköpfel wird an ein dunkles Kapitel der Geschichte erinnert. Dort befand sich einer der Richtplätze für vermeintliche Hexen. Hexenprozesse gab es in der Region von 1300 bis 1750. Mit Blick auf die St. Martin Kirche, die Alte Burg und viele schöne Fachwerkhäuser geht es nach rund acht Kilometern Wanderstrecke zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Die meisten Fachwerkhäuser, überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert, stehen entlang der Hauptstraße: das alte Pfarrhaus, Haus Bender und vor allem Haus „Schnatz“, dass alle anderen mit besonders reichem Schnitzwerk und Formenreichtum übertrifft.

Nähere Informationen: Romantischer Rhein Tourismus, An der Königsbach 8, Koblenz, www.rlp-tourismus.de/romantischer-rhein

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